Die Retterin des Archivs der jüdischen Gemeinde vor den Stasi-Verstrickungen: Zusatzschild an der Gudrun-Goeseke-Straße erinnert an die Namensgeberin
Mit dem Umbau des Platzes am Steintor in Halle (Saale) ist auch eine neue Straße entstanden: die Gudrun-Goeseke-Straße. Am Sonntag sind nun im Rahmen des Projekts „Bildung im Vorübergehen“ der Bürgerstiftung Zusatzschilder an den Straßenschildern angebracht worden, die an die Namensgeberin informieren.
Die zierliche Frau hat lange Zeit die Bibliothek der Morgenländischen Gesellschaft in Halle geleitet. Ihre Entdeckung und Aufarbeitung des Archivs der Jüdischen Gemeinde Halle in der DDR bildet die Grundlage für unser heutiges Wissen über das Schicksal der in Halle lebenden Juden während der NS-Zeit und ist Ausgangspunkt aller Recherchen für die Verlegung neuer “STOLPERSTEINE“. Vielfach haben sich lautstarke Männer in den Vordergrund gestellt und von Goesekes Entdeckungen profitiert und haben die Anerkennung eingeheimst. Gudrun Goeseke war gesellschaftlich vielfach engagiert, u.a. als Stadträtin für das Neue Forum und als Mitbegründerin und Vorstandsmitglied im Verein Zeit-Geschichte(n). Für das Denkmal am Jerusalemer Platz gestaltete sie die hebräische Schrift.
Über Gudrun Goeseke / 1925-2008:
Gudrun Goeseke wurde am 21. April 1925 als Tochter des Lehrers und zeitweiligen Oberbürgermeisters Albert Mücke in Meißen geboren. Als Kind erlebte sie die Verhaftung ihres kommunistischen Vaters. Kurz vor der Hausdurchsuchung brachte sie auf seine Bitte sogar noch belastende Unterlagen in Sicherheit. 1953 schloss sie das Studium der Orientalistik und Semitistik mit einer Diplomarbeit über „Die grammatische Kongruenz in der Sprache des Korans“ ab. Sie arbeitete für die Kommission „Spätantike Religionsgeschichte“ der Akademie der Wissenschaften und war Lehrbeauftragte für neuarabische Schriftsprache. Von 1961 bis 1987 war sie unter dem Dach der Universitätsbibliothek Leiterin der Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Mit ihren zwei Kindern wohnte sie im jüdischen Gemeindehaus in der Großen Märkerstraße. Möglich wurde das durch eine Wohnungszuweisung zwecks Aufnahme ihrer pflegebedürftigen Mutter, die den Status „Opfer des Faschismus“ hatte.
1978 entdeckte Gudrun Goeseke bei Aufräumarbeiten im Keller des Gemeindehauses Akten der Jüdischen Gemeinde, die als verschollen galten. Die damalige Gemeindevorsitzende Karin Mylius zeigte sich gleichgültig: „Wen interessiert das schon, die Leute sind doch alle tot.“ Gudrun Goeseke war empört, brachte die Akten in ihre Wohnung und stieß bei der Sichtung auf Ungereimtheiten in den biografischen Selbstaussagen der Gemeindevorsitzenden. Nach weiteren Recherchen konnte sie belegen, dass Karin Mylius nicht – wie sie behauptete – das adoptierte Kind jüdischer Eltern, sondern die leibliche Tochter eines NS-Polizeibeamten war. Als Gemeindevorsitzende verschaffte sie sich persönliche finanzielle Vorteile, während das Gemeindeleben völlig zum Erliegen kam. Wie aus der Hinterlassenschaft der untergegangenen DDR sichtbar wird, waren Behörden und MfS die biografischen Lügen schon lange bekannt, aber die bloße Simulierung jüdischen Lebens stieß auf Wohlwollen, weil sie sich mit der antiisraelischen Haltung der DDR verband. Frau Goesekes Aufklärungsbemühungen waren nicht nur erfolglos, sie zogen auch eine Beobachtung durch das MfS nach sich. Der Ehemann der Vorsitzenden, der Indologe Klaus Mylius, schlug im vertraulichen Gespräch mit der Abt. Kirchenfragen beim Rat des Bezirkes sogar vor, die Frau Goeseke mal eine Weile „ins Kitchen“ zu stecken, damit ihr Gerede aufhöre. Im Dezember 1986 starb Karin Mylius. Unter der neuen Vorsitzenden Käthe Ring wurde Gudrun Goeseke in die Jüdische Gemeinde Halle aufgenommen. 1990 wurde ihr Übertritt in einer Berliner Mikwe in aller Form möglich.
