Kinderatlas 2023 – Vermehrte Defizite bei Spracherwerb und Motorik in Sachsen-Anhalt: weder Hampelmann, noch Purzelbaum

Bei Kindern in Sachsen-Anhalt zeigen sich immer häufiger Störungen beim Spracherwerb sowie Defizite bei der motorischen Koordination. Das belegen Daten im aktuellen BARMER Kinderatlas. Demnach wurde bei 12,6 Prozent der Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren im Jahr 2021 eine sogenannte Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache diagnostiziert. Das entspricht 16.300 Mädchen und Jungen im Land. Vor 15 Jahren waren mit 7.800 der Sechs- bis Zwölfjährigen nur etwa halb so viele Heranwachsende von einer Sprachstörung betroffen. „Die Zahl der Kinder mit Defiziten beim Sprechen liegt auf einem hohen Niveau. Störungen beim Spracherwerb gehören mit zu den häufigsten Diagnosen bei Heranwachsenden“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt. Zu den Sprech- und Sprachstörungen zählten etwa ein begrenztes Vokabular, Schwierigkeiten in der Satzbildung und bei der Grammatik sowie Probleme in der Ausdrucksfähigkeit und bei der Lautbildung. Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache zögen oft sekundäre Folgen nach sich, wie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, Störungen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen, im emotionalen und Verhaltensbereich. „Kinder erlernen Sprache durch Nachahmen. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern viel mit ihrem Kind kommunizieren und den Medienkonsum begrenzen“, empfiehlt Wiedemann.

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Weder Hampelmann noch Purzelbaum

Auch der Anteil an Kindern mit motorischen Entwicklungsstörungen hat laut Auswertung im BARMER Kinderatlas deutlich zugenommen. Während im Jahr 2006 noch bei rund 1.100 der Sechs- bis Zwölfjährigen in Sachsen-Anhalt Defizite in der motorischen Koordination festgestellt wurden, waren es im Jahr 2021 mit rund 4.800 Kindern mehr als viermal so viele. Die Diagnoserate liegt in der Altersgruppe bei 7,2 Prozent. Zu den Ursachen für den Anstieg der motorischen Entwicklungsstörungen zählt auch der zunehmende Bewegungsmangel unter Heranwachsenden. „Viele Kinder können heute weder Hampelmann noch Purzelbaum. Dabei sind gut entwickelte, motorisch koordinative Fähigkeiten wichtig für Schule und Alltag“, sagt Axel Wiedemann. Eltern sollten deshalb ihre Kinder schon von klein auf zu vielfältigen fein- und grobmotorischen Bewegungsabläufen motivieren. Sollte auffallen, dass Kinder schlecht das Gleichgewicht halten, oft Sachen fallen lassen oder im Vergleich zu Gleichaltrigen tollpatschig wirken, könnten Eltern das Gespräch mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt suchen.

Kontinuierlicher Aufwärtstrend bei Entwicklungsstörungen

Inwieweit die Corona-Pandemie Defizite beim Spracherwerb und der motorischen Koordination verstärkt hat, ist derzeit noch nicht absehbar. So ist die Zahl der Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen vom Jahr 2019 zum Jahr 2021 um rund 4,6 Prozent angestiegen. Bei den motorischen Störungen fiel das Plus mit rund elf Prozent höher aus. „Wir sehen in den Daten einen kontinuierlichen Aufwärtstrend bei den umschriebenen Entwicklungsstörungen. Es ist wichtig, dass wir jetzt ein besonderes Augenmerk auf die gesunde Entwicklung aller Kinder legen“, sagt BARMER-Landeschef Wiedemann. Die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung von Heranwachsenden stehe deshalb auch im Fokus des BARMER Kinder- und Jugendprogramms. Teilnehmende Familien profitierten unter anderem von zusätzlichen Früherkennungsuntersuchungen, konkreten Terminen beim Arztbesuch sowie einer Beratung der Eltern zu vielen Gesundheitsthemen.

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Kinder in Sachsen stärker betroffen als in Sachsen-Anhalt und Thüringen

Im Vergleich der drei mitteldeutschen Bundesländer fällt auf, dass in Sachsen der Anteil der von sprachlichen und motorischen Entwicklungsstörungen betroffenen Kinder am höchsten ist. Laut BARMER Kinderatlas wurden im Jahr 2021 in Sachsen bei 14,1 Prozent der Kinder Sprachstörungen diagnostiziert. In Thüringen lag der Anteil bei 12,8 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 12,6 Prozent. Probleme mit der motorischen Koordination hatten in Sachsen 5,4 Prozent der 6- bis 12-Jährigen, in Sachsen-Anhalt 5,2 Prozent und in Thüringen 4,6 Prozent.

Datenquelle: BARMER Kinderatlas

Es wurden BARMER-Daten von Kindern bis 14 Jahren für den Zeitraum 2005 bis 2021 ausgewertet, standardisiert und hochgerechnet auf die Bevölkerung in den einzelnen Bundesländern: Kinderatlas – Ambulante Diagnosen ICD-3-Steller – bifg

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49 Antworten

  1. gaga sagt:

    Was glaubt man denn, kommt dabei heraus, wenn man Kinder zweieinhalb Jahre unter Masken zwingt und sie vor heimischen Bildschirmen parkt?

    • wow bist du dumm sagt:

      was für ein schwachsinn

    • Experte sagt:

      Du kommst dabei heraus.

    • Christian K. Theter sagt:

      Ganz klar, von den Masken werden die Kinder sogar rückwirkend behindert, die schlimmen Lockdowns zweieinhalb Jahre vor 2021 sind die Ursache! Am o.g. Kommentator sieht man zumindest, woher die mathematischen Defizite kommen. Die Kinder lernen es halt nicht anders.

