Ministerpräsident Haseloff besucht Physik-Institut der Uni Halle – Lehramtsausbildung im Fokus

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff hat am Montag der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg einen Arbeitsbesuch abgestattet. Im Mittelpunkt stand dabei die praxisorientierte Ausbildung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern im Fach Physik. Der Besuch führte den promovierten Physiker gemeinsam mit Uni-Rektorin Claudia Becker unter anderem in ein Seminar zu schulpraktischen Übungen am Institut für Physik.
Insgesamt 120 Studierende lernen derzeit an der MLU im Lehramt Physik. Im Gespräch mit acht Studierenden des vierten Fachsemesters informierte sich Haseloff über Inhalte, Herausforderungen und persönliche Erfahrungen im Studium. Einen besonderen Schwerpunkt nahmen dabei die Schulpraktika ein – drei jeweils vierwöchige Einsätze an Schulen, die fester Bestandteil des Lehramtsstudiums sind.
Ein Student schilderte, wie wichtig anschauliche Beispiele für den Lernerfolg im Unterricht seien. Besonders gut funktioniere es, wenn der Unterricht Bezug zur Lebensrealität der Jugendlichen habe und sie aktiv mitarbeiten könnten. In seinem Praktikum am Genscher-Gymnasium in Halle habe er mit Achtklässlern das Verhalten von Gasen sowie technische Anwendungen wie den Verbrennungsmotor und den Kühlschrank thematisiert.

Regelstudienzeit kaum zu schaffen
Dass die Ausbildung ambitioniert ist, zeigt sich an der Regelstudienzeit: Neun Semester sind vorgesehen – eine Marke, die viele Studierende nur schwer erreichen. Der Grund liegt in organisatorischen Überschneidungen zwischen den Fachbereichen, da neben Physik auch ein Zweitfach studiert werden muss, wie Studierende berichteten. Zur Auswahl stehen unter anderem Mathematik, Chemie oder Geografie. Die jeweiligen Seminare finden zum Teil zeitgleich statt.
Der Bedarf an qualifizierten Lehrkräften ist in Sachsen-Anhalt groß – das wurde beim Besuch ebenfalls deutlich. Dass sich Studierende bewusst für das Lehramt entscheiden, wird auch außerhalb des Bundeslands registriert: Ein junger Mann aus Hamburg etwa studiert aktuell Physik auf Lehramt in Halle. Die Entscheidung für die Saalestadt fiel auch aus persönlichen Gründen – seine Partnerin studiert hier Humanmedizin.
Lehrer sehen Quereinsteiger als Gewinn
Im Austausch mit Lehrkräften und Universitätsmitarbeitenden sprach Haseloff auch das Thema Quereinstieg in den Lehrerberuf an. Der Ministerpräsident betonte, dass man in der Vergangenheit zu “halbseidenen Kompromissen” habe greifen müssen, um dem Personalmangel entgegenzuwirken. Dennoch zeigten sich erfahrene Pädagogen offen für diesen Weg: Die zusätzliche fachliche Breite, die Quereinsteiger mitbrächten, könne auch für die Kollegien ein Gewinn sein, berichtete ein Lehrer, der in die Ausbildung der Studierenden eingebunden ist.
Mit seinem Besuch unterstrich Haseloff die Bedeutung der Lehramtsausbildung für die Zukunft des Bildungssystems in Sachsen-Anhalt. Die praxisnahe Betreuung an der Universität sowie das Engagement der Studierenden wurden von allen Seiten hervorgehoben. Die Landesregierung will weiterhin in Ausbildung und Lehrkräftegewinnung investieren – ein Schritt, der angesichts des hohen Bedarfs dringend notwendig erscheint.

Regelstudienzeit war immer schon eine theoretische Planungsgrundlage und kein realistisches Ziel für alle Studenten. Besonders nicht in den überfrachteten Lehramtsstudiengängen und wenn die Mehrheit der Studenten nebenbei noch arbeiten gehen muss.
„Regelstudienzeit kaum zu schaffen“
Wenn der Wille da ist, reicht auch die Regelstudienzeit locker aus.
„Überschneidungen zwischen den Fachbereichen, da neben Physik auch ein Zweitfach studiert werden muss, wie Studierende berichteten. Zur Auswahl stehen unter anderem Mathematik, Chemie oder Geografie.“
Wer mit Physik klarkommt, hat erst recht kein Problem mit Mathematik. Nicht umsonst bezeichnen Physiker Mathematik gerne als „Hilfswissenschaft“. 🙂
Auch wenn ich selbst nicht Physik oder Mathematik studiert habe, so kenne ich die Problematik der Überschneidungen. Während meiner Studienzeit habe ich das Problem wie viele meiner Kommilitonen auch gelöst: Die sich überschneidenden Vorlesungen wurden einfach in A- und B-Wochen aufgeteilt, „der Rest“ wurde dann am Wochenende im Selbststudium erarbeitet. So etwas ist nur eine Frage des Wollens.
Da geht es um Physik und nicht um banale BWL Themen für Buchhalter. Da wird die Zeit auch mal etwas knapper. Ich denke sogar, für Sie wäre dieses Studium unmöglich zu schaffen. Behaupten mag ich es aber mangels Wissen nicht.
@PaulusHallenser:
Es ist erstaunlich wie man nur – verzeihen Sie den Ausdruck – so borniert und ignorant sein kann, um eine offenkundig organisatorische Problemlage auf eine simple Frage des Wollens zu reduzieren.
Der Saulus hat meistens mehr Meinung als Wissen.
Ihr seid euch sehr ähnlich.
Ist es denn notwendig, dass alle zukünftigen Lehrenden eine Mehr-Fach-Ausbildung erhalten? Selbst wenn eine Schule ein partielles Überangebot an Physik-Lehrenden hätte, könnten insbesondere in großen Städten wie Halle Ein-Fach-Lehrende an andere Schulen abgeordnet werden.
Die Aussage „Lehrer sehen Quereinsteiger als Gewinn“ scheint vom Minister zu kommen. Wird diese durch den Philologen-Verband oder die GEW oder unabhängige Umfragen bestätigt? Ist im Schulalltag überhaupt Zeit, von den Zusatzqualifikationen der Quereinsteigenden zu profitieren?