Bitte mal lachen: Epperlein-Schau im Stadtmuseum erfolgreich
Seit drei Wochen läuft die Sonderausstellung „Bitte mal lachen“ zu Arthur Epperlein, vom oft als „Loriot des Ostens“ bezeichneten Karrikaturisten, der von 100 Jahren geboren wurde. Am 13. Oktober endet die Schau mit einer Finnisage.
Humor war in der DDR ein probates Mittel, mit den alltäglichen Widersprüchlichkeiten des Systems umzugehen. Und Epperlein verstand es mit einer ganz eigenen Handschrift diese in seinen Karikaturen aufzuzeigen. Seine witzigen Karikaturen über Alltagssituationen sind heute noch zum Lachen. In der Umsetzung des Themas ging das Stadtmuseum Halle neue gestalterische Wege. So werden Karikaturen zu 3 D Objekten, eine Zeichnung in einem Film animiert und dreidimensionale Objekte in Korrespondenz zu den Zeichnungen gezeigt. Die Biographie Arthur Epperleins steht in engem Zusammenhang mit den Umbrüchen im vergangenen Jahrhundert.
„Der Besuch dieser Ausstellung ist Geschichtsunterricht mit Humor. Die Biographie und das Werk Arthur Epperleins geben einen tiefen Einblick in den Alltag der DDR. Aber nicht nur das. Epperlein war ein guter Beobachter unserer kleinen und großen menschlichen Schwächen, die er in seinen thematischen Serien über Arztbesuche, das Autofahren oder über Paarprobleme mit seinem frech-fröhlichen Zeichenstift gekonnt herausstellte. Insofern ist der Besuch dieser Ausstellung ein Muss für jeden Karikaturliebhaber. “, so Jane Unger, Direktorin des Stadtmuseums Halle.
Mit der Ausstellung im Stadtmuseum Halle wird erstmalig das gesamte Werk eines Karikaturisten der DDR in den Kontext seiner Biographie gestellt. Die Ausstellung löst dabei die Präsentation von ca. 130 Originalkarikaturen auf, in dem die Gestalter, Absolventen der renommierten Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle einzelne Elemente aus den Zeichnungen herausgelöst und in 3 D im Raum platziert haben, wie zum Beispiel ein Fahrschulauto. Eine besondere Premiere ist die Animation einer bekannten Karikatur Epperleins, die dabei eine leichte künstlerische Fortschreibung erhält. Der Filmemacher Tim Romanowsky schafft es erstmals, Epperleins Karikaturen in einem „Wimmelbild“ in Bewegung zu setzen – eine kleine Weltpremiere.
Hierzu sagt Sebastian Gerstengarbe: “Für mich als Zeichner war es eine besondere Freude, an diesem Projekt mitzuwirken. Ich kann die Mühe bis zum Entstehen dieser hübschen Zeichnungen sehr gut nachempfinden. Als Zeichner war es mir wichtig, in die Gestaltung die Technik des Zeichnens einzubeziehen. Deshalb gibt es Wandzeichnungen und die Ausstellungstexte sind nicht gedruckt, sondern geschrieben.“
„Eine derart umfassende Präsentation des Werks von Arthur Epperlein und seiner Biographie hat es bisher nicht gegeben. Ich bin froh, dass es in dedektivischer Kleinarbeit gelungen ist, mehr über die Biographie Epperleins zu erfahren und Objekte aufzuspüren, die wir nun erstmals zeigen.“, so Ute Fahrig, Kuratorin der Ausstellung. Dazu beigetragen hat auch ein vom Stadtmuseum gestarteter Aufruf, Dinge und Geschichten von und über Epper an das Stadtmuseum heranzutragen.
Bisher weitgehend unbekannt war, dass Epper als Restaurator tätig war. Er restaurierte alle 13 Gemälde des Hochaltars der Moritzkirche in Halle.
Erstmals präsentiert werden seine frühen Arbeiten im Bereich der Gebrauchsgrafik für Handel und Gewerbe, aber auch im gesellschaftspolitischen Gebiet, wie Plakate für das Laternenfest, den halleschen Zoo sowie Kosmetik- und Parfümprodukte. Darunter sind auch original Plakatentwürfe, mit denen er an DDR-Wettbewerben teilgenommen hat.
Epperlein hatte jahrzehntelange mit der Tageszeitung „Freiheit“ (heute Mitteldeutsche Zeitung) zusammengearbeitet. Daher war und ist er mit einer Vielfalt von Themen den Leserinnen und Lesern als der Zeichner für die Wochenendbeilage „Blick“ bekannt. Die Freitagsausgabe der Zeitung wurde „von hinten gelesen“ – man startete bei Epperleins Interpretation der Welt. Aus diesen alltäglichen Themen wurde eine Auswahl getroffen, die in der Ausstellung gezeigt wird: Auto, Sport, Kunst, Medizin, Umwelt, Weihnachten, Hochhaus, Urlaub und Reisen sowie Zwischenmenschliches. Die heute noch vielen Hallenserinnen und Hallensern bekannten Wimmelbilder, die oft auch als Rätselfrage in der „Freiheit“ erschienen, werden extra vorgestellt.
