Droht ein neuer Rechtsstreit um die Baustelle am Gimritzer Damm? Diesmal geht es um die Halle-Saale-Schleife und den Festplatz

Der neue Hochwasserschutzdeich am Gimritzer Damm in Halle (Saale) steht. Doch zwischen Deich und Saale wird noch gebaut. Die Straße – die Halle-Saale-Schleife – wird erneuert. Und auch der Festplatz wird neu angelegt. Doch die IG Hochwasserschutz Altstadt (Halle/Saale) , die schon die Klagen gegen das Bauvorhaben Gimritzer Damm angestrengt hatte, kritisiert das aktuelle Vorhaben.
Die Initiative vermisst die “viel beschworene Sensibilisierung für den Hochwasserschutz.” Im Planfeststellungsbeschluss zum Neubau des Gimritzer Dammes seien diverse “Maßnahmen zur Schaffung von neuen Retentionsraum, Entsiegelung und Abtragungen zu realisieren”. Stattdessen werde die Halle-Saale-Schleife aus dem Baumaterial des 2015 gestoppten Deichs errichtet. Das Material des gestoppten “Wiegand-Walls” – der suspendierte Oberbürgermeister hatte damals den Deichbau selbstständig gestartet. Zudem würden völlig ungeplante, höhergelegte Wege gebaut und weitere Flächen wohl versiegelt. “Über so viel Unsensibilität im Umgang mit Retentionsflächen kann man nur noch den Kopf schütteln. Dabei halten sich die ausführenden Behörden nicht einmal an die eigenen, wenigen Maßnahmen, die Bürgerinnen nur nach einem zähen Diskussions- und Klageprozess durchsetzen konnten.”
Die komplette Erklärung der Initiative:
Momentan kann man viele Bauarbeiten auf der Fläche des Festplatzes wasserseitig des Gimritzer Dammes beobachten. Man könnte die Hoffnung haben, jetzt wo der Deich zum Schutz der Neustadt steht, werden auch die wenigen Maßnahmen zum Schutz der Altstadt-Seite umgesetzt. Das ist jedoch weit gefehlt. Statt die im Planfeststellungsbeschluss zum Neubau des Gimritzer Dammes festgelegten Maßnahmen zur Schaffung von neuen Retentionsraum, Entsiegelung und Abtragungen zu realisieren, erhöhen die Maßnahmenträger dort die Halle-Saale-Schleife aus dem Baumaterial des 2015 gestoppten Deichs, bauen völlig ungeplante, höhergelegte Wege und versiegeln wohl bald Flächen neu. Über so viel Unsensibilität im Umgang mit Retentionsflächen kann man nur noch den Kopf schütteln. Dabei halten sich die ausführenden Behörden nicht einmal an die eigenen, wenigen Maßnahmen, die Bürgerinnen nur nach einem zähen Diskussions- und Klageprozess durchsetzen konnten.
Zum Hintergrund muss man wissen, seit 2013 wird in Halle intensiv um den Deichneubau des Gimritzer Dammes gerungen. Dieser wichtige und nun fast fertiggestellte Schutz für die Neustadt, bedeutet auf der anderen Seite der Altstadt eine Mehrbelastung mit 3,5 Mio. m3 Wasser bei einem 100jährigen Hochwasser. Gesetzlich ist der Maßnahmenträger eigentlich verpflichtet, hierfür einen Ausgleich zu schaffen. Bei diesen Wassermengen ist das nicht möglich, weil solche riesigen Ausgleichsflächen in Halle (Saale) nicht zur Verfügung stehen. Wenigstens sollte ein kleiner Ausgleich durch die Schaffung eines zusätzlichen Retentionsvolumen von ca. 23.350 m³ durch die Abgrabung des gesamtes Areals um die ehemalige Eissporthalle auf das Niveau der früheren Halle-Saale-Schleife (Tieferlegung um 1,50 Meter auf einer Fläche von 1,55 ha) aufgefangen werden. Immerhin zwei Zentimeter weniger Wasserspiegellage sollten diese Maßnahmen nach Berechnungen des LHWs erbringen. Auch wenn dies wie ein Wassertropfen in einem großen Meer wirkt, geht es bei einem Hochwasser um jeden Zentimeter Schutz, erbringen auch viele Mikromaßnahmen Schutz. Als weitere wichtige Maßnahme wurden im Planfeststellungsbeschluß die Entsiegelung des Festgebietes (1.710 qm) beschlossen, um eine besser Wasserversickerung zu ermöglichen und der Wilden Saale mehr Raum zu geben. Eine dritte Maßnahme sah die rückstandsfreie Entsorgung des gerichtlich gestoppten Deiches von 2015 vor.
