Krise bei der Freiwilligen Feuerwehr Halle-Neustadt: Personalnot, Zwist und ständige Einsatzausfälle

Ein erschütterndes Bild zeichnet sich derzeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Halle-Neustadt ab. Während der Brandschutz in der Saalestadt als gesichert gilt, scheint in Halle-Neustadt die Einsatzfähigkeit der dortigen freiwilligen Wehr massiv ins Wanken geraten zu sein.
Mitglieder sprechen von chaotischen Zuständen, lähmenden Streitigkeiten und einer akuten Personalnot, die mittlerweile auch direkte Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft der Wehr hat.
Laut Angaben der Stadtverwaltung wurde die Freiwillige Feuerwehr Halle-Neustadt im bisherigen Verlauf des Jahres 2025 zu insgesamt 54 Einsätzen alarmiert. 38 davon seien übernommen worden.
Doch diese Darstellung sorgt in der eigenen Wehr für Unmut. Mehrere Mitglieder widersprechen der städtischen Darstellung deutlich. Man sei inzwischen in über 20 Fällen gar nicht mehr ausgerückt. Teils aus personellen, teils aus organisatorischen Gründen.
Einsatzunfähigkeit wegen Personalmangels und Streit
„Wir konnten teilweise einfach niemanden mehr stellen“, berichtet ein Mitglied, das namentlich nicht genannt werden möchte.
Besonders drastisch sei ein Vorfall am 13. Juni gewesen. Zu einer Tragehilfe für den Rettungsdienst konnte abermals nicht ausgerückt werden. Es war schlicht kein Personal vor Ort. Dabei hätte ein Patient aus einer Notlage durch ein enges Treppenhaus getragen werden müssen. Eine Unterstützung durch die Freiwillige Feuerwehr Halle-Neustadt war nicht möglich. Die Berufsfeuerwehr war selbst im Einsatz und übernahm die Tragehilfe zu einem späteren Zeitpunkt.
„Solche Situationen dürfen einfach nicht passieren und doch sind sie inzwischen traurige Realität“, heißt es aus der Mannschaft.
Interner Machtkampf lähmt Struktur
Die Ursachen für die desolate Situation sind vielfältig, doch ein zentrales Problem liegt offensichtlich in einem tiefen internen Zerwürfnis. Streitigkeiten innerhalb der Wehr spalten die Einheit.
Ein Wendepunkt war offenbar auch die Neuwahl des Ortswehrleiters am 31. Mai 2025. Mit einem knappen Ergebnis von 10 zu 8 Stimmen wurde ein neuer Wehrleiter gewählt. Der bisherige Amtsinhaber bleibt jedoch laut Stadtverwaltung noch bis ins vierte Quartal 2025 im Dienst.
Warum so früh gewählt wurde, ist unklar. Die Stadt verweist auf die Satzung. Die Wahl sei ordnungsgemäß abgelaufen. Doch bei einem Blick in die Satzung für die Feuerwehr der Stadt Halle könnte man durchaus die Wahlterminierung in Frage stellen. Unter §17 Abs. 2 ist geregelt, dass die Vorschlagswahl in der Regel drei Monate vor der Amtsübernahme stattfinden sollte.
Ein zusätzliches Problem. Der gewählte Stellvertreter lehnte das Amt ab. Die Wehr steht nun ohne klare Führungsstruktur da auch wenn es noch einen alten gewählten Ortswehrleiter gibt.
Offiziell heißt es, die Ortswehr nutze aktuell ihre Bedenkzeit, um „eigene Lösungen zu finden“. Die Verwaltung begleite und moderiere den Prozess. Doch hinter den Kulissen bröckelt die Einheit offenbar weiter.
Stadtverwaltung wiegelt ab – Mitglieder empört
Die Stadt Halle weist indes die Formulierung einer zunehmenden Nicht-Einsatzbereitschaft zurück. „Es handele sich bei den Einsatzkräften um ehrenamtlich Tätige, deren berufliche und familiäre Verpflichtungen eine sofortige Reaktion auf eine Alarmierung nicht immer möglich machten. Zudem stehe man in regelmäßigem Austausch mit der Ortswehr, Einsatzzeiten würden kontinuierlich ausgewertet.“
Diese Darstellung sorgt innerhalb der Feuerwehr für Entsetzen. „Das ist realitätsfern“, heißt es aus der Mannschaft. Es sei, um es deutlich zu sagen, faktisch kaum noch möglich auszurücken, weil schlichtweg niemand mehr da sei. „Wir haben kein Personal mehr.“
Ein besonders kritischer Punkt betrifft auch das fahrerische Personal. Laut Stadtverwaltung stünden auf dem Papier sieben Lkw-Fahrer zur Verfügung. „Das ist bloße Statistik“, kontern die Mitglieder. In der Realität seien es allenfalls ein oder zwei, die tatsächlich noch regelmäßig zum Einsatz erscheinen. Von einer Einsatzsicherheit mit diesen Zahlen könne keine Rede mehr sein.
