Hochkomplexes Bauprojekt steht vor dem erfolgreichen Abschluss – Letzter Bauabschnitt am Steintor wird freigegeben
Wer am Freitagmorgen am Steintor auf eine Straßenbahn wartete, sah viele Menschen in gelben Warnwesten und -jacken mit einer Straßenbahn hin und her fahren. Hierbei handelte es sich um einen der letzten Teile der Abnahme für das Programm „STADTBAHN Halle – Umgestaltung Am Steintor“.
Seit mehreren Jahren gleicht das Areal um die Kreuzung Am Steintor einer einzigen großen Baustelle. Das es jedoch keine „eine“ Baustelle war und ist, machte am Freitag der HAVAG-Prokurist Gerd Blumenau bei einem Pressetermin anlässlich der Probe- und Abnahmefahrten deutlich. „In Einem hätte man dieses Projekt nicht durchführen können, die gesamte Infrastruktur für diesen Bereich wäre lahmgelegt worden.“, so Blumenau. Vor rund fünf Jahren begann die Planung für mehrere aufeinander folgende, jedoch eng verzahnte Bauabschnitte um eine hochmoderne Verkehrsanlage zu errichten, die auch den Anforderungen der Zukunft gerecht wird.
Dabei erschloss sich die Komplexität und der Aufwand dieses Vorhabens dem Betrachter nicht immer auf Anhieb. Hin und wieder war ein Großteil des Platzes abgesperrt, man sah jedoch nur wenige Arbeiter und noch weniger Baumaschinen. Dies sei dem Umstand geschuldet, so Blumenau, dass zum Beispiel die gesamte Infrastruktur unter dem Platz und den umliegenden Trassen ebenfalls erneuert wurde. Diese Arbeiten fanden in Tiefen bis 7.50m statt und seien deshalb nicht zu sehen gewesen. Gerade zu diesem Teil sagte Blumenau zufrieden: „Während der gesamten Bautätigkeit gab es keine Beeinträchtigung der unterirdisch verlegten Infrastruktur für die Bürger.“
Die in diesen Tagen ihren Abschluss findende Abnahme begann am vergangenen Dienstag, die Planungen starteten jedoch bereits vor gut sechs Monaten. Denn mit einer einfachen Probefahrt über das neue Teilstück ist es nicht getan. Viele Gewerke waren an den Bauarbeiten beteiligt und ebenso viele Aspekte müssen bei der Abnahme beachtet und, wie die Bauabschnitte, eingetaktet werden. Neben der bautechnischen Abnahme kommt hier vor allem die verkehrstechnische Seite zum Tragen. So waren die Polizei, die untere Verkehrsbehörde und das Team Sicherheit beteiligt, um zum Beispiel die Standorte und Ausrichtungen der Verkehrszeichen zu prüfen oder die Ampelschaltungen zu kontrollieren.
Letztere sind ein wichtiger Aspekt bei der Einbindung eines neuen Teilstücks in den Betriebsablauf. Hier ist vor allem die neue Lichtsignalanlage an der Kreuzung Ludwig-Wucherer-Str. / Gudrun-Goesecke-Str. zu nennen, die sich in unmittelbarer Nähe zur Haltestelle Lessingstr. befindet. Diese, so wie die gesamte neue Trasse, müssen in das bestehende Netz implementiert werden.
Im Bereich der technischen Bauabnahme denkt man in erster Linie an die Schienen und den Fahrdraht. Bei einer Begehung und Sichtabnahme wurden die neuen Gleiskörper in Augenschein genommen. Hinzu kommen jedoch noch viele „Kleinigkeiten“ die einem nicht sofort ins Auge stechen. So zum Beispiel die Weichensteuerungen, Weichenheizungen und die Signal-, Sicherungs- und Kommunikationstechnik der Anlagen. Denn auch die Fahrzeuge der HAVAG sind heutzutage hochtechnisiert und mit mit mehreren Bordrechnern ausgestattet, die mit den Anlagen an der Strecke in Verbindung stehen und auf der neuen Trasse ebenfalls kommunizieren müssen. „Die Datenvielfalt, welche während des Fahrbetriebes permanent zur Anwendung gelangt ist immens“, so Blumenau hierzu.
Am Wochenende steht vor allem noch der Rückbau der baustellenbedingten Einrichtungen in der Ludwig-Wucherer-Str. auf dem Programm. Bis Montag 01:00 Uhr sollen die Haltestellen, der Prellbock, der provisorische Gleiswechsel und der Zusatzbahnsteig zurückgebaut werden, damit voraussichtlich um 03:42 Uhr am Montagmorgen die erste reguläre Bahn vom Betriebshof Freiimfelder Straße über das Steintor in Richtung Kröllwitz ausrücken kann.
Auf Nachfrage von dubisthalle.de nach dem geplanten Rasengleis in der Ludwig-Wuchere-Str. sagte Blumenau: „Das konnte so nicht realisiert werden. Der Gleiskörper muss für den Lieferverkehr und vor allem auch Rettungsfahrzeuge befahrbar sein.“
Bis in den Mai hinein finden nun noch abschließende Arbeiten in der Ludwig-Wucherer-Str. statt, so zum Beispiel die Asphaltierung der Radwege auf beiden Seiten der Trasse. Zur Frage, warum dies erst im Nachgang zur Freigabe für die Straßenbahn erfolge sagte Dipl.-Ing. Ingo Sterzing vom BUREAU VERITAS: „Die Prämisse war, die Straßenbahn so schnell wie möglich wieder freizugeben.“
Doch auch mit der Inbetriebnahme des neuen Teilstücks ist es nicht getan. Noch etwa ein halbes Jahr werde eine kontinuierliche Kommunikation mit vielen am Bau beteiligten fortbestehen. Die fiskale Abarbeitung dieses Projektes dauert voraussichtlich weitere zwei Jahre, bis alle Fördermittel abgerechnet worden sind. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Aktenordner im BUREAU VERITAS zu diesem Projekt nebeneinander gute zwölf Meter Länge erreichen.
Vor allem die plangemäße Fertigstellung erfreut alle Beteiligten, was in Gesprächen immer wieder zum Ausdruck kam. So resümiert Gerd Blumenau: „Wir haben der Stadt etwas Funktionales zurückgegeben.“
Viele interessante Informationen findet man auch im Bautagebuch der Stadtwerke
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