Besonderes Jubiläum: Hallesche Transplanteure verpflanzen 2000. Niere
Zehn Jahre nach der 1500. Niere und zwanzig Jahre nach der 1000. Niere kann das Nierentransplantationszentrum (NTZ) der halleschen Universitätsmedizin das nächste große Jubiläum feiern: Die Transplanteure haben die 2000. Niere verpflanzt. Ein 70-Jähriger Mann aus dem Saalekreis erhielt das Organ. „Wir freuen uns sehr, dass wir dieses besondere Jubiläum begehen können“, sagt Professor Dr. Paolo Fornara, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Urologie und des Nierentransplantationszentrums. Er schließt daran einen Dank an alle Menschen ein, die ihre Bereitschaft zur Organspende erklären und damit das Leben anderer retten.
„Die verpflanzte Niere hat ihre Arbeit aufgenommen und dem Patienten geht es gut“, erklärt der Urologe. Der Patient habe etwa zwei Jahre auf der Warteliste gestanden und habe an einer hypertensiven Nephropathie, einer Nierenerkrankung auf Grund eines Bluthochdrucks gelitten. Der Patient profitierte bei der Transplantation vom so genannten „Old for old“-Programm, bei dem älteren Patienten die Nieren ähnlich alter Organspender eingesetzt werden. Die 2000. Transplantation hatte der leitende Oberarzt der Klinik, Dr. med. Nasreldin Mohammed, vorgenommen.
Im April 1966 führt Professor Heinz Rockstroh in Halle die erste Nierentransplantation in der DDR durch. Es handelte sich dabei um eine Lebendspende einer Mutter für ihren Sohn. 1974 wurde dann in Halle das nach Berlin zweite Nierentransplantationszentrum in der DDR gegründet. Von der ersten Nierentransplantation der DDR bis heute ist gut ein halbes Jahrhundert vergangen. Professor Fornara: „Das hallesche Nierentransplantationszentrum hat in dieser Zeit lückenlos die gesamte Entwicklung der Nierentransplantation durchlaufen und teilweise beeinflusst oder gar geprägt.“ Durchschnittlich verpflanzt das NTZ pro Jahr etwa 40 Nieren, davon etwa zehn durch Lebendspenden. Etwa 200 bis 230 Patientinnen und Patienten stehen auf der Warteliste.
Nach der Standardisierung der chirurgischen Transplantationstechnik und der immunologischen Behandlungsmöglichkeiten in den 80er und 90er Jahren und der Weiterentwicklung der Typisierung erfolgte in den vergangenen 15 Jahren der Ausbau des Schwerpunktes Lebendspende. Blutgruppeninkompatible Lebendnierentransplantation und laparoskopische minimalinvasive Nierenentnahme kennzeichneten diese Entwicklung die – fast zwangsläufig – zur roboterassistierten Nierentransplantation führte.
Das Team um den Urologie-Professor Dr. Paolo Fornara setzt seit vielen Jahrzehnten auf technische Innovationen bei der Behandlung von urologischen Erkrankungen und der Nierentransplantation. Er ist einer der Vorreiter der Schlüsselloch-Chirurgie in Deutschland. Als zweites Zentrum in Deutschland und erstes in den neuen Bundesländern wurde, nach langer Vorbereitung, vor einem Jahr in Halle die roboterassistierte Nierentransplantation in den klinischen Alltag eingeführt.
Die Technik wird seither routinemäßig bei Lebendnierentransplantationen angewandt, Halle gehört europaweit zu den sieben Institutionen, welche diese Operationsmethode einsetzen. Bisher wurden in Halle elf roboterassistierte Transplantationen durchgeführt. „So ist es erstmals möglich geworden, den gesamten Lebendspendeprozess minimal-invasiv, also ohne chirurgischen Schnitt, durchzuführen“, erklärt der Urologie-Professor. Die Nierenentnahme erfolgt konventionell durch die Schlüssellochtechnik und die Transplantation durch den Roboter assistiert. Mit dem Einsatz des OP-Roboters DaVinci können den Patienten drei OP-Verfahren angeboten und auf individuelle Bedürfnisse eingegangen werden: die klassische, offene Operation, der Einsatz der herkömmlichen Schlüssellochchirurgie oder das roboterunterstützte Operieren.
Mit einem Festsymposium am 27. Januar 2018 feiert das Nierentransplantationszentrum die 2000. Nierentransplantation in Halle. Mit Protagonisten von damals und jetzt soll die Entwicklung der Nierentransplantation an der halleschen Universitätsmedizin dargestellt werden.
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