Halle: Neuer Mindestlohn bringt 1,8 Millionen Euro Extra-Kaufkraft pro Jahr
Zum Jahresbeginn ist der Mindestlohn auf 9,19 Euro pro Stunde gestiegen, 35 Cent mehr. Davon profitieren 7.280 Menschen in Halle. Dadurch wächst die Kaufkraft um 1,8 Millionen Euro im Jahr, hat zumindest das Pestel-Institut für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) analysiert.
„Mal ins Kino oder Essen gehen. Und auch mal etwas Neues für den Haushalt anschaffen – fast jeder Euro, den Mindestlohn-Beschäftigte am Monatsende extra haben, fließt in den Konsum. Und einen Großteil davon geben sie vor Ort aus“, sagt Jörg Most von der NGG-Region Leipzig-Halle-Dessau. Denn wer zum untersten Lohn arbeite, könne nichts auf die hohe Kante legen. Für den Gewerkschafter ist der gesetzliche Mindestlohn aber auch nach der aktuellen Erhöhung zu niedrig: „Selbst für eine Vollzeitkraft ist es extrem schwer, mit dem Mindestlohn klarzukommen. Gerade dann, wenn auch noch Kinder im Haushalt leben. Und bei steigenden Mieten sowieso“, so Most. Die NGG fordert deshalb ein deutlich stärkeres Mindestlohn-Plus. Erst in einer Größenordnung von mehr als zwölf Euro pro Stunde werde die Lohnuntergrenze „langsam armutsfest“.
NGG-Geschäftsführer Most sieht bei den Löhnen „Luft nach oben“ und die Arbeitgeber in der Pflicht: „In Branchen wie dem Gastgewerbe und dem Bäckerhandwerk gehen trotz guter Wirtschaftslage selbst Fachkräfte oft nur mit dem gesetzlichen Minimum nach Hause.“ Messlatte sei aber nicht der Mindestlohn, sondern der Tariflohn. Most prangert die zunehmende Tarifflucht als Hauptgrund dafür an, „dass seit Jahren viel zu viele Menschen im Niedriglohnsektor gefangen sind“ und fordert die Unternehmen auf, sich zu Tarifverträgen zu bekennen: „In den Tarifverträgen der NGG sind meist deutlich höhere Löhne, auch in den unteren Lohngruppen, vereinbart. Und wer nach Tarif zahlt, der hat auch zufriedenere Mitarbeiter, die sich im Job engagieren.“
Most betont, dass von der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns seit 2015 rund vier Millionen Menschen profitiert haben. Allerdings werde dieser gesetzliche Anspruch viel zu wenig kontrolliert, weil die Finanzkontrolle Schwarzarbeit nach wie vor nicht ausreichend personell ausgestattet sei. „Es gibt viel zu viele Schlupflöcher: Arbeitszeiten werden nicht korrekt erfasst oder Überstunden nicht bezahlt, um den Mindestlohn massenhaft zu umgehen. Das ist ein Skandal“, kritisiert der Gewerkschafter und fordert die Beschäftigten auf, ihre Januar-Lohnabrechnung genau zu kontrollieren.
Bei seiner Einführung 2015 lag der gesetzliche Mindestlohn bei 8,50 Euro pro Stunde. Nach dem Mindestlohngesetz steigt er alle zwei Jahre. Wie hoch das Plus ist, hängt insbesondere von der Entwicklung der Tarifverdienste ab. Die NGG war die erste Gewerkschaft, die sich für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns stark gemacht hat.
Das der Mindestlohn steigt, ist gut. Daraus eine höhere Kaufkraft zu errechnen ist zynisch!
Nicht zynischer, als die eigenen Bürger zur Zahlung eines Mindestlohns zu zwingen.
Warum? Du bist wohl so einer, der Leute für z.B 5€ Arbeiten lässt?? Wieviel Geld benötigt man deiner Meinung nach im Monat zum leben?
Manche Arbeiten sind nur 5€ wert. Warum dann mehr bezahlen?
Die eigentliche Frage lautet aber: Warum ist es zynisch, aus dem gestiegenen Mindestlohn eine höhere Kaufkraft zu errechnen? Wirkt sich der höhere Lohn nicht auf die Kaufkraft aus, braucht es die Erhöhung nicht.
Ich fürchte allerdings, du hast einfach nur nicht die Bedeutung der Berechnung und die des Wortes „zynisch“ erfasst.
Nun, wenn sie ihr geld nicht wert ist braucht sie nicht gemacht zu werden. Die Ware Arbeitskraft tauscht sich zu ihrem Wert aus, nicht die Arbeit als Wert. Und wenn der Unternehmer oder Arbeitskraftnehmer diese Leistung für eine Arbeit benötigt , muß er sie entsprechend bezahlen, oder selbst tun. Aber eben die Damen und Herren Unternehmer machen es nicht und lassen diese Arbeit andere tun, weil sie selbstverständlich(?) in der Zeit andere Werte(?) schaffen wollen…
Mit solchen Mondzahlen muss hier niemand hantieren, denn in Ermangelung von ordentlichen Geschäften in der Innenstadt wird die Kohle ohnehin in Leipzig ausgegeben.
So sehr ich den Beschäftigten die kleine Lohnerhöhung gönne, so unsinnig ist diese Milchmädchenrechnung, die daraus „1,8 Mio mehr Kaufkraft“ macht.
Das Geld entsteht ja nicht plötzlich im luftleerem Raum, es wird ja nur jemand anders weggenommen. Das Ganze ist ein Nullsummenspiel.
Wenn nur die Inflation nicht wär.
Die betrifft Einnahmen und Ausgaben.
Aber nie gleichzeitig, immer mit zeitlichem Versatz. Daher die kontinuierliche Anhebung des Mindestlohns, wie auch der Sozialleistungen und allgemein der Arbeitsentgelte. So wird die vorauseilende Preissteigerung kompensiert und die (zuvor verloren gegangene) Kaufkraft gesteigert. Das macht in Halle wohl ca. 1,8 Millionen Euro aus und kommt nicht nur Milchmädchen zugute.
Du gehst davon aus, dass jeder Cent, der hier als Lohn gezahlt wird, aus dieser Region direkt finanziert wird?
Wieviel Kaufkraft und Steuern bringen eigentlich die Rentenerhöhungen für Halle?