In der 1980er Jahren leitete Gudrun Goeseke Arbeitseinsätze von Jugendlichen der Aktion Sühnezeichen auf dem verwahrlosten Jüdischen Friedhof, gestaltete die hebräische Schrift für das Denkmal am Jerusalemer Platz in Halle und pflegte die Kontakte zu den Angehörigen ermordeter und vertriebener Juden aus Halle. Ihre Kontakt- und Datensammlung bildete die Grundlage für ein Gedenkbuch, das dann in einem Schülerprojekt unter der Leitung des Gymnasiallehrers Volkhard Winkelmann entstand.
Bei den ersten Montagsdemonstrationen informierte sie in dem dort verteilten „Blattwerk“, einer SamisdatZeitschrift, über die Situation der Jüdischen Gemeinde und dass Klaus Mylius noch immer die Gemeindewohnung besetzt hielt und damit den Zuzug der neuen Gemeindevorsitzenden verhinderte. Sie unterstützte die Gründung des NEUEN FORUM und war für dessen Stadtratsfraktion berufene Bürgerin.
Ihren Nachlass übereignete Gudrun Goeseke dem Verein Zeit-Geschichte(n), deren Mitbegründerin und Ehrenvorsitzende sie ist. Er befindet sich als Depositum im Stadtarchiv Halle und dient dort u.a. den Recherchen zum Gedenkprojekt STOLPERSTEINE.
2007 wurde Gudrun Goeseke mit dem „Emil-Ludwig-Fackenheim-Preis für Toleranz und Verständigung“ der Jüdischen Gemeinde zu Halle geehrt. Auf ihrer Beerdigung 2008 wurde ein Kondolenzschreiben von Bundespräsident Horst Köhler verlesen, der bedauerte, dass die bevorstehende Verleihung des Bundesverdienstkreuzes nicht mehr vollzogen werden konnte.
Heidi Bohley
Na bitte es geht doch
„Wen interessiert das schon, die Leute sind doch alle tot.“
Vielleicht sind das gar nicht so unweise Worte und wir sollten uns langsam von der „Vergangenheitsbewältigung“ lösen. Die Stadt übertreibt es etwas mit diesem Thema, so tragisch das damals auch alles war. Lieber mal den aktuellen Problemen stellen.
Worte der Tochter eines NSDAP-Funktionärs, die sich nach dem zweiten Weltkrieg als Jüdin ausgegeben hat und mit Hilfe der Stasi weiter agieren konnte in der Hoffnung, die jüdische Gemeinde ganz zu zerstören…
Das du sowas gut findest, ist natürlich klar….
Dein Beitrag ist der beste Beweis, daß Thema weiterhin aufrecht zu erhalten
Warum ist das klar? Ich will niemandem etwas böses. Es nervt einfach nur, dass man ständig auf der Vergangenheit herumreitet. Was habe ich damit zu tun? Oder meine Eltern? Nichts. Trotzdem muss ich mir ständig anhören, wie schlimm der Antisemitismus damals war, während sich heute ein neuer entwickelt, der aufgrund politischer Korrektheit aber verharmlost wird.
Lies es doch einfach nicht, wenn es dich „nervt“. Hat es Auswirkungen auf dich, wenn sich jemand damit beschäftigt? Falls ja, ist es auch notwendig.
Sie ziehen wieder die „Stasi -Karte“, Herr Seppelt. Ohne das Sie hier Beweise auf den Tisch legen, sollten sie solche Behauptungen besser sein lassen. Jeder Funktionsträger in der ehemaligen DDR wusste davon, dass die Religionsgeinschaften für jegliche Kritik tabu waren. Das heißt aber auch, dass sich der Staat weder finanziell noch ideel um die Belange dieser Gruppierungen kümmerte.
„Jeder Funktionsträger in der ehemaligen DDR wusste davon, dass die Religionsgeinschaften für jegliche Kritik tabu waren.“
Nochmal: die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde war keine Jüdin. Sie hat es nur vorgegaukelt.
Ab Seite 113: https://download.e-bookshelf.de/download/0003/8986/21/L-G-0003898621-0006660775.pdf
Wo haben Sie denn den Unfug her? Spätestens als sich die Umwelt- und Friedensbewegung in der Kirche etabliert hatte, war es nicht nur so, dass die Kirchen noch mehr von der Stasi unterwandert waren, es gab auch öffentliche Kritik und Repressionen (siehe Umweltbibliothek Berlin u.a.). Hinzu kam noch die antiisraelische Haltung von Erich und Konsorten. Aber ja, war ja alles nicht so….gähn….
