Bürgerforum Hufeisensee: gegen Wakeboard, fürs Baden
Am Donnerstag hat Oberbürgermeister Bernd Wiegand zu einer Zukunftswerkstatt zum Hufeisensee eingeladen. Die Veranstaltung stand unter der Frage: „Sollte es mehr Wassersport am Hufeisensee geben?“ Die Teilnehmer des Bürgerforum finden, Nein. 26 Besucher waren dafür, aber 46 dagegen. Es gab sieben Enthaltungen. Zuvor hatte die Mitteldeutsche Zeitung eine Online-Umfrage durchgeführt. Hier waren 54 Prozent für eine stärkere Nutzung.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte Baudezernent Uwe Stäglin erst einmal vor, warum eine Änderung des Bebauungsplans aufgestellt werden soll. Diesen will die Verwaltung voraussichtlich im September in den Stadtrat einbringen. Zum einen gibt es einen potentiellen Investor für eine Wakeboard-Anlage, die auf der Westseite des Sees angelegt werden soll. Der Golfplatz-Investor will neben einem Clubhotel auch Ferienhäuser bauen. Auch Flächen für Kutterruderer sollen geschaffen werden. „Wegen neuer Bedarfe muss der Bebauungsplan angepasst werden“, so Stäglin.
Doch es gab in der Sitzung erhebliche Bedenken. Gleich zu Beginn fragte ein Besucher, wo denn der Schwimmer bleibt. Die Antwort der Verwaltung ist klar: der Hufeisensee ist kein offizielles Badegewässer. Ein weiterer Besucher sprach sich für eine „öffentliche Badeanstalt“ aus.
Vor allem am Golfplatz störten sich viele Besucher. Frank Siegemund beispielsweise kritisierte die „feste Barriere“ am Südwestufer. Das ist abgesperrt für Golfplatzanlagen. „Die ganze Wasserfläche ist weg für die Öffentlichkeit“, kritisiert er. Er wunderte sich auch, wozu der Wasserskiclub zur Wettkampffläche noch eine Übungsfläche benötigt. „Wenn Wettkampf ist dann können sie eben mal nicht trainieren.“ Er fragte auch an, wo denn überhaupt noch Platz für Angler sei. Entweder kommen Kutterruderer vorbei oder es fliegen Golfbälle.
Eine Anliegerin verwies auf den Bebauungsplan, wonach der See von allen Seiten zugänglich sein soll. „Das ist nicht gegeben. Man separiert sich.“ Diese Regelung steht tatsächlich im Bebauungsplan, doch ergänzt um das Wörtchen „weitgehend“. Ein weiterer Bürger kritisierte viele ausgewaschene Stellen am Seeufer, an denen das Oberflächenwasser vom Golfplatz hereinläuft. Die Steganlage sei auch problematisch, die Durchlässigkeit nicht gegeben. Das sieht Baudezernent Stäglin anders. Zu einem Vorwurf, der Golfclub entnehme Wasser aus dem See, weshalb der Wasserstand um 20 Zentimeter schwanke, gab es keine Aussagen zur Sitzung. Golfclub-Vorstand Francois Girard begründete die Absperrungen mit der Sicherheit. „Da fliegen Bälle. Und ein Ball fliegt mit 220 km/h“, sagte er. Und die Bewässerung der Anlage finde nachts statt, weil tagsüber auf den Anlagen gespielt werde.
„In mir kommt der Verdacht auf, dass das Gebiet nur für Kommerz und Vereine genutzt werden soll, und die Schwimmer außen vor bleiben“, sagte ein Mann. Wenn das Wasser angeblich nicht in Ordnung wäre, dann müsste der Badestrand an der Peißnitz ebenfalls gesperrt werden. Büschdorf sei schon jetzt von Lärm geplagt, sagte Sabine Wagner, beispielsweise durch Güterzüge und Flugverkehr, befürchtet durch die vielen geplanten Freizeitanlagen noch mehr Lärm.
Sven Thomas von der DRK-Wasserwacht sagt, „ich bin pro Wassersport. Aber das schließt für mich die Schwimmer ein.“ Der jetzige Wildwuchs müsse organisiert werden, so Thomas, der die Entwicklung an der Goitzsche hervorhob. Er sei gegen ein Badeverbot und verstehe auch nicht, warum der See nach der Trinkwasserverordnung und nicht nach der Badegewässerverordnung bewertet wird. „Niemand trinkt jeden Tag 2 Liter Wasser aus dem See.“
„Der See soll mehr oder weniger Vereinen vorbehalten werden“, meinte eine weitere Anwohnerin. Für sie sei das eine „elitäre Nutzung“. Die Ökologie sei durch die Intensivierung der Nutzung in Gefahr. Schon jetzt gebe es weniger Vögel wie Rotmilan oder Seeadler. Es werde auch zu einem höheren Verkehrsaufkommen und mehr Lärm durch die Veranstaltungen kommen. Eine weitere Anwohnerin merkte an, dass sich im Bereich der geplanten Wakeboardanlage Röhrichtstellen befinden würden, in denen Wasservögel brüten.
„Da ist noch so viel offen aus dem ersten Bebauungsplan und schon spricht man über Neues“, klagte eine weitere Anwohnerin an. Es sei ja künftig kaum noch Fläche übrig, die frei genutzt werden könne. Sie mahnte zudem an, endlich die offenen Fragen zur Wasserqualität zu klären. Sie selbst gehe seit 50 Jahren im See baden.
Er verstehe die Sorgen, meinte der Investor der Wakeboard-Anlage. „Aber wir müssen den See als Chance nutzen.“ Eine vorher brachliegende Landschaft werde einer Nutzung zugeführt. Aus ökologischen Gründen spreche nichts gegen Wakeboard. Die Wasserqualität verbessere sich sogar, weil mehr Sauerstoff in den See gelangt. Die Anlage könnte in Zusammenarbeit mit dem Wasserskiclub zum Alleinstellungsmerkmal werden.
„Wenn ich Familien erreichen will, muss ich mehr tun“, sagte ein Anwohner und sprach sich für das Projekt aus. „Mutti spielt Golf, Vati geht Wakeboardfahren und die Kinder spielen Fußball“, sagte er. „Hier wird für die Hallenser etwas geschaffen, was es woanders nicht gibt.“ Lärm durch die Wakeboardanlage befürchtet man sich. Wer Bedenken habe, könne sich ja in Hohenweiden überzeugen. Andreas Schwertfeger vom Tauchclub Orca meinte, für die Wakeboardanlage brauche es Pfeiler im See. Durch das Setzen werde der Grund aufgewühlt. Zudem werde die Akustik der Unterwasserlandschaft beeinflusst.
„Wir sind ringsum mit Lärm gut beschallt“, sagte Andreas Gaul, sprach Feuer, Partys und Müll an und sei deshalb gegen eine noch stärkere Nutzung.
Matthias Nobel, Pächter des Heidesees in Nietleben, sprach sich dagegen für das Projekt aus, Er erkenne Parallelen zum Heidesee. Auch dort habe es einst ähnliche Bedenken gegeben. In Zusammenarbeit mit dem Heimatverein und dem Anglerverein habe man das Areal entwickelt. Jetzt sei der Heidesee ein etablierter Schmelztiegel. Er sehe sehr viel Potential.
Das Gleichgewicht werde durch mehr kommerzielle Nutzung und Vereine gestört, meinte Grünen-Stadtrat Christian Feigl. Er sei deshalb gegen eine weitere Intensivierung und wünsche sich, dass das Schwimmen und Baden bald offiziell erlaubt wird.
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