Festung Weihnachtsmarkt in Halle (Saale): Baubeginn für Straßenbahn-Schleusen als Zufahrtsschutz
Wenn am 25. November 2025 der Weihnachtsmarkt in Halle (Saale) eröffnet wird, ist nicht nur die festliche Beleuchtung neu. Auch bei der Sicherheit setzt die Stadt in diesem Jahr auf modernste Technik. Ein umfassendes Konzept mit neu angeschafften Zufahrtsschutz-Systemen soll verhindern, dass Fahrzeuge unbefugt auf das Marktgelände gelangen – ohne dabei den Straßenbahnverkehr zu behindern. Die Planungen für die Absicherung des traditionsreichen Marktes liefen über viele Monate. Im Mittelpunkt steht dabei das Ziel, die Balance zwischen Sicherheit, Erreichbarkeit und weihnachtlicher Atmosphäre zu wahren. Insgesamt investiert die Stadt rund 600.000 Euro in neue Sperr- und Kontrollsysteme.
Zufahrtsschutz der neuen Generation
Zum Einsatz kommt unter anderem das System „Armis One“, ein modernes Zufahrtsschutz-System, das Fahrzeuge bis zu 7,5 Tonnen aufhalten kann. Damit reagiert die Stadt auf die bundesweit gestiegenen Anforderungen an die Sicherheit von Großveranstaltungen. Das System soll an mehreren Zufahrtsstraßen zum Marktplatz installiert werden und unbefugte Fahrzeugbewegungen zuverlässig verhindern. Ein besonderes Augenmerk gilt den drei Straßenbahnzufahrten, die den Marktplatz queren. Diese gelten sicherheitstechnisch als kritisch, da sie zwar für den öffentlichen Nahverkehr offenbleiben müssen, gleichzeitig aber kein Risiko für den Markt darstellen dürfen. Hier wird ein spezielles Schleusensystem eingerichtet, das sich nur öffnet, wenn eine Bahn einfährt. Der Leiter des Fachbereichs Sicherheit, Tobias Teschner, bezeichnete die Kombination von Straßenbahnbetrieb und Zufahrtsschutz als besondere Herausforderung. Drei Schleusenanlagen sollen dafür sorgen, dass Straßenbahnen den Markt weiterhin passieren können, während Autos konsequent ausgesperrt bleiben. Fahrradfahrer müssen an diesen Übergängen absteigen. Neben den Schleusen kommen bauliche Trennungen zwischen Straßenbahntrasse und Marktgelände zum Einsatz. Ergänzt wird das Ganze durch das System „Oktablock TR“ und den Einsatz von Polizeikräften, die die neuralgischen Punkte zusätzlich sichern.
Polizei und Ordnungskräfte im Einsatz
Während des gesamten Weihnachtsmarktes werden Polizei, Ordnungsamt und private Sicherheitsdienste präsent sein. Damit will die Stadt sowohl sichtbare Präsenz zeigen als auch im Hintergrund eine schnelle Eingreifmöglichkeit gewährleisten. Rettungsfahrzeuge können im Notfall über die Schleusensysteme jederzeit auf das Gelände gelangen. Darüber hinaus gelten auf dem Weihnachtsmarkt wie in den vergangenen Jahren Messer-Mitführverbote und weitere ordnungsrechtliche Auflagen. Das Sicherheitskonzept folgt damit einem mehrschichtigen Ansatz: technische Barrieren, organisatorische Maßnahmen und personelle Präsenz greifen ineinander.
Diskussion im Ordnungsausschuss
Im Ordnungsausschuss der Stadt Halle wurden die neuen Maßnahmen im Oktober vorgestellt und diskutiert. Mario Krischok (Die Linke) hinterfragte dabei, warum derart umfassende Sicherheitsvorkehrungen für den Weihnachtsmarkt getroffen würden, während andere Veranstaltungen wie der Töpfermarkt oder das Weinfest zuvor nur geringe Sicherheitsmaßnahmen hatten. Sie erinnerte daran, dass beim Weinfest mit rund 25.000 Besuchern „die Sicherheitsmaßnahmen gegen Null gingen“. Mit Blick auf den nun rundum gesicherten Weihnachtsmarkt fragte sie provokant, ob es dafür möglicherweise „religiöse Gründe“ gebe. Tobias Teschner stellte klar, dass die Stadt künftig einheitlichere Standards schaffen wolle. Für das kommende Jahr kündigte er an, eine Liste aller wiederkehrenden Veranstaltungen zu erstellen und gemeinsam mit der Polizei eine Gefährdungsanalyse zu erarbeiten. Ziel sei es, vergleichbare Maßstäbe für unterschiedliche Feste und Märkte zu finden.
Zwischen Anspruch und Rechtslage
Ein Problem sieht Teschner in der unklaren Rechtslage in Sachsen-Anhalt. Anders als beispielsweise in Hessen gebe es derzeit keine verbindlichen Vorgaben, die Besucherzahlen oder Veranstaltungsgrößen direkt mit bestimmten Sicherheitsmaßnahmen verknüpfen. Dadurch liege viel Verantwortung bei den Kommunen selbst. Die Stadt Halle fordert deshalb klare Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten auf Landesebene, um künftig einheitlich planen zu können. Denn derzeit müsse jede Kommune für sich abwägen, welche Maßnahmen angemessen sind – eine Situation, die laut Stadtverwaltung auf Dauer weder effizient noch rechtssicher ist. Gleichzeitig warnte Teschner davor, Sicherheitsanforderungen unbegrenzt zu steigern. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht, sagte er im Ausschuss. Würde man die Anforderungen immer weiter erhöhen, drohe ein Zustand, in dem große Veranstaltungen im öffentlichen Raum kaum noch möglich wären.
Zwischen Weihnachtszauber und Wachsamkeit
Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen soll der hallesche Weihnachtsmarkt seinen Charakter als Ort der Begegnung und Besinnlichkeit behalten. Silke Burkert (SPD) dankte im Ausschuss für die umfassenden Maßnahmen und betonte die Bedeutung des Marktes für den sozialen Zusammenhalt in der Stadt. Für die Besucherinnen und Besucher werden die neuen Sperren und Schleusen kaum spürbar sein – höchstens beim Durchqueren der Straßenbahnübergänge oder an den Kontrollpunkten. Dennoch bilden sie den unsichtbaren Schutzschild, der den weihnachtlichen Glanz auf dem Marktplatz absichert. Mit dem Start am 25. November 2025 öffnet Halle nicht nur seine Buden, sondern setzt auch ein Zeichen: Sicherheit und Gemeinschaft gehören zusammen – und können sich gegenseitig stärken.










Bei der momentanen Gefahrenlage, sollte es keinen Weihnachtsmarkt geben.
Schön, dass die Stadt für Sicherheit sorgt.
Schlimm finde ich, dass solche Feste so abgesichert werden müssen. Ich glaube schon, dass es beim Weihnachtsmarkt höhere Sicherheitsmaßnahmen geben muss. Es ist das höchste Fest in Deutschland, ob religiös gesehen oder nicht. Die Geschichte hat es leider gezeigt, dass dieses Fest scheinbar Angriffspotenzial hat.
Das wird unser neues Normal.
So macht kein Weihnachtsmarkt mehr Freude- vom finanziellen Aufwand ganz abgesehen.
Es gibt in Halle mehrere kleine Weihnachtsmärkte (zum Beispiel am Domplatz). Ich finde es dort inzwischen wesentlich angenehmer als auf dem Marktplatz, der inzwischen eher einer Festung gleicht.