Diese Maßnahmen werden nun mit dem Neubau der Halle-Saale-Schleife, ihrer kräftigen Erhöhung mit Material aus dem Deich von 2015 sowie der Anlage weiterer Wege oder Wälle, zum Teil quer zum Deich, konterkariert. Vermutlich sollen alle diese Flächen neu versiegelt werden, das Material dafür steht auf der Baustelle schon bereit. Die vorgesehene Entsiegelung der Festspielfläche wirkt im Gegensatz zur Neuversiegelung winzig. Die Enttäuschungen auf der Altstadtseite sind groß. Gab es nicht gerade im vergangenen Jahr nach den Ereignissen im Ahrtal erneut so viel gesellschaftliche Bestürzung und so viele große Versprechungen? Nun scheinen alle Gefahren schon wieder vergessen zu sein und wie immer kann kein Verantwortlicher schnell handeln.
Wo bleibt also die viel beschworene Sensibilisierung für den Hochwasserschutz? Dabei konnte der Deich nur so schnell gebaut werden, weil sich die Bürgerinnen der Stadt auf dem wasserseitigen Gebiet der Saale verantwortlich verhalten und nicht gegen die Errichtung des Neubaus des Gimritzer Dammes geklagt haben, obwohl wesentliche Planungsmängel bereits vom Oberlandesgericht attestiert wurden. Stattdessen konzentrieren sich die Anliegen der Bürgerinnen auf Schutzmaßnahmen und Ausgleich, für die sie im Vorfeld des Deichneubaues intensiv, aber vergeblich politisch geworben haben. Offenbar steht nun eine weitere Auseinandersetzung um besseren Hochwasserschutz in Halle (Saale) bevor.
Wo bleibt die Rennstrecke? 😉
Motorradrennen auf der Schleife als Event, waren doch der Hammer.
Die Stadt schert sich einen Dreck um Absprachen, Umweltschutz und Recht.
Mit Rebensdorf als Deichgraf und dem tief im Politiksumpf steckenden Papenburg wird das alles seinen schlechten Gang nehmen. Aber nur wenn es beim nächsten Hochwasser wieder große Schäden gibt, kann Papenburg wieder verdienen. Welches Interesse sollte die Firma und ihre hörigen Politiker an einer echten Lösung haben.
Was soll man da noch sagen…..unser Stadtrat halt. Ist da nicht auch Herr Rebensdorf wieder mit federführend? Etwas Überlegung tut Not!!!!!!
Während an der Elbe die Deiche alle fertig sind wird in Halle immer noch gestritten und gemeckert. Eine Minderheit beruft sich zu Wasserbauspezialisten und verzögert Jahr um Jahr die Bauarbeiten. Bleibt zu hoffen dass der LHW jetzt Kante zeigt und die Arbeiten zügig fertig gebaut werden. Ein Weg mehr oder weniger löst nicht das Gesamtproblem der Flächenversiegelung. Hochwasser verhindert man nicht durch einen Damm, sondern durch Rückhalt im Entstehungsgebiet. Solange durch den Stadtrat immer neue Gewerbe- und Wohngebiete genehmigt werden, ist das Risiko für Hochwasser (u.a. durch zunehmende Starkniederschläge) zukünftig entlang der Reide, Kabelske und im Süden am Roßgraben zu suchen. Den deren Aufnahmemengen sind bereit seit Jahren erschöpft.
