Berufliche Integration von Behinderten: Stadtverwaltung Halle wurde mit dem Preis „Pro Engagement“ ausgezeichnet

Das besondere Engagement aller Preisträgerinnen und Preisträger des „Pro Engagement“-Wettbewerbes ist am Mittwoch erstmals mit einer Festveranstaltung in der Magdeburger Staatskanzlei geehrt worden. Sozialministerin Petra Grimm-Benne sagte: „Es freut mich sehr, dass auch in Sachsen-Anhalt viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit gutem Beispiel vorangehen und Menschen mit Behinderungen eine Chance für eine selbstbestimmte Teilhabe am Arbeitsleben geben.“ Es sei wichtig, diese positiven Beispiele zu würdigen und bekannt zu machen. Dazu trage der „Pro Engagement“-Wettbewerb bei. Die Ausgezeichneten zeigten, dass es sich lohne, Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen, so die Ministerin.
Der Ehrenpreis „Pro Engagement“ wurde 2010 ins Leben gerufen und wird alle zwei Jahre verliehen. Seitdem gab es sieben Durchgänge, bei denen 25 Unternehmen und Institutionen ausgezeichnet werden konnten, die sich bei der beruflichen Integration von Menschen mit Behinderungen besonders engagiert haben. Sachsen-Anhalts Landesbehindertenbeauftragter Christian Walbrach würdigte die Ausgezeichneten: „Die berufliche Integration von Menschen mit Behinderungen gehört bei diesen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern zum unternehmerischen Leitbild. Auch in den vergangenen Jahren großer gesellschaftlicher Herausforderungen haben sie Kurs gehalten. Sie haben mit ihren Möglichkeiten und trotz aller Erschwernisse im Alltag dafür gesorgt, dass Menschen mit Behinderungen ihre Chancen auf berufliche Selbstverwirklichung wahren konnten. Das verdient öffentliche Anerkennung und soll Mut für neue Initiativen machen.“
Die Schirmherrschaft hat Ministerpräsident Reiner Haseloff inne. „Inklusion ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Noch viel mehr Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen sich für die Belange und Interessen von Menschen mit Behinderung einsetzen, die Talente erkennen und nutzen. Denn Inklusion ist ein Gewinn für alle“, sagte er im Vorfeld der Veranstaltung. Im Rahmen der Festveranstaltung sollte am Mittwoch auch ein Netzwerk „Inklusiver Arbeitsmarkt Sachsen-Anhalt“ gegründet werden.
In diesem Jahr konnte eine Jury vier Preisträgerinnen und Preisträger ehren: die Schweiß- und Metallbearbeitung GmbH Jessen; die System-Instandsetzung und Service GmbH (SIS) in Bitterfeld; das Projekt „Inklusive Bildung Sachsen-Anhalt“ der Hochschule Magdeburg-Stendal und die Stadtverwaltung Halle/Saale. In der halleschen Stadtverwaltung arbeiten 235 Personen mit Einschränkungen.
Foto: Viktoria Kühne
Aber die Praxis sieht völlig anders aus
Dem kann man nur zustimmen, die Stadt Halle engagiert sich schon stark im Bereich Integration bzw. Inklusion von Schwerbehinderten. Aber trotzdem ist da immer noch in einigen Bereichen „Luft nach oben“.
Die Stadt hat eine feste Kooperation mit entsprechender Einrichtung und viele Fachbereiche sind sehr offen für die Inklusion und versuchen alles, passende Stellen zu besetzen und so auzugestalten, dass die Tätigkeiten in diesen Bereichen auch mit vorhandenen Beeinträchtigungen umsetzbar sind.
Auch ein positives Beispiel ist aktuell die HWG, welche sich mit der Thematik Schwerbehinderung und Inklusion auseinandersetzt. Zudem arbeitet die HWG an einem Konzept nicht nur interne Inhalte barrierfrei zu gestalten, sondern auch den Kundenbereich. Und dafür holt man sich sinnvollerweise Betroffene in das Unternehmen.
