Wohnungsunternehmen – Nicht nur Halle-Neustadt: auch in Altenburg gibt es keine Heizung
Für einen Tag mussten hunderte Bewohner im Südpark auf Fernwärme und Warmwasser verzichten. Die Versorgung durch die Stadtwerketochter EVH wurde eingestellt, weil der Eigentümer der Wohnblöcke seine Rechnungen nicht bezahlt hat. Und das nicht zum ersten Mal. Die Mieter haben die aber über die Nebenkosten bezahlt. Immerhin haben sich Stadtwerke und Stadtverwaltung darauf verständigt, zunächst die Versorgung wiederherzustellen. Bis Dienstag gibt es Heizung und Warmwasser.
Der Geschäftsführer der Eigentümergesellschaft, Bernd Klein, hatte gegenüber dubisthalle.de den Stadtwerken Erpressung vorgeworfen. Die Mieter sollen ausgefroren werden. “Den wirtschaftlich leistungsstarken Versorgungsunternehmen sollte durch die Wohnungsbehörden untersagt werden, Mieterinnen und Mieter auszufrieren, bevor diese bei Gericht Zahlungsklage erhoben haben.”
Mit Blick auf Medienberichte aus anderen Städten scheint es aber durchaus zum Geschäftsmodell zu gehören, die Rechnungen nicht zu bezahlen. Beispielsweise drohte der Wasser- und Abwasserzweckverband Spremberg mit der Einstellung der Versorgung von Wohnhäusern des Unternehmens in Forst. Aktuell sind Wohnblöcke in Altenburg ohne Heizung. Hier klagen die Mieter laut LVZ auch über Schimmel. Probleme, die man auch im Südpark kennt.
Vielen im Südpark ist auch noch der Name Belvona ein Begriff. Das Unternehmen war allerdings nur die Verwaltungsfirma. Diese wurde inzwischen mehrfach ausgetauscht. Die Eigentümerfirma hingegen ist weiterhin identisch. Unter der gleichen Adresse firmieren auch zahlreiche andere Immobilienunternehmen wie beispielsweise auch Belvona. Und die Eigentümergesellschaft hat laut Firmenregister auch schon diverse Namenswechsel durch wie Opus One oder Greenblue. Namen, die den Mietern auch noch im Gedächtnis sind.
Über allem steht offenbar die DEGAG Deutsche Grundbesitz Holding AG. Deren Geschäftsführer ist auch identisch mit Bevo DE Alpha. Ein Immobilienmagazin schreibt über die DEGAG: “15 Jahre pünktliche Renditezahlungen und nachhaltige Investitionen in wohnwirtschaftliche Bestandsimmobilien.”
Ein vorbildliches Unternehmen, ganz, wie es der f.d.p gefällt, mit den richtigen Prioritäten auf den Renditezahlungen und einem wohligen „Mieter sind uns Scheissegal“-Gefühl.
Herr Bochmann,
vielleicht haben Sie da nicht ganz unrecht.
Allerdings ist es ein Fakt, dass sich Vermieten in Deutschland nicht lohnt. Rechnen Sie doch einfach selber mal:
Ein Wohnungsneubau kostet ab 3000 €/m² aufwärts. Je nach Lage können Sie aber nur eine Miete von 15 €/m² erzielen. Das ergibt dann eine Mieteinnahme von 180 €/m² im Jahr, mithin eine Bruttorendite von 180/3000 = 6%.
Hiervon müssen Sie aber abziehen den Erhaltungsaufwand von 2% im Jahr, verbleiben 4%. Diese aber nur, wenn die Wohnung das ganze Jahr vermietet ist. Im Falle von Leerstand zahlen Sie als Vermieter nämlich die laufenden Kosten, dann sieht es noch schlechter aus.