Klare Vorgaben und hohe Strafen! Das hat schon immer gut funktioniert! Nicht wie heutzutage …
Allein der Umstand, dass Sie Vergangenheitsbewältigung in Anführungszeichen setzen zeigt doch, dass hier enormer Bedarf ist. Bei Ihnen udn den anderen Geschichtsverdrehern. Antisemitismus war in Deutschland (egal welche Seite) nie ausgemerzt. Und nun fehlen die Zeitzeugen und die Leugner gewinnen die Oberhand, wenn man sie einfach machen lässt. „so tragisch das damals auch alles war….“ Das war keine Tragödie, das war eine Katastrophe, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, was Sie da verharmlosen wollen. Klar sind aktuelle Probleme wichtig, die Geschichte jedoch auch.
Ich leugne überhaupt nichts. Es steht fest, dass der Holocaust der wohl schlimmste aller Völkermorde war. Nur hat man es eben zu genüge gehört und es ist einfach Geschichte, die sich vor ca. 80 Jahren zugetragen hat und zu der die meisten keinen Bezug mehr haben.
Heutige Probleme: Antigermanismus und neuer Antisemitismus (der eben nicht mehr primär von rechts kommt), nur um zwei Beispiele zu nennen.
Antigermanismus?meinen Sie so stolze Germanen wie der Typ vom Bahnhof? Oder Fussballfans, die „Jude“ als Beleidigung nutzen? Gegen solche Germanen bin ich auch. Der Antisemitismus seitens der Muslimen ist auch sch****,hier aber nicht Thema. Arbeiten Sie dazu was aus,machen Sie sich einen Namen! Aber verharmlosen Sie nicht die Gräuel der nazis, indem sie die in die Vergangenheit abschieben.
„Antigermanismus?“
Ich meine die politischen Bestrebungen, den Anteil deutscher Menschen im Land zu reduzieren. Dies geschieht z. B. durch Masseneinwanderung, was man in der Stadt ja schon seit einigen Jahren immer stärker sieht.
„Aber verharmlosen Sie nicht die Gräuel der nazis, indem sie die in die Vergangenheit abschieben.“
Ich verharmlose sie nicht, es waren schreckliche Verbrechen. Sie sind nur eben Geschichte. Oder marschiert die SS durch die Stadt? Oder andere waschechte Nazis, die die Verbrechen wiederholen wollen? Auch nicht? Dann ist es wohl einfach kein aktuelles Thema mehr.
Natürlich Geschichte, die sich nie wieder, auch nicht in kleinsten Ansätzen, wiederholen darf.
Und nein, es geht um keine Reduzierung als politische Bestrebung. Da haben Sie was eingeblasen bekommen. Halle, resp. Mitteldeutschland, holt da nur was nach.
Und Ja, waschechte nazis marschieren schon mal durch die Stadt, auch wenn es nur wenige sind; jeder ist einer zuviel von diesen. Wenn nämlich erstmal die schwarzen Reitstiefel und Hundepeitschen wieder dominieren, ist es zu spät. Wehret den Anfängen!
„Natürlich Geschichte, die sich nie wieder, auch nicht in kleinsten Ansätzen, wiederholen darf.“
Ja richtig, aber wo beginnt diese Wiederholung? Wenn man diese Frage stellt, läuft man ja Gefahr als „Verharmloser“ ausgestoßen zu werden.
„Und Ja, waschechte nazis marschieren schon mal durch die Stadt, auch wenn es nur wenige sind; jeder ist einer zuviel von diesen.“
Wo denn? Wenn dann bitte auch eindeutige Antisemiten aufzeigen. Okay, den einen Psycho gab es, aber der sitzt nun und war Einzelgänger, soweit ich weiß.
Was es aber gibt, um mal ein Beispiel zu bringen: Eine bekannte, einflussreiche Person die behauptet: „Osten ist zu weiß“ und der nicht groß widersprochen wird. Da darf ich mir doch zurecht Sorgen um mein Land machen, oder nicht?
Vorn Antiliunkismus hat man bisher viel zu wenig gehört….
Deshalb heißt die forschende Wissenschaft eben Historik, auch wenn Mittelalter und Urmenschen schon lange tot sind. Und über eine M. wird die Geschichte hinweggehen. Auch wenn sie Polizistentochter und Freundin des Vorsitzenden war… „Wen interessiert das schon?“
Und für den Rest: mal die Bedeutungen von Antisemitismus und Antizionismus googlen…