Frustration und Abwanderungswünsche
Schon seit Jahren gebe es laut Insidern zahlreiche Stimmen in der Truppe, die über einen Wechsel in andere Ortsfeuerwehren nachdenken.
Viele fühlen sich im Stich gelassen, resignieren und sehen keine Perspektive. „Wir sind faktisch kaum noch einsatzbereit“, heißt es von einem langjährigen Mitglied. Der Frust sitzt tief bei jenen, die eigentlich ehrenamtlich helfen wollen, aber immer wieder gegen interne Blockaden und ein lähmendes Klima ankämpfen müssen.
Eine Feuerwehr im freien Fall
Die Situation bei der Freiwilligen Feuerwehr Halle-Neustadt hat das Stadium einer internen Krise längst überschritten. Wenn Einsätze aus Personalmangel nicht mehr wahrgenommen werden können, ist nicht nur die Sicherheit der Bürger gefährdet. Es droht auch der komplette Verlust an Vertrauen in die freiwilligen Strukturen.
Warum keine Unterstützung? – Führung reagiert nicht
Völlig unklar ist zudem, warum nicht längst weitere Ortsfeuerwehren dem Einsatzbereich der Freiwilligen Feuerwehr Halle-Neustadt zugeordnet werden. Mitglieder der Ortswehr beklagen, man habe ohnehin schon ein großes, wenn nicht sogar das größte, Einsatzgebiet in der Stadt Halle. Man könne dem Volumen an Einsätzen und der Größe des Einsatzbereichs kaum noch gerecht werden.
Aus Sicht vieler Einsatzkräfte wäre es daher dringend geboten, über strukturelle Entlastungen nachzudenken. Indem eine weitere Freiwillige Feuerwehr dauerhaft dem Einsatzbereich der Freiwilligen Halle-Neustadt zugeordnet und regelmäßig mitalarmiert wird.
Trotz entsprechender Vorschläge und Hinweise aus der Truppe und nach Informationen von dubisthalle.de auch aus anderen Teilen der Stadt, habe die Führung der Feuerwehr auf diese Forderung bislang nicht reagiert. Warum eine derartige Unterstützung ausbleibt, bleibt offen.
Die bitteren Konsequenzen zeigen sich im Einsatzalltag. Mehrfach mussten bei bestätigten Bränden, etwa in Treppenhäusern, weitere Feuerwehren, beispielsweise aus Passendorf und Nietleben, nachalarmiert werden. Dabei kommt es regelmäßig zu einem erheblichen Zeitverzug, gerade wenn die Berufsfeuerwehr bei diesen Einsätzen dringend Unterstützung benötigt.
Die Stadtverwaltung steht nun in der Pflicht, entschlossen zu handeln und die Weichen für eine funktionierende und einsatzbereite Ortsfeuerwehr zu stellen, bevor aus einem internen Streit ein dauerhafter Stillstand wird.
Es gibt noch die Freiwilligen Feuerwehren
Halle Nietleben
Halle Passendorf
Halle Dölau
Halle Lettin
Diese Feuerwehren erreichen Neustadt Schnell … gerade mit Sonder und Wegerechten.
Aber es gibt auch Feuerwehren in der Saalestadt die werden nicht alarmiert und der Löschzug fährt aber dahin.
„Aber es gibt auch Feuerwehren in der Saalestadt die werden nicht alarmiert und der Löschzug fährt aber dahin.“
Bitte was?
Es gibt eine Ausrückeordnung aber oft wird die Berufsfeuerwehr zum Samstag abend geschickt und nicht die Freiwilligen Feuerwehren obwohl die oftmals schneller da sind weil die Berufsfeuerwehren manchmal durch die ganze stadt Kutschen
Komisch… Dabei leben dort doch soviel der dringend benötigten Fachkräfte, die alle integriert werden wollen und einfach keine Chance bekommen.
Warum nicht mal etwas Werbung machen?
Soziales einbringen hilft auch bei der Stadtbürgerschaft weiter.
Stimmt, wo die FF ja auch so „links-grün“ ist und auch ein bissl … nicht wahr?
