Jubiläum wurde gefeiert – 140 Jahre Freimaurerloge „Zu den fünf Türmen am Salzquell“: Zwischen Tradition und Verantwortung in der Gegenwart

In feierlicher Atmosphäre, eingebettet in die historische Kulisse der Saalestadt, beging die Freimaurerloge „Zu den fünf Türmen am Salzquell“ am vergangenen Wochenende ihr 140-jähriges Bestehen. Gleichzeitig war die Loge Gastgeber des 10. Mitteldeutschen Johannisfestes – ein Fest der Begegnung, der Besinnung und des gemeinsamen Wertereflexions.
Aus ganz Mitteldeutschland kamen Freimaurer und Gäste zusammen, um das Jubiläum zu feiern und über die Rolle der Freimaurerei in einer sich wandelnden Gesellschaft zu sprechen. Der Festakt wurde von einer eindrucksvollen Redenfolge begleitet, die sowohl die geschichtliche Bedeutung der Freimaurer in Halle als auch ihre heutige Verantwortung in den Mittelpunkt stellte.

Ein historisches Zentrum freimaurerischer Kultur
Der Meister vom Stuhl der Johannisloge, Matthias Fischbach, spannte in seiner Rede einen weiten Bogen – von den Anfängen der Loge im Jahr 1884 bis zur Gegenwart. Besonders hob er die Bedeutung Halles als eines der einst wichtigsten freimaurerischen Zentren Deutschlands hervor. Um 1900 war die Saalestadt ein intellektuelles und kulturelles Zentrum, in dem freimaurerische Ideen auf fruchtbaren Boden fielen. Noch heute erinnert das Gebäude der Leopoldina, ehemals Sitz der Loge „Zu den Drei Degen“, an diese Zeit. Damals waren Logen nicht nur spirituelle Rückzugsorte, sondern auch gesellschaftlich aktive Foren für Aufklärung, Bildung und bürgerliches Engagement.
Viele bedeutende Hallenser Persönlichkeiten – unter ihnen der Arzt Johann Christian Reil, der Unternehmer Carl Adolf Riebeck, der Wohltäter Heinrich Wucherer sowie die Oberbürgermeister Richard Bertram und Wilhelm Voß – gehörten den Freimaurern an. Sie nutzten ihre Mitgliedschaft nicht zur Distinktion, sondern zum Dienst an der Stadtgesellschaft.
Ein Haus mit bewegter Geschichte
Auch die Geschichte des Logenhauses selbst stand im Fokus. Ursprünglich verfügte die Loge „Zu den fünf Türmen am Salzquell“ über ein eigenes Gebäude, unweit des heutigen Standorts in der Heinrich-und-Thomas-Mann-Straße. In der DDR wurde dieses Logenhaus enteignet und umfunktioniert – zum Theater und Kino, das Kulturzentrum bekam den Namen „Puschkinhaus“.
Fischbach berichtete über die ambivalente Sicht der Brüder auf diesen Wandel. Einerseits bedeutete der Verlust des Hauses auch einen Bruch mit der eigenen Geschichte. Andererseits fanden sie Trost in einer unerwarteten symbolischen Verbindung: Alexander Puschkin, Namensgeber des Hauses, war selbst Freimaurer – eine fast ironische Fußnote der Geschichte.
Heute nutzt die Loge Räumlichkeiten im Eigentum der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD), deren Mietpartner sie ist.
„Wir stellen die richtigen Fragen“ – Freimaurerei als Haltung
In seiner programmatischen Ansprache zeichnete Fischbach ein deutliches Bild der Gegenwart: Die Gesellschaft sei zunehmend polarisiert, das Trennende trete stärker hervor als das Verbindende. „Der Ton wird schriller, das Zuhören seltener“, kritisierte er. Gerade in dieser Zeit komme dem freimaurerischen Denken eine besondere Bedeutung zu.
„Wir stehen für Verbindung, Gespräch und Menschlichkeit“, so Fischbach. Die Freimaurerei liefere keine Patentlösungen, aber sie sei ein Raum, „in dem wir lernen, die richtigen Fragen zu stellen: Wie wollen wir leben? Was eint uns? Wie bewahren wir Würde, Maß und Mitgefühl?“
Er betonte, dass die Freimaurerei keine elitäre Rückzugsbewegung sei, sondern ein aktives Werkzeug für gesellschaftliche Orientierung. „Sie hilft uns, Haltung zu bewahren, ohne hart zu werden. Offen zu bleiben, ohne naiv zu sein.“
Das Johannisfest sei Ausdruck dieser Haltung – gelebtes Miteinander, geprägt von gegenseitiger Achtung und einem gemeinsamen ethischen Fundament.

