Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung: Erinnerung an die Nazi-Opfer in Halle
Mit Kranzniederlegungen auf dem Gertraudenfriedhof wurde am Sonntag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Der Landesverband der Verfolgten des Naziregimes und der Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Sachsen-Anhalt e.V. hatten dazu eingeladen.
Halles Kulturdezernentin Judith Marquardt sprach von einer dauerhaften Selbstverpflichtung. „Das darf nicht vergessen werden.“ Es müsse alles getan werden, damit sich Rassismus und Nationalsozialismus nicht wieder ausbreiten. Die Erinnerung sei nötig, damit es nicht zu einer Wiederholung komme. Marquardt forderte ein Aufstehen gegen Rassen- und Geschlechter-Diskriminierung, gegen die Unterdrückung von Minderheiten. „Wir müssen zu Wachsamkeit mahnen. Vom Leid der Opfer erzählen, Überlebenden eine Stimme geben.“ Nötig sei eine Festigung der Werte bei Kindern und Jugendlichen. Marquardt erinnerte daran, dass Zeitzeugen aussterben. Aber ihre Geschichten müssten weitererzählt werden.
Valetin Hacken vom Bündnis „Halle gegen Rechts“ sprach die 180 Toten durch Rechte Gewalt seit der Wiedervereinigung an. Durch die Erstarkung der AfD hätten sich viele rassistische und völkische Meinung in Teilen der Bevölkerung verfestigt. Diese Entwicklung sei bedenklich.
Am Denkmal der “679 vom nationalsozialistischen Staat Gemordeten” wurden anschließend Kränze niedergelegt. Tatsächlich sind hier lediglich 455 Opfer begraben, die restlichen 224 Urnen sind in einem internationalen Bereich des Gertraudenfriedhofs bestattet. Unter den Toten, an die mit der Gedenkstätte erinnert wird, waren auch 150 Kranke und Behinderte.
Die Geschichte des Gedenktages geht ins Jahr 1945 zurück. Damals ergriffen Überlebende der Nazidiktatur 1945 die Initiative und führten in Berlin-Neukölln in der Werner-Seelenbinder-Kampfarena eine Gedenkfeier mit 100.000 Teilnehmern durch. Doch ab 1947 habe eine Schlussstrich-Mentalität eingesetzt. Der Osten führte den Tag der Opfer des Faschismus ein, der durch das Regime für die eigene Legitimierung missbraucht worden sei. Im Westen hingegen galt eine Teilnahme am OdF-Tag als prokommunistische Aktion. Und so hatte sich in Ost und West eine unterschiedliche Gedenkkultur entwickelt. Erst seit der politischen Wende 1989 findet das Gedenken als “Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung” gemeinsam in Ost wie West statt.
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