Jedes zweite Stellwerk in Sachsen-Anhalt ist veraltet – 51 Stellen unbesetzt – 29 Stellwerke im Land sind älter als 100 Jahre
In den vergangenen Monaten kam es in Sachsen-Anhalt immer wieder zu Zugausfällen, weil Stellwerke nicht besetzt waren. Demnach sind aktuell im Land 51 Stellen für Fahrdienstleiter oder Stellwerksmitarbeiter nicht besetzt. Das geht aus einer Landtagsanfrage der Grünen hervor.
Immerhin, in Halle (Saale) selbst sind die meisten Stellwerke über ein elektronisches Stellwerk (ESTW) verbunden. Eine Ausnahme bildet das Stellwerk in Halle-Nietleben, denn hier handelt es sich noch um ein Relaisstellwerk. Das ist öfter mal nicht besetzt, weshalb es sogar tagsüber schon zu Ausfällen auf der S-Bahn-LInie S3 kam. Diese endete daraufhin in der Südstadt. Bis auf Weiteres wird das Stellwerk auch in den Nachtstunden nicht besetzt sein, weshalb die S-Bahn-Fahrten zwischen 22 und 6 Uhr zwischen Südstadt und Nietleben ausfallen.
Insgesamt sind in Sachsen-Anhalt 251 Stellwerke in Betrieb. Bei 121 davon handelt es sich um Elektronische Stellwerke. 24 Stellwerke sind EOW (elektrisch ortsgestellte Weichen). In 38 Fällen handelt es sich um Relaisstellwerke. Doch 59 Stellwerke in Sachsen-Anhalt sind noch viel älter, teilweise sind diese mechanischen Stellwerke über 100 Jahre alt. Dort muss immer ein Mitarbeiter vor Ort sein, Weichen und Signale teilweise per Hebel und Drahtzügen stellen. Bei ESTW erfolgt das zentral per Computer. Beispielsweise werden die Weichen im halleschen Hauptbahnhof von Leipzig aus gesteuert.
Immer wieder von Zugausfällen betroffen ist auch die Verbindung Halle-Kassel über Sangerhausen. Die dortigen Stellwerke stammen aus den Jahren 1923 und 1930. Doch das sind noch nicht die ältesten Stellwerke, die in Sachsen-Anhalt in Betrieb sind. Barleben und Haldensleben sind 1906 in Betrieb genommen worden, Gommern 1909 und Magdeburg Rothensee 1910 Insgesamt sind 29 Stellwerke im Land älter als 100 Jahre, stammen zum Teil noch aus der Kaiserzeit. Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Lydia Hüskens hatte kürzlich zum Zustand der Stellwerke sarkastisch gemeint, als Historikern gehe ihr das Herz auf.
Immerhin hat die Bahn nun auch dieses Problem erkannt. “Im Rahmen zahlreicher Ausbauvorhaben ist in Sachsen-Anhalt die Umrüstung auf moderne Leit- und Sicherungstechnik geplant”, heißt es in der Landtagsantwort. “Besonders hervorzuheben ist das Programm “Digitale Schiene Deutschland” (DSD), in dessen Rahmen die DB Netz AG das Ziel einer flächendeckenden Digitalisierung der Leit- und Sicherungstechnik des Streckennetzes verfolgt. Die Ablösung vorhandener Altstellwerke durch Errichtung digitaler Stellwerke ist ein maßgeblicher Bestandteil.”
Mit der Umsetzung des Programms sei bereits begonnen worden. Erfasst seien hiervon die Netzbezirke Salzwedel, Stendal, Magdeburg, Güsten, Halle (S.) und Naumburg. Dadurch könne ein wesentlicher Anteil des Streckennetzes im Bereich des Landes Sachsen-Anhalt umgestellt werden. “Die Ausrüstung mit digitaler Stellwerkstechnik von weiteren Strecken im Bereich des Bundeslandes erfolgt nachfolgend im Rahmen des DSD Rollout mit gesicherter Finanzierung durch den Bund vs. ab 2030. Darüber hinaus wird aktuell geprüft, inwiefern die Modernisierung der Leit- und Sicherungstechnik darüber hinaus beschleunigt werden kann.”