Ein eher negativ Beispiel ist da die GWG. Dieses Unternehmen hatte bis zum heutigen Tage kein besonders großes Interesse an Inklusion, zumindest nicht im Bereich blind bzw. sehbehindert oder es ist mir nicht bekannt. Auch bei den Stadtwerken ist es überschaubar, mit Ausnahme der HAVAG, welche zumindest generell sehr offen der Thematik Barrierfreiheit gegenüber steht und einige städtische Projekte umsetzt!
Auffallend ist aber, je größer die Struktur, um so geringer das Interesse an der Inklusion.
Zumindest bei sehr komplexen Einschränkungen, wie zum Beispiel bei Blindheit im Zusammenhang mit zusätzlichen Erkrankungen, welche nun mal leider deutlich mehr Aufwand in der Integrationsarbeit bedeutet.
Aber 3 Beispiele würden von mir die Preise für die schlechteste Integrationsbemühungen bekommen:
1. Platz mit großem Vorsprung –> Universitätsklinikum Rostock! (nicht S-A) Preis mit Sonderehrennadel für die Bemühungen: Wie bekommen ich einen langjährigen Mitarbeiter aus ungekündigter Stellung, mit krankheitsbedingter Mehrfachbehinderung, unter fadenscheinigen bis falschen Begründungen raus aus seiner Stelle.
2. Platz UBA in Dessau, mit dem Thema: Wir übersenden dem Schwerbehinderten zur Auswahl der Bereiche für ein Praktikum ein komplett nicht berrierefreies Dokument und tauchen nach dem Empfang der Bewerbung ab und melden uns erstmal lange nicht. Lasst doch unsere Behörde bitte damit in Ruhe! Inklusion betrifft nur die anderen.
3. Platz Rentenversicherung Mitteldeutschland, wir sind zwar für die Betroffenen irgendwie verantwortlich. Aber nein, beschäftigen wollen wir Schwerbehinderte mit solchen schweren Einschränkungen wie Blindheit lieber nicht. (Aber vielleicht weiß ich es bloß nicht.)
Wahrscheinlich ist der Zugang für Menschen mit wenig komplexen Einschränkungen leichter. Das wünsche ich allen, nur es gibt eben auch die schwereren Fälle, mit Blindheit und zusätzlichen Krankheiten. (schwere Diabetes, Höreinschränkungen, Stoffwechselprobleme usw.)
Ich würde gerne mal die Beschäftigungsquoten von Behinderten sehen wollen mit Grad 100% und eben nicht jener mit Einschränkungen 30% bis 50% bzw. überhaupt unter 100%!
Und die Privatwirtschaft? Je nachdem, aber grundsätzlich ist die für vieles offen, erkennt das Problem Fachkräftemangel und setzt häufig sehr flexibel Arbeitsplätze um.
Hier in Halle ganz weit oben DELL! Die sind ausgesprochen engagiert und offen und machen erstmal keinen Unterschied ob eingeschränkt oder nicht. Wenn ein Mitarbeiter etwas für seine Arbeit benötigt, dann bekommt er es. Aber auch andere kleinere Unternehmen bemühen sich, Menschen mit Einschränkungen besser in ihre Unternehmen zu integrieren, vor allem mit dem Hintegrund der Fachkräfteproblematik und das ist letztlich der entscheidende Unterschied zwischen Wirtschaft und Teilen des öffentlichen Arbeitssektors. Wer nach betriebswirtschaftlichen Kriterien arbeiten muss, denkt häufig anders und integriert Menschen schneller und einfacher, ob mit Einschränkungen oder Migrationshintergrund.
Das ist meine alleinige subjektive Wahrnehmung aus mehr als 25 Jahren Berufstätigkeit in diesem Bereich.
Wie sagt ein ehemaliger Schüler von mir, welcher noch nicht einmal den Unterschied von hell oder dunkel kennt: „Geht nicht gibt’s nicht“