Fontäne sprudelt wieder – und leuchtet am Sonntagabend: tausende Besucher beim Fontänefest

Mit Musik, Tanz und einem beeindruckenden Wasserspektakel lockte das diesjährige Fontäne-Fest am Sonntag wieder mehrere tausend Besucher auf die Ziegelwiese. Halles größtes ehrenamtlich organisiertes Fest zeigte eindrucksvoll, wie lebendig die Stadtgesellschaft ist.
Ein Fest für alle Generationen – Vereine, Kultur und Mitmachaktionen
Das Herzstück des Festes bildete der Weg rund um die Fontäne, an dem sich dutzende Stände von Vereinen, Initiativen und Institutionen präsentierten. Ob jung oder alt, ob engagiert oder einfach nur neugierig – für jede Besucherin und jeden Besucher gab es etwas zu entdecken.
So bot das Ambulante Kinder- und Jugendhospiz (AKJH) nicht nur wertvolle Informationen über seine Arbeit, sondern auch einen liebevoll bestückten Kuchenbasar, der nicht nur die kleinen Gäste anzog. Wenige Meter weiter stach der Stand der Universitätsmedizin Halle ins Auge: Ein überdimensionaler, roter Plüsch-Bluttropfen signalisierte unmissverständlich, worum es ging – das lebenswichtige Thema Blutspende. Wer sich näher informierte, konnte sich direkt registrieren lassen und erhielt informative Materialien rund um das Spenden.
Auch Bildung und Nachwuchsförderung kamen nicht zu kurz: Der Förderverein der Marguerite-Friedlaender-Gesamtschule war mit Eltern und Kindern aktiv. Der Duft frisch gebackener Waffeln mischte sich mit dem süßen Geruch von Zuckerwatte – beides verkauften die Schülerinnen und Schüler, um Spenden für schulische Projekte zu sammeln.
Mit Hammer und Herzblut: Historisches Handwerk zum Anfassen
Für viele Gäste ein besonderes Erlebnis war der Stand des Numismatischen Vereins Halle, an dem echte Münzen geprägt wurden – nicht per Maschine, sondern per Muskelkraft. Vereinsmitglied Walter Müller demonstrierte die alte Handwerkskunst mit eindrucksvollen Hammerschlägen auf den Prägebolzen.
Gleichzeitig präsentierten sich zahlreiche hallesche Buchverlage mit neuen Titeln, Autorenlesungen und Mitmachaktionen für Kinder. Eine hölzerne Murmelbahn von mehreren Metern Länge, aufgebaut von einer privaten Initiative, begeisterte besonders die jüngsten Besucher – hier wurde gespielt, gestaunt und gelacht.
Ein tänzerisches Highlight waren die Auftritte der Gruppe „Gehupft wie gesprungen“ direkt am Teichufer. Volkstanz, modern interpretiert – das Publikum klatschte begeistert mit.
Natürlich durfte auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen. Neben den traditionellen Festklassikern wie Bratwurst, Steak und Flammkuchen überraschte das Peißnitzhaus mit einer veganen Gemüsesuppe, die großen Anklang fand.
Besuch aus Frankreich: Partnerstadt Grenoble feiert mit
Auch politisch war das Fontäne-Fest ein bedeutender Moment. Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt besuchte das Fest gemeinsam mit zwei Gästen aus der Partnerstadt Grenoble, mit der Halle seit mittlerweile 50 Jahren eng verbunden ist. „Wir sind mit Grenoble liiert – ein halbes Jahrhundert lang“, so Vogt schmunzelnd, der gleich selbst als Dolmetscher einsprang.
Die französischen Gäste zeigten sich begeistert vom herzlichen Empfang durch Stadt und Bürger: „Die Atmosphäre ist außergewöhnlich. So etwas erlebt man nicht oft“, sagte eine der beiden Besucherinnen. Beide freuen sich bereits auf das kommende Jahr, wenn die Städtepartnerschaft mit einer großen Jubiläumsfeier offiziell gewürdigt werden soll.
Tourismus und Stadtentwicklung: Vogt spricht Klartext
In Vogts Aussagen auf der Bühne wurde deutlich, dass Tourismus und Stadtentwicklung in Halle künftig eine noch größere Rolle spielen sollen. „Wir haben einen Fluss, der fast steht – das ist ein Luxus, den kaum eine andere Stadt hat“, betonte Vogt mit Blick auf die Saale. Neben Schwimmen sei auch Stand-Up-Paddling und Bootstourismus möglich – doch es fehle an Anlegestellen und sicheren Einstiegen.
Die Steinschüttungen am Ufer, die aus Hochwasserschutzgründen vorgenommen wurden, sieht Vogt kritisch: „Ein großer Fehler“, so seine klare Aussage. Der neue Caravan-Platz am Sandanger sei ein erster Schritt, den Fluss für Besucher attraktiver zu machen. Ziel sei es, Halle als „Freizeitstadt am Fluss“ zu etablieren – ein Konzept, das mit dem Stadtrat weiterentwickelt werde.