Für diese maximal 4% Rendite haben Sie aber einen enormen Aufwand:
– Verträge machen
– Mieterwechsel
– Wohnungsabnahme
– Reparaturen
– Nebenkostenabrechnung erstellen
– Anlage V ausfüllen
Alles ihr Bier!
Und wenn Sie dann diesen ganzen Aufwand getrieben haben, sind diese maximal 4% voll zu versteuern. Am Ende haben Sie nicht mal mehr einen Inflationsausgleich.
Da ist es doch besser, man verkauft die Immobilie, legt das Geld in Anleihen und Aktien an, mit denen man langfristig an die 10 % Rendite erzielen kann, für die NUR die Abgeltungssteuer anfällt.
Was lernen wir daraus?
Besser, man legt sein Geld im Silicon-Valley an, als in deutschen Immobilien.
q.e.d.
„Ein Wohnungsneubau kostet ab 3000 €/m² aufwärts.“
Schon mal drüber nachgedacht, warum das so ist?
„…dass sich Vermieten in Deutschland nicht lohnt. Rechnen Sie doch einfach selber mal:
Ein Wohnungsneubau kostet ab 3000 €/m² aufwärts.“
Vermieten, neu bauen… alles dasselbe….
PS: Weil sich vermieten angeblich nicht lohnt, sind also die Heuschrecken und Miethaigesellschaften wie Vonovia hinter ganzen Wohnungspaketen hinterher?
Ihre Darstellung ist plausibel und entsprechend kann ich verstehen, dass es für einen Vermieter nicht so leicht ist, wie es sich viele vorstellen.
Aber hier handelt es sich um ein großes Unternehmen, das sich auf Vermietung spezialisiert hat und entsprechend auch genügend Ressourcen für die Erbringung der alltäglichen Pflichten als Vermieter haben sollte.
So vermute ich hier schon Absicht bei dem Unternehmen.
Und das passiert ja bei mehreren Akteuren. Ich möchte hier nur auf den Vermieter des Kaufland-Centers in der Südstadt verweisen.
Aber mir sind auch Fälle mit Einkaufszentren in Berlin und Umgebung (z.B. Bernau) bekannt, wo elementare Dienste (wie Strom, Sicherheitsdienst oder Müllgebühr) nicht bezahlt werden und somit die Mieter in Stich gelassen werden. Was ich nicht verstehe, warum dies noch kein größeres mediales Echo erzeugt (von der kommunalen Berichterstattung abgesehen).
Ich kann nur erahnen, welche Schäden für die betroffenen Menschen und Unternehmen entstehen, nur um einen Kostenfaktor aus der Gewinnberechnung für kurze Zeit zu tilgen.
Die Rechnung geht davon aus, dass der Wert der Immobilie selbst einschließlich Grund und Boden unverändert bleibt. Im Südpark wurden keine Wohnungsneubauten vermietet.
Ex-Vermieter, statt zu spekulieren, sollte man lieber arbeiten gehen.
Sicher ist es reizvoll, sein Geld mit Anleihen und Aktien zu verdienen, aber ist dies auch gut?
Niemand zwingt Sie Ihr Geld mit Immobilien zu verdienen.
Versuchen Sie doch mal eine ehrliche Arbeit in Handwerk.
Sind ja immer süß diese Rechnungen mit Baupreis und „notwendiger“ Rendite und dass der Böse Markt kein Leben der Kapitalisten ermöglicht.
Nur sind die aller wenigsten Gebäude ein Neubau. In dem Fall handelt es sich sogar um Gebäude, die gar keinen mehr nachvollziehbaren Baupreis haben sondern nur einen Spekulationspreis.
Noch schicker ist: Alte Wohnungen für einen Spottpreis kaufen, dann darauf Hypotheken nehmen, diese zur Bezahlung von „dringenden Rechnungen“ an Offshore-Firmen nutzen, das Wohnungseigentum an gute Bekannte, die rein zufällig eine Firma haben, weiterverkaufen, die Anteile der Kapitalgesellschaft an weitere Firmen im Ausland, z.B. auf den Cayman Islands verkaufen, eine andere Firma mit der Vermietung zu beauftragen (diese im Zweifelsfall nach kurzer Zeit auch nicht bezahlen) und sich einen schönen Lenz machen.
