„Carmen“ eröffnet die Spielzeit an der Oper Halle – Premiere am 20. September

Mit Georges Bizets »Carmen« eröffnet die Oper Halle die Spielzeit 2025/26 mit einem Werk, das schon bei seiner Uraufführung als Provokation galt: Bizet zeigt auf der Opernbühne erstmals kompromisslos eine proletarische Lebenswelt, in der Armut, Gesetzlosigkeit und ein nüchterner Blick auf Gewalt die Konventionen der romantischen Oper radikal infrage stellen. Seine Titelheldin wurde zur Projektionsfläche verbotener Sehnsüchte zwischen Verführerin, Anarchistin, archaischer Seherin und Gallionsfigur des »Ewig-Weiblichen«. Zugleich prägt die männliche Sicht dieser ausschließlich von Männern geschaffenen Oper die Figur in einer Weise die bis heute zu Debatten anregt.
Für Regisseur Walter Sutcliffe steht die rohe Energie des Stoffs im Mittelpunkt der Oper, die sie, abseits von männlichen und weiblichen Zuschreibungen, zu einem universal gültigen Meisterwerk macht: »Für mich hat diese Oper etwas sehr Animalisches und damit Menschliches. Bizets Zeitgenosse Émile Zola beschrieb oft das Tier unter der Fassade der das hat für mich sehr viel mit Bizets »Carmen« zu tun, die uns direkt ins Herz der Finsternis führt: in den menschlichen Dschungel mit seinem Wettbewerb, der Sucht nach Status und Geltung und seiner Zerstörungswut.« Gemeinsam mit seinem Ausstatter Kaspar Glarner und Videografin Conny Klar versetzt Walter Sutcliffe Bizets Drama in ein Sevilla von heute und verzichtet bewusst auf Zigarettenfabrik- und Stierkampfromantik.
Musikalisch geleitet wird die Neuproduktion von Generalmusikdirektor Fabrice Bollon am Pult der Staatskapelle Halle. Mezzosopranistin und Ensemblemitglied Yulia Sokolik wird erstmals die Titelrolle interpretieren. Chulhyun Kim, Franziska Krötenheerdt und Ki-Hyun Park sind, neben vielen Ensemblemitgliedern der Oper Halle, in großen Partien besetzt. Chor, Extrachor sowie der Kinder- und Jugendchor unseres Hauses komplettieren Carmens Welt, in der allein das Recht des Stärkeren zu gelten scheint. Für weitere Informationen und Hintergründe zur Inszenierung, für Interviewanfragen oder Probeneinblicke im Rahmen einer Vorberichterstattung, steht das Team der Oper Halle selbstverständlich gerne zur Verfügung.
Termine
- Mo, 15.09.2025 | 17:30 Uhr | Operncafé, Oper Halle | KostProbe
- Sa, 20.09.2025 | 19:30 Uhr | Oper Halle | Premiere
- So, 28.09.2025 | 18:00 Uhr | Oper Halle
- Sa, 04.10.2025 | 19:30 Uhr | Oper Halle
- So, 19.10.2025 | 16:00 Uhr | Oper Halle
- Sa, 01.11.2025 | 19:30 Uhr | Oper Halle
- Fr, 09.01.2026 | 19:30 Uhr | Oper Halle
- Sa, 17.01.2026 | 19:30 Uhr | Oper Halle
- jeweils Einführung 30 Min. vor Beginn mit Patric Seibert oder Toni Burghard Friedrich
Die Zigarettenfabrik steht für monotone, schlecht bezahlte Lohnarbeit. Der Stierkampf für eine gewaltgeladene Gesellschaft. Was daran romantisch sein soll, erschließt sich mir nicht.
Es wurden schon immer prekäre Verhältnisse romantisiert. Das Piratendasein war auch geprägt von Krankheiten, Gewalt und Entbehrungen, und heute verkleiden sich Kindergartenkinder als „süße Piraten“ und machen sich einen Spaß draus.
Im Bericht heißt es, Bizet stelle die Konventionen der romantischen Oper radikal in Frage. Daran soll also gar nichts romantisch sein. Erschließt sich nicht von da her, warum sich Ihnen nichts erschließt?