IHK-Handelsatlas: immer weniger Fachgeschäfte und Verkaufsflächen in Halle
Die Verkaufsflächen des Handels in Halle (Saale) schwinden, insbesondere die Zahl der Fachgeschäfte geht zurück. Das zeigt der neue „Handelsatlas“ der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Seit 1999 erfasst die IHK die Handelsflächen in der Stadt, diese sind nun erheblich gesunken: im Zeitraum zwischen 2012 und 2016 um 5,4 Prozent. Der Rückgang fällt im großflächigen Einzelhandel insgesamt weniger stark aus und an dezentralen Standorten – wie beispielsweise am „Hermes-Areal“ und in Halle-Bruckdorf – hat die Verkaufsfläche sogar zugenommen. Insgesamt stehen jedem Hallenser nun rechnerisch 1,54 Quadratmeter zur Verfügung. Dieser Wert ist rückläufig, aber immer noch höher als der Bundesdurchschnitt (1,46).
„Auch wenn sich die Entwicklung bei Bevölkerung und Verkaufsfläche in Halle erfreulicher darstellt als im IHK-Bezirk insgesamt, von einer Entspannung im stationären Handel sind wir weit entfernt“, analysiert IHK-Geschäftsführerin Antje Bauer. „Uns alarmiert besonders, dass die Fachgeschäfte erheblich an Boden verlieren und der Einzelhandel in der Stadt insgesamt weiter an Anziehungskraft verliert!“ Die sogenannte Einzelhandelszentralität ist seit zehn Jahren rückläufig (-9,3 Prozentpunkte). „Das heißt: Hallenser kaufen zunehmend vor den Toren der Stadt ein und immer weniger Kunden von außerhalb kommen zum Einkauf nach Halle.“
Dr. Eddy Donat, Niederlassungsleiter der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Dresden (GMA), die im Auftrag der IHK den aktuellen Handelsatlas erarbeitet hat, präzisiert: „In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Verkaufsflächen in Halle (Saale) kontinuierlich zurückentwickelt. Lediglich beim kurzfristigen Bedarf – also Lebensmittel, Gesundheit/Körperpflege, Blumen/Pflanzen/Zooartikel – haben sie um rund vier Prozent zugenommen. Hier macht sich insbesondere der starke Zuwachs bei Supermärkten wie Edeka und Rewe in den letzten vier Jahren bemerkbar.“ Weil vor allem die Fachgeschäfte in der Stadt seit 2012 deutlich verloren hätten – ein Minus von 11,6 Prozent – gingen vor allem die Verkaufsflächen in zentraler Standortlage deutlich zurück (-16,4 Prozent). In dezentraler Standortlage seien sie hingegen stark angewachsen, um 22,3 Prozent.
IHK-Geschäftsführerin Bauer stellt fest: „Es besteht auch weiterhin dringender Handlungsbedarf, den stationären Einzelhandel und die zentralen Versorgungsbereiche hier in Halle (Saale) zu stärken.“ Die Herausforderungen seien für alle Akteure – die Unternehmer ebenso wie die Verantwortlichen in Kommunen und Wirtschaftsförderung – größer geworden. „Jeder muss zuerst die eigenen Hausaufgaben erledigen, damit wir dann alle gemeinsam noch viel mehr bewirken.“ Bauer fordert vernetzte Service- und Erlebniskonzepte und Investitionen in eine altersgerechte und kundenorientierte Infrastruktur. „Und das Einzelhandelskonzept Halles muss überarbeitet und dann baurechtlich abgesichert werden“, fordert Bauer.
Was im Einzelnen für den Einzelhandel und die Stadt Halle (Saale) zu tun ist, diskutiert die IHK heute mit Händlern, Stadträten, Wirtschaftsförderern und Vertretern aus Stadtverwaltung und Stadtmarketing. Auf Basis der dabei präsentierten Ergebnisse des Handelsatlas‘ werden Handlungsoptionen ausgelotet, entsprechende Festlegungen sollen folgen.
Der mittlerweile sechste IHK-Handelsatlas enthält 9.000 branchenbezogene Datensätze mit 140.000 Einzelangaben. Er soll Einzelhändlern, Investoren und Kommunen qualifizierte Entscheidungshilfen bei handelsrelevanten Fragen liefern, wenn sie Standorte oder Angebote entwickeln. Diese Daten erlauben es nicht nur, die standortbezogene Versorgungs- und Wettbewerbssituation einzuschätzen. Außerdem lassen sich daraus Empfehlungen ableiten, wie Handelsstandorte weiterentwickelt werden können. Konkrete Ansiedlungsbegehren von Investoren können auf dieser Grundlage besser bewertet werden.
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