  2. Tom Koch sagt:

    Wen wunder es bei der Zusammensetzung in Kitas und Schulen? Und eine extra Applaus für Panik-Karl.

  3. Für Kinder nach wie vor ein perverses Land sagt:

    Hauptsache ihr habt alle brav eure Masken getragen und „Ungeimpfte“ von Weihnachtsmärkten ausgeschlossen.

  4. Jugendstunde sagt:

    Ausländer-, Geimpfte-, Grünenwähler-, Bürgergeldempfängerbashing in 3… 2… 1…

  5. Klaus sagt:

    Das wundert mich gar nicht.

  6. Ebbe04Sand sagt:

    Dafür haben sie aber sicher professionelle Fingerfertigkeiten zur Bedienung von Smartphon und Co. und das ist gaaaanz wichtig.

    • 10010110 sagt:

      Die „Smartphone-Bildung“ kommt nie zu kurz, selbst der Zoo Halle will ganz vorne mit dabei sein, die Kinder zu verblöden.

      • . sagt:

        Wenn es wenigstens Bildung wäre. Aber nicht mal das. Billige Effekthascherei, um die digital vernebelten Jüngsten noch irgendwie zu beeindrucken. Damit wird man aber selber Teil des Problems.

    • Hallenser55 sagt:

      👍👍👍👍👍👍
      Früher : kreiseln, Gummiseilhüpfen, Völkerball, Rollschuhe., Baum klettern, schangeln, murmeln, Nordbad schwimmen und Köppert…..Kennen die doch heute gar nicht mehr !!!
      Und die Alten sitzem mit Sterni auf der Couch und glotzen.

  7. Tim Buktu sagt:

    Coronawahn und Geringschätzung von Bildung: Herzlichen Glückwunsch zur Quittung

  8. JM sagt:

    Eine altersgerechte Sprachentwicklung ist ohne Frage wichtig ABER ich persönlich hab mich schon immer gefragt, warum es wichtig ist einen Purzelbaum zu können? Wie viele Menschen rollen im Purzelbaum täglich zur Arbeit? Wer aber nicht sprechen kann, der findet nicht mal Arbeit oder schafft die Schule nicht. Motorik ist wichtig, mit einer Schere schneiden beispielsweise aber Purzelbaum und Hampelmann?!

    • mG sagt:

      Als Handwerker kann man schlecht arbeiten, wenn man keine Motorik hat.

    • 10010110 sagt:

      Es hängt alles miteinander zusammen. Es geht nicht darum, sich per Purzelbaum fortzubewegen, sondern um die Körperkoordination und den Gleichgewichtssinn. Wer keinen Purzelbaum kann, der hat wohl noch mehr Defizite im Bewegungsapparat und bei der Koordination, und hat dadurch Nachteile im richtigen Leben gegenüber körperlich fitteren Menschen.

    • ohne Kinder ist's viel einfacher sagt:

      Im Bett liegend kannst du labern ohne Ende. Geld verdienst du damit höchstwahrscheinlich nicht.

      Haltungsschäden sind eine Belastung für die Sozialgemeinschaft über Jahrzehnte.

      Nicht erst, aber insbesondere Herr Jahn hat schon vor vielen Jahren herausgefunden (und ist seitdem hundertfach bestätigt worden), dass körperliche Betätigung nicht nur Ausgleich zur vorwiegend sitzenden Haltung während der Schulzeit, sondern auch der geistigen Entwicklung zuträglich ist.

      Man muss nicht warten, bis die Fehlentwicklung fortgeschritten ist, sondern kann früh erkennen, wo angesetzt werden muss.

  9. Uschi sagt:

    Es kommt natürlich am wichtigsten mit auf die eigene Familie drauf an, wie sie ihre eigenen Kinder unterstützen und sich um sie kümmern bei der Erziehung und Entwicklung.

  10. PaulusHallenser sagt:

    Wenn die Eltern hier nicht ausreichend handeln, müssen öffentliche Angebote gemacht werden, um diese Defizite auszugleichen. Kinder sind eben noch keine Erwachsenen, die sich selbst helfen können.

    • Es kommt natürlich am wichtigsten sagt:

      Du und Uschi wissen das 🤣

    • 10010110 sagt:

      Das sind ja mal ganz neue Töne von dir. Hast du Marihuana geraucht?

      • PaulusHallenser sagt:

        10010110,
        ich verzichte gänzlich auf Drogen und Alkohol.

        Die Kinder von heute sind die Leistungsträger von morgen. Von daher sollte man sie, wenn es ihre Eltern nicht auf die Reihe bekommen, entsprechend unterstützen.

  11. Purzel sagt:

    Purzelbäume sehe ich öfters in Halle.Durch Suff oder Prügel. Die kullern dann rum im Dreck!

  12. Sparvorschlag sagt:

    Man kann die motorischen und sprachlichen Defizite einfach zu einer Identität erklären, die es zu respektieren gelte. Alles andere wäre ja Ableismus und sowas.

  13. Ach verpipsch sagt:

    Nix Corona. Das ist die Konsequenz vom Kindergartenkonzept Heititei und die Unfähigkeit der Eltern ihre Kids richtig zu fördern. Von ich wünsch mir was ,bis ich mache was ich will, wird das nichts.
    Da wird ein Hundewelpe besser gefördert und erzogen. Der muss so schnell wie möglich stubenrein sein, gehorchen und das machen was Herrchen will.
    Wir erziehen uns die Idoten. Die Generation kann einen schon leid tun.