Der Deich in Halle ist doch auch fertig und um diesen geht es hier gar nicht! Von den Bürgerinnen in Halle hat niemand zur Verhinderung des Neubauprojekts Gimritzer Damm 2019 geklagt und damit wurden die Arbeiten auch nicht von den Bürgern verzögert, sondern von den Maßnahmeträgern selbst. In der Öffentlichkeit wird nur gerne etwas anderes behauptet. Und ihre Haltung ist genau die, die zu immer mehr Problemen führt, sowohl bei Starkregen wie bei Hochwasser. Jede versiegelte Fläche weniger bringt Retentionsraum. Natürlich ist es auch wichtig, Baugebiete sinnvoll auszuweisen. In diesem Punkt stimme ich Ihnen gerne zu.
Schreibt die Bürgerin Katrin Moeller. Schön auf Ihrer gepflasterten Terrasse sitzend mit im Hochwassergebiet Gut Gimritz.
Die Bürgerinnen haben nicht geklagt und die Bürger nichts verzögert. Gendern will gelernt sein. 🙂
Sonst hast du nichts zu sagen, also zum eigentlichen Inhalt z.B.?
Ich habe Dich zum Schreiben angeregt. Der Inhalt zum Thema in Deinem Post ist doch fachlich genug und richtig.
Woher wollen Sie wissen, das Frau Mueller auf dem Gut Gimritz wohnt. Ich kann das alles nachvollziehen.Ich arbeite in de Klaustorvorstadt und wir haben das Hochwasser live erlebt.
Wenn dort wirklich gegen den Planfeststellungsbeschluss verstoßen wird, können die betroffenen Anwohner den Rechtsweg beschreiten und werden dann sicherlich Erfolg haben. Bisher werden in der Erklärung nur Vorwürfe erhoben, die aktuell schwer zu überprüfen sind.
Klar, man kann gegen jeden Planfeststellungsbeschluss bei Verstoß klagen, das bringt nur niemanden etwas. Das dauert dann so etwa 5 Jahre, bis es zu einem Ergebnis kommt und dann sind alle Flächen längst versiegelt und höhergelegt. Die Maßnahmen hat der LHW doch aber selbst mit der Stadt festgelegt. Warum können diese verantwortlichen Behörden sich jetzt nicht einfach auch so handeln wie beschrieben? Das erwarten sie von ihren Bürgern doch auch.
Frau Moeller diesmal Bürger? Was ist mit den Bürgerinnen?
Wahnsinnig sinnvoller Diskussionsbeitrag! Alle Achtung, Sie haben echt was auf dem Kasten!
Deshalb ja auch der Name mit ? nomen est omen. Nix zur Sache selbst, aber Hauptsache rumgemotzt. Danke und d’accord
Ja habe ich. Deswegen der Hinweis. 🙂
Sie haben reagiert und Ihren Fehler mitbekommen.
Das nächste mal dann richtig bitte, aber nicht wieder von der gepflasterten Terrasse aus.
Ja habe ich. Sie haben Ihren Fehler bemerkt und heben daraus gelernt.
Das nächste mal dann richtig gendern dann klappts auch von der gepflasterten Terrasse im Hochwassergebiet.
Mit langfristigem Katastrophenschutz, der still und zuverlässig funktioniert, lässt sich politisch kein Blumentopf gewinnen. Politisch macht es viel mehr her, wenn man Katastrophen langfristig provoziert und sich dann als großer Retter in der Not inszeniert. Ich meine, was hätte die Politik davon gehabt, den Pflegenotstand zu beenden und das von Lauterbach gewünschte Kliniksterben zu beenden? Dann hätte es 2020 keinerlei Anlass für die schärfsten und längsten Grundrechtseinschränkungen seit 50 Jahren gegeben, um angeblich die Überlastung unserer Kliniken zu verhindern. Wäre echt blöd für die Politiker gewesen.
Ich erinnere nur an die Äpfel und die Birnen…
Der Schulgartenunterricht ist eine Tür weiter.
Klar doch. Eine Tür weiter sitzt aber das Verwaltungsgericht