„Wissensspeicher der Reformation“: Neue Ausstellung in den Franckeschen Stiftungen
Die Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale) stimmen mit einer neuen Ausstellung auf das Reformationsjubiläum ein. Am Sonntag wird im Waisenhaus die Ausstellung „Wissensspeicher der Reformation“ eröffnet. Dabei handelt es sich um eine gemeinsame Schau der Marienbibliothek und der Bibliothek des Waisenhauses.
Mit wertvollen Bücherschätzen, sprechenden Objekten und spannenden Episoden aus der Sammlungsgeschichte beider Bibliotheken werden die Reformationszeit selbst, die facettenreiche Lutherrezeption im Halleschen Pietismus des 18. Jahrhunderts sowie die Lutherverehrung seit dem 19. Jahrhundert für den Besucher erlebbar.
Ausgestellt sind in den sieben Räumen Bücher verschiedener bekannter Persönlichkeiten, wo Felicitas von Selmenitz, Justus Jonas, Philipp Melanchthon und natürlich Martin Luther. Der gesamte Wissenskosmos des 16. Jahrhunderts bildet die Marienbibliothek ab. Doch nicht nur Bücher sind zu sehen. Gezeigt werden beispielsweise Perlmutt-Medaillons aus Bronze aus dem 16. Jahrhundert, ein vergoldeter Abendmahlskelch aus dem 13. Jahrhundert, Abgüsse der Totenmaske Luthers, Briefe und Handschriften, Gemälde sowie ein Melanchthonschuh. Eines der Highlights ist eine Bibel von Felicitas von Selmenitz mit handschriftlichen Widmungen von Martin Luther.
Die Ausstellung beziehe sich direkt auf die Impulse der Reformation, sagte Thomas. Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen. Die Reformation habe zu einer Neubewertung der Bildung geführt. Die Franckeschen Stiftungen seien eine Frucht der Reformation, Francke sei ein Lutheraner gewesen. Um den Bildungsimpuls für alle zu beleben, habe er eine Bibliothek gegründet. Marktkirchen-Pfarrerin Sabine Kramer sagte, die Schau sei ein erster großer Schritt zum Reformationsjubiläum. Viele Veranstaltungen gebe es im kommenden Jahr. Durch die Ausstellung könne man die Öffentlichkeit über die beiden historischen Bibliotheken informieren, die aus reformatorischen Bestrebungen entstanden sind. Die Marienbibliothek sei “ein Schatz in unserer Stadt” und beherbergt 36.000 Bände. Bis ins 19. Jahrhundert diente sie auch als Universitätsbibliothek. Durch die Ausstellung sollen viele Hallenser merken, welchen Schatz die Stadt habe.
Die 1552 begründete Marienbibliothek ist die älteste evangelische Kirchenbibliothek Deutschlands. Sie entstand als Reaktion auf einen Aufruf Martin Luthers, evangelische Schulen und Bibliotheken zu gründen und damit Bildung in alle Bevölkerungsschichten zu tragen. Um 1700 wurde durch August Hermann Francke seine Schulstadt mit der Waisenhausbibliothek gegründet.
Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, dem 30. Oktober 2016 um 11.30 Uhr im Freylinghausen-Saal des Historischen Waisenhauses spricht der Frühneuzeitforscher auf dem Gebiet der Schriftkultur und des europäischen Wissenstransfers Prof. Dr. Helmut Zedelmaier (München) über „Bibliotheken in Bewegung“.
Die Ausstellung wird begleitet von einem reich illustrierten, wissenschaftlichen Katalog.
Ein umfangreiches Begleitprogramm lädt zum Besuch der Ausstellung in die Franckeschen Stiftungen ein:
9. November 2016 | 18.00 Uhr | Historisches Waisenhaus
Bücher, Hoffnung und Trost
Wir öffnen die Vitrinen: Rundgang und Gespräch zur Bibliothek der Familie von Selmenitz mit Mechthild Hofmann, Freundeskreis der Marienbibliothek
23. November 2016 | 18.00 Uhr | Historisches Waisenhaus
Bibliotheken und Archive der Reformation in Mitteldeutschland
Buchpräsentation und Eröffnung der Fotoausstellung „Schauplätze der Reformation in Mitteldeutschland“ mit Günter Kowa, Journalist, und Henning Kreitel, Fotograf; Gespräch mit Thomas Lang, Landeshistoriker
30. November 2016 | 18.00 Uhr | Historisches Waisenhaus
Medienrevolutionen – und die Zukunft des Buches heute
Führung mit Dr. Britta Klosterberg, Franckesche Stiftungen, und Gespräch mit Roman Pliske, Mitteldeutscher Verlag, moderiert von Theo Lies, Journalist
18. Januar 2017 | 18.00 Uhr | Historisches Waisenhaus
Luther wanted.
Führung mit Dr. Britta Klosterberg, Franckesche Stiftungen, Gespräch in der Kunst- und Naturalienkammer mit Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke, Franckesche Stiftungen, und Thomas Bauer-Friedrich, Kunstmuseum Moritzburg Halle
15. Februar 2017 | 18.00 Uhr | Historisches Waisenhaus
Von der historischen Luther-Figur in der Marienbibliothek bis zu den Lutherzwergen heute. Ein Abend über die Lutherverehrung
Führung mit Dr. Doreen Zerbe, Kuratorin, Gespräch mit Dr. Stephan Rhein, Luthergedenkstätten Wittenberg und Eisleben, und Sabine Kramer, Pfarrerin, moderiert von Prof. Dr. Holger Zaunstöck, Franckesche Stiftungen
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