Die Hausmeisterfirma weiß womöglich in diesem Falle hier in Halle auch überhaupt nicht, wem eigentlich die Bude gehört.
Ausgedacht? Nein, reale Fälle.
Bei denen beispielsweise Gerichtsvollzieher verzweifeln, weil sie Gerichtsurteile nicht an Hauseigentümer zustellen können, trotz Amtshilfe.
Hat den die FDP die Wohnblöcke verkauft? Oder war es etwa die Wohnungsverwaltung von HWG, BWG wo im Vorstand diverse Parteien mitbestimmen? Der Stadtrat hatte da bestimmt auch ein Wörtchen mitzureden.😉
Ja, die f.d.p war mit Schuld daran und nicht der Stadtrat. Sie war nämlich 1993/1994 Teil der Bundesregierung, die in diesem Jahr das „Altschuldenhilfe-Gesetz“ erließ und damit die Wohnungsgesellschaften zwang, diese Wohnungen zu verkaufen. Der Stadtrat hatte damit rein gar nichts zu tun.
Bundesbauministerin war damals übrigens Irmgard Schwaetzer: f.d.p!
https://de.wikipedia.org/wiki/Altschuldenhilfe-Gesetz
Die Folgen beschrieb der Spiegel schon im Jahr 2000:
https://www.spiegel.de/politik/pleite-mit-der-platte-a-6b7b9c26-0002-0001-0000-000015930875
Fun fact: Die im Spiegel-Artikel genannte Bankgesellschaft Berlin und Berlin-Hyp-Chef Klaus Landowsky kamen im Jahr nach Erscheinen dieses Artikels zu bundesweiter Berühmtheit: Als Hauptbeteiligte im Berliner Bankenskandal, der bis heute nachwirkt!
Soviel zum Thema, was für, äh, extrem sehr seriöse Vermieterdarsteller regelmäßig Geschäfte mit der Platte gemacht haben.
Danke für die Aufklärung! Gut, dass die FDP bald in der Versenkung verschwindet. Im Moment spielt sich der Lindner allerdings noch auf, als wäre er der wichtigste Ministerdarsteller aller Zeiten.
Vielleicht auch noch mal den Unterschied, die Funktionen und Einflussmöglichkeiten zwischen Vorstand und Aufsichtsrat nachschauen.
was für billige hetze wieder….aber man sieht ja von wem es wieder kommt.
Danke, aber in meiner Weisheit hetze ich nur teuer und nicht billig.
Mit der ersten Ankündigung durch die Stadtwerke die Versorgung einzustellen nicht nur die Mieter informieren.
Besitzer und Stadt. Nach der 3. Mahnung Enteignung durch die Stadt. Und erneut an seriöse Unternehmen verkaufen um die Kosten zu decken die durch die Stadt bis dahin ggf in Vorkasse an die Stadtwerke geleistet wurden.
Die Mieter kommen ihren Pflichten (meist) nach und sollten deshalb nicht umziehen müssen wie es einige diesbezüglich schon vorgeschlagen haben.
Wer definiert ein seriöses Unternehmen und wer sichert dir, dass dein seriöses Unternehmen die Gebäude nicht wieder weiter verkaufen?
Keiner hat Sie gerufen. Sie sind nur wegen der höchsten Rendite gekommen. Andere Konkurrenten sind deutlich sozialer und vor allem zuverlässiger.
Die Heizung ist weiterhin kalt. Es gibt lediglich warmes Wasser.
Und Strom, oder?
Mit dem Strom hat der Vermieter zum Glück nichts zu tun. Heizgerät steht bereit.
Also WarmeWohnung.