Beförderungen, Rettungsdienst und dritte Wache: Weihnachtsbesuch bei der Feuerwehr
Während die Hallenser zusammen mit ihren Familien am Weihnachtstisch saßen, wurde in Krankenhäusern, Polizeistationen, Pflegeheimen, bei Bahngesellschaften und der Feuerwehr gearbeitet. Traditionell schaut Oberbürgermeister Halles Bernd Wiegand deshalb an Weihnachten bei den Kameraden der Feuerwehr vorbei, den Kameraden in der Südwache stattete er am ersten Weihnachtsfeiertag einen Besuch ab. Für sie gab es eine dicke Weihnachtsgans sowie selbstgebackenen Kuchen von Tobias Teschner, Fachbereichsleiter Ordnung und Sicherheit.
„Danke für Ihren Dienst“, sagte Wiegand. Er hob den weiterhin ausgeglichen Haushalt hervor. Dieser ermögliche auch Investitionen in die Feuerwehr. So werden drei neue Rettungswagen ausgeschrieben. Im Januar werden zwei neue Hilfeleistungslöschfahrzeuge bestellt, eins für die Hauptwache und eins für die Südwache. Sie werden vermutlich Ende 2017 oder Anfang 2018 geliefert, der Aufbau eines HLF dauert in der Regel 12 Monate. Repariert werden muss das Notfalleinsatzfahrzeug (NEF) der Südwache, hier gibt es technische Probleme, unter anderem mit der Rückfahrkamera. Es gab in der Vorwoche zudem 26 Beförderungen innerhalb der Feuerwehr. Und dabei soll es nicht blieben, machte Feuerwehrkommandant Robert Pulz deutlich. So sollen 22 Feuerwehrleute zu Oberbrandmeistern befördert werden, die interne Ausschreibung dazu sei bereis gelaufen und im Januar könne die Vergabe erfolgen. Um aufzusteigen, müssen die Kameraden Sonderaufgaben wie Rettungsdienst, ABC oder Höhenrettung übernehmen. Über Jahre hinweg hatte es eine solche Ausschreibung in der Stadt nicht gegeben.
Auch die geplante dritte Wache der Berufsfeuerwehr an der Delitzscher Straße im Bereich Osttangente war Thema. Im kommenden Jahr beginnen die intensiven Planungen, so Wiegand. Die Inbetriebnahme sei für 2019 geplant. Die Wache ist nötig, um die Hilfsfristen insbesondere im Star Park einzuhalten. Die neue Wache, geführt als Außenstelle der Südwache, soll aber auch für Trotha und Frohe Zukunft zuständig sein. Ausgestattet wird die Wache mit einer neuen Drehleiter sowie einem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF2). In die Planungen, so versprach es Feuerwehrkommandant Robert Pulz, werden die Feuerwehrleute mit einbezogen. Neben der Berufsfeuerwehr soll das neue Gebäude dann auch die Freiwillige Feuerwehr Büschdorf beherbergen.
OB Wiegand machte bei seinem Besuch deutlich, dass die Kameraden auch sagen, falls irgendwo der Schuh drückt. Im ausklingenden Jahr hätten sechs Feuerwehrleute das persönliche Gespräch mit ihm gesucht. Und auch zum Weihnachtsbesuch konnten die Kameraden einige Probleme an Wiegand herantragen. Dabei wurde deutlich, dass die Feuerwehrleute insbesondere durch die steigenden Anforderungen im Rettungsdienst Sorgen haben. Die Berufsfeuerwehr übernimmt ein Viertel aller Rettungsfahrten in Halle, viele Feuerwehrleute sind parallel auch Rettungssanitäter. Doch dieses Berufsbild fällt weg, wird durch den Notfallsanitäter ersetzt, der wiederum mehr Aufgaben hat. Entsprechend umfangreiche sind auch dessen Aufgaben. Der Gesetzgeber will auf diese Weise den Einsatz von Notärzten reduzieren. „Wir haben die Sorge, dass die Feuerwehr hinten runter fällt und die Qualität nachlässt“, sagte ein Kamerad mit Blick auf die umfangreicheren Aufgaben und anstehenden Fortbildungen für diesen Bereich. Er machte deshalb den Vorschlag, dass die Stadt im Stellenplan explizit Stellen für Feuerwehrleute schafft, die nur Rettungsdienst fahren. „Wir stehen momentan mit der Qualität gut da“, meinte ein Kamerad. Doch das Problem sei, dass viele ältere Feuerwehrleute in den Ruhestand gehen. Den Jüngeren fehle die Erfahrung bei Brandeinsätzen, weil sie viel öfter bei Rettungsdiensteinsätzen tätig sind. Aus diesem Grund befürworten viele Kameraden die Spezialisierung, also das nicht jeder alles können muss. „Wir haben schon jetzt anspruchsvolle Aufgaben.“ Er befürchtet auch mit Blick auf die Klagefreudigkeit der Patienten negative Auswirkungen. EIn weiterer Kamerad regte auch ein geschicktes Personalmanagement an. Dabei spielte er auch die unterschiedliche Belastung der Haupt- und der Südwache an. So würden die Kameraden der Hauptwache wesentlich seltener zu Rettungsdiensteinsätzen gerufen. Seine Befürchtung ist, dass bei der Beibehaltung der jetzigen Verfahrensweise sich nicht genügend Kollegen finden lassen, die sich als Notfallsanitäter weiterqualifizieren wollen.
Tobias Teschner sagte aber, dass ab 2021 der Einsatz der Notfallsanitäter zwingend sei. „Wir wollen, dass alle auf den Fahrzeugen helfen können. Die Herausforderungen müssen wir annehmen.“ Feuerwehrkommandant Robert Pulz machte aber deutlich, dass sich die Stadt für die Notfallsanitäter eine Zulage wünscht, diese aber derzeit beamtenrechtlich nicht umsetzbar sei. Deshalb habe man beim Land einen entsprechenden Antrag gestellt. Wer also von den Feuerwehrleuten die Zusatzausbildung hat und im Rettungsdienst mitfährt, der soll auch besser bezahlt werden. OB Wiegand will sich nun auch die Möglichkeiten einer eigenen Berufsgruppe innerhalb der Feuerwehr erläutern lassen. „Diesen Impuls nehmen wir gerne auf“, sagte er. Pulz erklärte, dass es auch keine einheitliche Regelung bundesweit gebe. Berlin beispielsweise lasse den kompletten Rettungsdienst von der Berufsfeuerwehr mit erledigen. Andere Städte wiederum kaufen die Leistungen komplett ein. In Halle ist die Berufsfeuerwehr für ein Viertel der Rettungseinsätze verantwortlich. „Jede Stadt hat ein eigenes Modell“, merkte er an.
Ein angestellter Feuerwehrmann beklagte, dass er sich seit zwei Jahren „verarscht“ fühle. So lange dauere bereits seine Prüfung der Verbeamtung. Er wünschte sich Ehrlichkeit. Es solle offen gesagt werden, was gegen eine Verbeamtung sprechen würde. „Und nicht Monat für Monat rauszögern.“ Auch zehn weitere Kameraden betrifft diese Verfahrensweise. Sie waren vor zwei Jahren im Rahmen einer Stellenausschreibung zur Berufsfeuerwehr gekommen. OB Wiegand bot ein persönliches Gespräch an, will sich nun die Personalakten zukommen lassen. „Unser Ziel ist es, dass jeder Kamerad im Einsatz ein Beamter ist“, sagte er.
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