Epperlein begleitete das jährliche Pressefest der Freiheit mit Entwürfen für Plakate, Werbematerialien (Programmheft sowie Eintrittskarten) und dem Entwurf eines Pressefestmännchens.
Die langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Direktor des Zentralinstituts für Schweißtechnik der DDR (heute Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt Halle GmbH), Prof. Werner Gilde, wird thematisiert mit originalen Zeichnungen aus dieser Institution.
Anhand von Fotos und persönlichen Dokumenten, die zum Teil erstmalig in einer Ausstellung präsentiert werden, kann der Lebensweg des Künstlers nachvollzogen werden. Hinter dem Kürzel „Epper“ und den vielen tausend öffentlich verbreiteten Zeichnungen gelingt es, den Privatmann schärfer zu konturieren.
Lebenslauf
4. Juni 1919 Geburt als Sohn des Militärmusikers Max Epperlein und seiner Frau Amanda, geb. Knöfler in Danzig
1925 Umzug der Familie
nach Halle, da der Vater eine Stelle als Oberinspektor im Versorgungsamt in
Halle antritt
Einschulung in die Volksschule Giebichenstein
1926 Beginn des mehrjährigen intensiven Klavierunterrichts
1930 Umzug der Familie vom Angerweg in das eigene Haus Marsstraße 5
1938 Abitur an der Friedrich-Nietzsche-Schule (heute Hans-Dietrich-Genscher-Gymnasium)
1939 Abschlussprüfung als Pianist, damit Berufsmusiker
Mitglied der Reichsmusikkammer
1938 – 1941 Studium der Gebrauchsgraphik an der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe zu Leipzig (sechs Semester)
1941 – 1945 Einberufung zum Kriegsdienst
nach der Rekrutenausbildung Stationierung auf dem Fliegerhorst Altenburg
zu dieser Zeit Abschluss als Diplomgraphiker
nach Stationen in Dresden, Minsk, Südfrankreich, Holland, Berlin erfolgte Versetzung in die Studentenkompanie zum Medizinstudium (zwei Semester)
Versetzung in die Fallschirmkompanie nach Italien und Kriegsgefangenschaft
Mai 1946 Entlassung aus der englischen Kriegsgefangenschaft nach Essen
Arbeit als Pianist im Varieté und als Werbegraphiker
Eintritt in die KPD
Oktober 1946 Rückkehr nach Halle wegen schwerer Krankheit des Vaters
Arbeit als Musiker in Kabaretts und Tanzbars und bei den Städtischen Bühnen
daneben Tätigkeit als Graphiker, u.a. für die Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft (DEWAG)
1947 Hochzeit mit der Sängerin „Terry Garden“ aus dem Operettenensemble (Scheidung 1956)
1951/52 Beginn der Zusammenarbeit mit der Tageszeitung Freiheit
1952 Mitglied im Verband der Bildenden Künstler
1954 Sieger beim Wettbewerb für die Gestaltung des Laternenfestplakates
1957 Hochzeit mit der Solotänzerin Gisela Steuer
1963 zum 10. Pressefest erscheint das erste Epper-Buch 100 + ein Epper-Witz
dafür im Jahr darauf Verleihung des Kunstpreises der Stadt Halle
seit 1967 Veröffentlichungen von Karikaturen auch in ganz Europa, darunter auch in der Bundesrepublik Deutschland, u.a. im Stern, Quick, Die Welt, Hamburger Morgenpost, Hannoversche Allgemeine Zeitung
1978 Restaurierung der Altarbilder der Moritzkirche
1979 Verleihung der staatlichen Auszeichnung Vaterländischer Verdienstorden in Bronze
November 1989 Austritt aus der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED)
seit 1990 Veröffentlichung von Karikaturen in der Mitteldeutschen Zeitung, der BILD Halle und den SonntagsNachrichten
zunehmende gesundheitliche Probleme durch Gicht und eine Krebserkrankung
1991 Kündigung des Pauschalvertrages mit der Mitteldeutschen Zeitung
22.05.1993 Erscheinen des letzten Epper-Witzes in der Mitteldeutschen Zeitung
1994 Austritt aus dem Verband der Bildenden Künstler
29. Dezember 1995 Tod von Arthur Epperlein
Juni 1999 große Ausstellung anlässlich seines 80. Geburtstages im Roten Turm in Halle
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