Naja, warum setzt die Bahn nicht auch, analog zum Bildungsbereich in den Schulen, fachfremde angelernte Kräfte ein? Wenn das in der hochqualifizierten Schullandschaft fiunktioniert, wird es auch bei der Bahn funktionieren. Zumal ja die Technik ohnehin aus dem letzten Jahrhundert stammen soll, und damit kaum anspruchsvolle Tätigkeiten anfallen. Nach Abhakliste ein Telefongespräch entgegennehmen, ein paar nummerierte Hebel und Tasten drücken und nach Durchfahrt das Ganze wieder zurückstellen. Ist ja wohl wie Malen nach Zahlen und wird doch auch von Bürgergeldempfängern und Arbeitssuchenden zu leisten sein. Zudem kann man als Bahn gut punkten und hätte auch noch Geld für die angelernten Kräfte eingespart… LOL
Du hast eine Modelleisenbahn statt einer Freundin, kann das sein? 🙂
Deine nächste Krankenhaus-OP wird auch ein Quereinsteiger durchführen. Am besten Fahrerlaubnisinhaber, die sind durch Erste-Hilfe-Lehrgang qualifiziert. Die Anleitung zur OP kann man sich anlesen. Wer dazu zu faul ist, findet bestimmt auf Youtube oder TikTok eine bebilderte Handlungsanweisung.
An der Stelle geht es „nur“ um Deine Gesundheit (und Leben). An anderer Stelle trifft es auch Dritte, die das nicht verdient haben.
Quereinsteiger ist nicht immer eine Lösung.
Es war einmal ein Land der Dichter und Denker, führend in der Automobilindustrie, ein attraktiver Wirtschaftstandort…..
Das war, bevor dieses Land falsche Freunde hatte, die es in den Abgrund ziehen…
Und bei jeder Modernisierung werden Gleise entfernt, die man für eine Ausweitung des SPNV, SPFV und des SGV benötigen würde.
Bei einem so trostlosen Arbeitsplatz wie oben im Bild zu sehen ist, wundert es mich kaum, dass die Bahn keine Arbeitskräfte findet.
Naja, aber der Körper bleibt in Bewegung. Fahrstraße stellen, Block bedienen, Freimeldung mit Telefon machen. Nach Einfahrt Fahrstraße rückstellen, Block bedienen… In verkehrsarmen Zeiten wird dann noch nachts irgendwo gebaut, da ist man dann noch mit den Rotten oder Bautrupps in Kontakt und muß die auch noch bedienen. Ruhe ist da eher selten. Dann lieber tags, wenn jeder Zug angemeldet werden muß und auch nach Plan verkehrt
Da bin ich aber gespannt, wie die Digitale Schiene (schon der Begriff ist Schwachsinn) das retten soll. Das alles muß erst einmal geplant, gebaut und dann später bedient und betreut werden. Auch Technik braucht die wissenden Hände zur Bedienung, und diese Hände haben Fachkräfte, die es eben nicht gibt.
Es ist ja nicht so, dass das alles auf einmal so von heute auf morgen entstanden ist. Vor dieser Situation haben schlaue Köpfe schon in den 90er Jahren gewarnt. Aber schon damals waren Fachleute ungeliebte Überbringer von Nachrichten, die niemand hören möchte oder im schlimmsten Fall auch noch Nachdenken, Handeln und Entscheiden müssen, erzeugen.
Tja, das hat die DB und die Politik selbst verschuldet. Zig Jahre hat man die Bahn kaputtgespart! Dann werden dort Leute auf Entscheiderposten gesetzt, die als Kind noch nicht mal mit einer Modelleisenbahn gefahren sind, die aber der Meinung sind, dass sie wüssten, wo der Hase lang läuft. Vor ein paar Tagen erst kam die Meldung, dass eine Bürgermeisterin der Grünen jetzt auch einen hohen Posten bei der Bahn bekommt. Auch die „weiß bescheid“. Schöner kann man sich die Zukunft der Bahn in Deutschland kaum ausdenken. Es wird also nicht besser!
Die hat zumindest den passenden Namen https://www.deutschebahn.com/de/presse/pressestart_zentrales_uebersicht/DB-ernennt-Katrin-Habenschaden-zur-neuen-Leiterin-Nachhaltigkeit-und-Umwelt-12287618