Kritische Töne zu Halle-Neustadt: „Den Fehler können wir noch verhindern“
Noch persönlicher wurde der OB beim Thema Halle-Neustadt, seinem ehemaligen Wohnort. „Ich habe bis 2001 in der Bodestraße gelebt, mein Wohnblock steht noch – aber meine Schulen sind alle abgerissen.“ Der Abriss des Paulick-Ensembles sei aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen. „Damals hat man nicht den Mut gehabt, das für die UNESCO-Weltkulturerbe zu nominieren.“
Scharfe Worte fand Vogt für die aktuelle sozialräumliche Entwicklung in Neustadt: „Der Südpark hat mit 35 Prozent die höchste Ausländerquote in Sachsen-Anhalt – das ist eine Schieflage.“ Integration sei nur möglich, wenn keine räumlichen Parallelgesellschaften entstünden. Man dürfe nicht dieselben Fehler machen wie in Westeuropa. „Wir haben in Ostdeutschland die Chance, das zu verhindern – und ich werde alles daran setzen, das auch zu tun“, kündigte er an.
Warum die Fontäne so lange verstummte – Einblick ins Grünflächenamt
Während viele Gäste die bis zu 80 Meter hohe Wasserfontäne bestaunten, erinnerte sich kaum jemand daran, dass sie noch vor wenigen Wochen trocken lag. Rüdiger Franz vom Grünflächenamt erklärte den langen Reparaturprozess: „Die Fontäne ist eben nicht das Waschbecken zuhause.“ Vor zwei Jahren entdeckte man bei einer Inspektion mit einer Sonde Erosionsschäden – also Rost – in den Rohrleitungen.
Ein sofortiger Austausch war nicht möglich, da für jede Maßnahme öffentliche Ausschreibungen und Beschlüsse notwendig sind. Erst vor drei Wochen konnte die Feuerwehr den Teich wieder füllen – rechtzeitig zur Generalprobe vor dem Fest.
Kulturprogramm mit Licht und Schatten – Kritik an musikalischem Wandel
Das Bühnenprogramm konnte sich sehen lassen: Mit Auftritten der Tanzschule Bella Soso, Lesungen, einem Poetry Slam und Musik verschiedener Stilrichtungen zeigte sich das Fontäne-Fest auch kulturell vielfältig.
Ein besonderer Höhepunkt war der Auftritt des Schauspielerpaares Matthias Brenner und Cornelia Heyse, die mit dem Ausschnitt „Ein Ehepaar erzählt einen Witz“ aus ihrer Erfolgsinszenierung „Schwanengesang“ nach Tucholsky für große Begeisterung sorgten.
Doch es gab auch kritische Stimmen. Viele langjährige Besucher vermissten das traditionelle Festorchester „Fontana“, das in diesem Jahr durch moderne Musikacts wie Akki Schulz und Anna Maria Zinke ersetzt wurde. Deren Songs – teils mit politischem Anspruch – passten nach Meinung mehrerer Gäste nicht zum romantisch illuminierten Abendprogramm. „Uns fehlt die klassische Begleitung zur Fontäne“, sagte eine Besucherin. „Das hat immer für Gänsehaut gesorgt.“












































Schade, dass FONTANA nicht aufgespielt hat…
Wir kommen wieder!
Dies Jahr war es absolut nicht möglich, aus vielen organisatorischen Gründen, deren ich nicht Herr werden konnte (Rückfragen erlaubt). Und ich bedaure das zutiefst. Das Programm hat aber dennoch gepasst, wie viele andere sagen.
Neben Ausnahmekünstlern wie Karsten Troyke bin ich selbst in die Bresche gesprungen und habe „Imagine“ von John Lennon gesungen, auch „Der Traum ist aus“ (Rio Reiser), zusammen mit unser wunderbaren halleschen Liedermacherin Anna Maria Zinke. Und, ja, vielleicht ist der Traum tatsächlich aus, dass immer alles schön ist, mit Bratwurst und Kuchen und Getränken, und beim Fontänenfest gibt es nur Wohlfühl und „klassisch“ Musik. Tun wir was dafür, dass der nächste Jahrgang immer noch im Frieden stattfindet! Nehmt das nicht als Gegeben! Mein Sohn bekommt gerade seine Papiere vom Kreiswehrersatzamt. Schauen sie bitte alle mal hin auf das, was über unseren Köpfen so geschieht. Das Fontänefest kann sich ja nicht abkoppeln und einen Nachmittag und Abend einer Wohlfühlkapsel sein.
Ja, mein Traum ist, dass FONTANA nächstes Jahr wieder aufspielt.
Helfen sie mir, dass er Wirklichkeit wird!
Herzliche Grüße von Akki Schulz (Chef von FONTANA)
Volkspark war auch ein Erlebnis, vor verschlossenen Türen. Warum????Aber zumindest konnte man ja noch in der Seebener Str. Straßenbahnen und Busse besichtigen.
warste denn auch 10 Uhr da?