Gesundheitsgefahr Finanzamt? Mitarbeiter sollen öfter lüften
Anderthalb Jahre nach der Einweihung des neuen Finanzamts in Halle häufen sich die Krankschreibungen. Mehrfach hat sich dubisthalle.de diesbezüglich an das Finanzministerium gewendet. Denn Mitarbeiter haben Sorgen, dass in dem Neubau gesundheitsgefährdende Stoffe verbaut sind.
„Jüngste Messungen der Unfallkasse Sachsen-Anhalt bestätigen, dass die Innenraumrichtwerte für die Einzelstoffe eingehalten sind“, hatte Ministeriumssprecher Andreas Hein mitgeteilt. „Über Krankschreibungen/Beschwerden liegen uns keine Informationen vor.“
Laut Bild-Zeitung hat am Montag nun ein Mitarbeiterforum stattgefunden. Zuvor hatte ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt per Diensterkrankungsanzeige den Verdacht geäußert, dass von dem Neubau eine Gefahr ausgehen könnte. Da die Messungen aber nichts bestätigt haben, gibt es nun die Empfehlung der Hausleitung, öfter mal zu lüften. In zwölf Monaten sollen die Messungen wiederholt werden.
Im Januar vergangenen Jahres war das Finanzamt eingeweiht worden. Die Gesamtkosten von 60 Millionen Euro umfassen neben den Grundstückskosten auch die Erschließungs- und Baukosten inklusive Finanzierungsleistungen (50,1 Millionen Euro) sowie die Instandhaltungskosten über 25 Jahre (voraussichtlich 9,9 Millionen Euro). Das Land wird den Neubau nach seiner Abnahme über einen Zeitraum von 25 Jahren in monatlich gleichbleibenden Raten bezahlen.
Doch der Weg bis zum Baustart war lang. Denn die Stadt hatte sich dafür stark gemacht, dass an der Spitze das Geistes- und Sozialwissenschaftliche Zentrum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entsteht. Das hat das Land dann bekanntlich in der Emil-Abderhalden-Straße als neuen Steintor-Campus errichtet. Das Finanzamt könnte in die Scheibe C in Halle-Neustadt, das hatten Stadtpolitiker gefordert. Zu teuer, sagte das Land, und verkaufte das Hochhaus. Inzwischen steht das Projekt im Schwarzbuch der Steuergeldverschwendung vom Bund der Steuerzahler. Und auch gerichtliche Auseinandersetzungen gab es. So hatte der Eigentümer einer benachbarten Wohnanlage geltend gemacht, dass der neue entstehende Verkehrslärm die Lärmrichtwerte für ein Allgemeines Wohngebiet nicht einhält und deshalb gegen das Gebot der Rücksichtnahme verstößt. Damit konnte er zwischenzeitlich zwar einen Baustopp erringen, doch am Ende wurde die Klage abgewiesen. Anders ging eine Entscheidung der Vergabekammer aus. Die stufte 2012 die „Ausschreibung nach Maß“ für den Bau wegen fehlender Alternativen an Grundstücken als wettbewerbswidrig ein. Denn in der europaweiten Ausschreibung war zu lesen, dass die Baufirma ein Grundstück “mitbringen” sollte, die Fläche rund 3.000 Quadratmeter groß sein und auch für 250 Pkw-Stellplätze in unmittelbarer Nähe des Finanzamtes Raum geboten werden muss. Wegen der geforderten Fläche im „A-Zentrum“ blieb mit Blick auf die Größe eigentlich nur ein Grundstück übrig, das Loch an der Spitze der Baufirma Papenburg. Daraufhin wurde das ganze Projekt neu ausgeschrieben, am Ende wieder mit Papenburg als Gewinner. Die feierliche Grundsteinlegung mit zahlreichen geladenen Gästen vor einem Jahr musste abgeblasen werden. Grund waren Proteste von Studenten gegen Kürzungen bei den Hochschulen. Unter anderem wurde Bullerjahn mit Wasserpistolen bespritzt. Als die Studenten abzogen und die offizielle Veranstaltung vorbei war, stiegen Bullerjahn, Wiegand und Vertreter der Baufirma Papenburg doch noch ins Loch und posierten für ein Foto der Grundsteinlegung.
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