Großmeister Kunnert: Freimaurerei als universelle Lebensschule
Mit Stefan Kunnert, dem amtierenden Großmeister der AFuAMvD, sprach einer der führenden Repräsentanten der deutschen Freimaurerei zu den Anwesenden. Kunnert bezeichnete die Tugenden der Freimaurerei – Frieden, Freiheit, Mitmenschlichkeit und Gerechtigkeit – als universelle Grundlage für das menschliche Miteinander.
Er warnte davor, sich in der Tradition zu verlieren: „Traditionen zu pflegen und Bewährtes zu bewahren ist wichtig. Aber es darf uns nicht davon abhalten, im Hier und Jetzt aktiv zu sein.“ Die Loge sei nicht nur ein Ort des Rituals, sondern auch ein lebendiger Raum für Austausch und Reflexion – „ein Ort des Geistes, des Herzens und der Begegnung.“

Minister Willingmann: „Diese Werte sind heute aktueller denn je“
Den Höhepunkt des Festakts bildete die Festrede von Prof. Dr. Armin Willingmann, dem stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wissenschaftsminister des Landes Sachsen-Anhalt. Mit Offenheit und Neugier bekannte Willingmann, bisher kaum persönliche Berührungspunkte mit der Freimaurerei gehabt zu haben. Doch gerade deren vermeintlich „geheimnisvolle Aura“ habe ihn gereizt, sich mit ihr auseinanderzusetzen.
Er zeigte sich beeindruckt von den fünf Säulen freimaurerischen Denkens – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität – und bezeichnete sie als „zeitlose, ja notwendige Grundlagen eines demokratischen Zusammenlebens.“
„Die Freiheit des Geistes und der individuellen Selbstverwirklichung, die Gleichheit der Menschen, Brüderlichkeit als Ausdruck von Fürsorge und Vertrauen, die Toleranz als aktives Zuhören – und die Humanität als deren geistige Summe: Diese Prinzipien stehen paradigmatisch für eine freiheitliche und gerechte Gesellschaft“, so Willingmann. Er betonte, dass gerade in Zeiten gesellschaftlicher Verunsicherung und politischer Radikalisierung solche Werte gebraucht würden wie selten zuvor. Zum Dank erhielt er für sein (Magdeburger) Büro noch ein Halle-Bild des halleschen Malers Hans-Christoph Rackwitz.
Nähe statt Geheimnis – die Tür steht offen
Die Veranstaltung machte deutlich: Auch wenn die Freimaurerei noch immer von Mythen und Spekulationen umrankt ist, bemüht sie sich heute um mehr Offenheit und Dialog mit der Gesellschaft. „Wir sind nahbarer, als viele denken“, betonte Fischbach am Rande der Veranstaltung. Die Loge lädt jeden zweiten Dienstag im Monat zu Gästeabenden ein – Gelegenheiten für Interessierte, sich selbst ein Bild zu machen.
Dass auch Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt der Einladung zum Fest gefolgt war, unterstrich die Verankerung der Loge im städtischen Leben Halles. Seine Anwesenheit war sichtbarer Ausdruck der Anerkennung für die historische und gegenwärtige Rolle der Freimaurerei in der Stadt.
Ein Fest, das nachwirkt
Der 140. Stiftungstag der Loge „Zu den fünf Türmen am Salzquell“ war mehr als eine Gedenkveranstaltung. Er war ein lebendiges Plädoyer für einen respektvollen Dialog, für Zusammenhalt in Vielfalt – und für die Kraft von Werten, die nicht aus der Zeit gefallen sind, sondern gerade jetzt gebraucht werden.
„Freimaurerei ist kein Relikt aus vergangenen Zeiten“, so Matthias Fischbach, „sondern ein Weg, sich als Mensch in einer komplexen Welt zu orientieren – nicht durch Antworten, sondern durch Fragen.“












Wie, und kein OB Vogt zu sehen, der eine Anekdote aus seinen bewegten Kindertagen in Halle-Neustadt erzählt? 😮 Der lässt nach.
Den Käse den du schreibst , der lässt nicht nach !
Ach Emmi. 🙂
Für deinen Senf reicht es leider wieder.
Nulli HASST ihn, weil er es zu was gebracht hat, obwohl er (auch) aus Neustadt stammt…
Herzliche Glückwünsche zu eurem Fest und alles Gute für die Zukunft. Viele Grüße aus emmenbruecke
Von der Webseite:
„Was unseren Grund angeht, Frauen nicht in die Brüderlichkeit zuzulassen, sollte das Wort Brüderlichkeit eine anständige Erklärung sein. Männer und Frauen sind unterschiedlich, nicht dass das eine besser ist als das andere, denn ohne das eine ist der andere von Natur des göttlichen Plans fehlend. Jeder sollte Zeit mit seinem eigenen Geschlecht verbringen dürfen; eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache, die die Idee einer gleichgeschlechtlichen, platonischen Zeit zur Verbesserung der Gesundheit, des Geistes und der Seele unterstützt.
Ist die Freimaurerei von Frauen ausgeschlossen? Nein. Es gibt viele Logen, die Frauen einschließen, sich auf die Exzellenz dieser konzentrieren und das Wohlbefinden und das Wachstum des weiblichen Geistes fördern. Und obwohl die Argumentation einst wahrscheinlich auf die Ignoranz und Fehleinschätzung von Männern und die Einschränkung der sozialen Rollen zurückzuführen war, wird sie nun in der traditionellen Freimaurerei nur aus Respekt vor dem Konzept der Erfüllung der Bedürfnisse seiner Mitglieder beibehalten.“
Na, dann viel Spass bei dieser Truppe von Weltverbesserern. Das ist so verschwurbelt und gestrig, dass ich mit diese Männer nur als knarzige Fossilien vorstellen kann. Mit dem Geist der Aufklärung hat das wenig zu tun.
Sind Frauengruppen ohne Männer auch verschwurbelt-gestrig-knarzig?
Diesen antiken, überheblichen „Senf“ möchte doch heute niemand mehr hören! Frauen und Männer sind zum Glück nicht gleich, aber sie sind gleichwertig! Ohne Frauen gäbe es ja auch keine Freimaurer, oder? Rudolf von Lyss Jg.1945!