300 Jahre Passendorfer Kirche
Ein Großteil des einstigen Dorfes ist weg, es musste für Halle-Neustadt weichen. Heute stehen rund um Passendorf viele Plattenbauten. Doch die Kirche hat die Zeit überdauert. Und so konnte am Samstag das 300-jährige Jubiläum gefeiert werden. 1723 wurde das Gotteshaus nach dreijähriger Bauzeit eingeweiht. Und das Jubiläum wurde am Samstag mit einem Festgottesdienst und einem Adventsmarkt begangen.
Die junge Pfarrerin Hanna Henke berichtete von ihrer Jugendzeit. Ständig habe man sich gefragt, wo etwas in Halle geht – beispielsweise auf der Peißnitz. “Und wenn ich ganz ehrlich bin, haben wir uns nie gefragt, ob in Halle-Neustadt was geht.” Die Stadt jenseits der Saale habe sie gar nicht auf dem Schirm gehabt. Zwar habe sich seit dem viel getan. Doch noch immer sei Halle-Neustadt ein Ort, von dem Leute, die ihn nicht kennen, sich nicht viel erwarten. “Weil wir ja erstmal dahin gucken, wo es besonders schön glänzt. Aber es kann dann passieren, dass uns etwas ganz Entscheidendes verloren geht. Hätten die Menschen, die in Jerusalem damals auf Jesus gewartet haben, nur nach Glanz und Gloria Ausschau gehalten, würden sie heute noch dastehen und auf Jesus warten.” Denn Jesus sei so unglamourös wie nur irgendwie möglich gekommen. Nicht in einer Kutsche sei er vorgefahren, sondern auf einem einfachen Esel kam er daher. Heute würde sie sich nicht mehr fragen, ob das was in Neustadt geht. Denn heute wisse sie: “hier geht immer was.” Es gebe immer einen Grund nach Neustadt oder Passendorf zu kommen.
Die Grüße der Stadt überbrachte Sozialdezernentin Katharina Brederlow. Sie berichtete von der geplanten Erweiterung am Campus Kastanienallee. Dort soll ein neues Gebäude entstehen, das nicht nur den Schulen, sondern auch den Bürgern und Vereinen zur Verfügung stehen soll. Wie auch Pfarrerin Henke ist auch Brederlow gebürtige Hallenserin, hat das Wachsen von Halle-Neustadt mitbekommen. Sie sei als Kind aus der Altstadt nach Neustadt gekommen, um mal Fahrstuhl zu fahren. “Ansonsten war Halle-Neustadt auch für mich ziemlich weit weg.” Im beruflichen Leben war sie viele Jahre in Halle-Neustadt tätig und habe den Stadtteil schätzen gelernt.
Ein Vertreter der Katholischen Kirche wies auf die Anfangsjahre von Halle-Neustadt hin. Denn damals haben die Evangelische Kirche und die Katholische Kirche gemeinsame Sache in Passendorf gemacht. Übrigens wurde den Gemeinden damals noch eine 500 Mark-Strafe aufgebrummt, weil sie illegalerweise gedruckt hätten. Die Katholiken wollen in Halle-Neustadt ein eigenes Gemeindezentrum errichten. Das wurde aber von den DDR-Oberen abgelehnt. Stattdessen sollten sich die Katholiken um eine evangelische Kirche in der Altstadt bemühen. Und so wurde die Moritzkirche katholisch und die für Halle-Neustadt zuständige katholische Kirchgemeinde. Der ehemalige Altar aus Passendorf steht auch heute in der Moritzkirche.
Nach dem Festgottesdienst gab es noch einen kleinen Adventsmarkt rund um die Kirche mit Bratwurst, Glühwein, Knüppelkuchen am Lagerfeuer, Adventsgestecke und Produkten aus der Handarbeitsgruppe der Kirchgemeinde.
Vielen Dank für den tollen Artikel!
Am Adventsmarkt waren übrigens auch andere Gruppen aus Halle Neustadt beteiligt wie die Kochgruppe azadi, die internationalen Frauen und der Allgemeine Behindertenverband.