Alter hast du keine Ahnung. Herrlich. 😂
Hast du selbst schon mal was geleistet für die Allgemeinheit? Natürlich nicht. Was frage ich…
Steuern bezahlen für die Allgemeinheit muss reichen.
Der Text enthält jede Menge Anschuldigungen, aber „Ross und Reiter“ werden nicht direkt benannt. Das macht es für Außenstehende natürlich schwierig, das vorliegende Problem zu verstehen.
Eine freiwillige Feuerwehr sollte stets freiwillig sein, das heißt, die Einsätze ihrer Mitglieder sollten nicht erzwungen werden. Von daher sollte man überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, mehr Mitglieder zu rekrutieren. Weiß vielleicht jemand, wie viele Mitglieder die Freiwillige Feuerwehr Halle-Neustadt eigentlich hat?
Was mir immer wieder auffällt: Streitereien bei Freiwilligen Feuerwehren gibt es in ganz Deutschland. Ich wüsste gerne, woran das nur liegt, weil es eben recht häufig vorkommt.
Ehrenamt ist doch „bäh“. Die Leute, die Hilfe brauchen, sollen einfach für jeden Einsatz bezahlen, damit die Feuerwehrleute ordentlich entlohnt werden. Und wenn die Leute nicht zahlen können, dann müssen sie sich halt einfach ein bisschen mehr anstrengen und mehr arbeiten!
Lass dir von wen auch immer HIRN schenken.
„Ehrenamt ist doch „bäh“.“
10010110,
das Ehrenamt ist ok, wenn es vollständig privat organisiert und finanziert wird. Von Steuergeld-finanzierten „Ehrenämtern“ halte ich nichts.
„Die Leute, die Hilfe brauchen, sollen einfach für jeden Einsatz bezahlen, damit die Feuerwehrleute ordentlich entlohnt werden.“
Das wäre durchaus eine Alternative, wenn sich nicht genug Freiwillige finden. So könnte man eine Art Dienstleister gründen, der nach dem Eintreffen der Berufsfeuerwehr hinzugezogen wird.
„Und wenn die Leute nicht zahlen können, dann müssen sie sich halt einfach ein bisschen mehr anstrengen und mehr arbeiten!“
Richtig. Und wenn das nicht langt, könnte man zur Finanzierung auch einen Kredit aufnehmen. Einfach mal wegkommen von der üblichen Umsonstmentalität.
Die FF Halle-Neustadt freut sich, dass du sie unterstützen wirst.
Feuerwehrmann,
ich bin eher so eine Art kommunaler Vordenker. Für die FF bin ich eher weniger geeignet.
Hah, das war dein bester Witz heute. 😆
Vordenken kommt vor dem Denken. Du bist also wenigstens auf dem richtigen Weg 🙂
Ich wohne in einem Ort, wo der Altersdurchschnitt bei 67 Jahren liegt. Die wenige Jugend ist im Westen, weil hier keine attraktiven Arbeitsplätze sind und kein Nahverkehr. Unsere FFW haben wir aus Mangel an wehrfähigem Personal geschlossen. Das Land macht Nichts. Wir haben Alle gute Versicherungen, dann brennt`s eben.
Hier ist „Du bist Halle“.
Trotzdem danke für’s teilen.
Das Trifft aber eben auch auf Halle zu.
In Halle liegt der Altersdurchschnitt nicht bei 67 Jahren. Es gibt hier Nahverkehr und je nach Vorlieben womöglich sogar attraktive Arbeitsplätze. Die FFW ist nicht geschlossen.
Altersdurchschnitt Halle: 45,0
Deutlich geringer also.
Jugend ist hier gut vertreten, wird sich regelmäßig drüber beschwert.
Nahverkehr ist gut ausgebaut, viel ist laufbar.
Wir haben nicht nur eine, sondern 11 freiwillige Wehren im Stadtgebiet, keine davon wegen Personalmangel „geschlossen“.
Da trifft gar nichts auf Halle zu, micha/armin. Gar nichts.
„Ich wohne in einem Ort, wo der Altersdurchschnitt bei 67 Jahren liegt.“
armin mützenbecher,
hier geht es um Halle-Neustadt. Hier dürfte das Durchschnittsalter ziemlich niedrig sein.
„Die wenige Jugend ist im Westen, weil hier keine attraktiven Arbeitsplätze sind“
Es hat sich seit den 2000er Jahren extrem viel verändert. Wer qualifiziert ist, bekommt auch in Sachsen-Anhalt einen attraktiven Arbeitsplatz.
„und kein Nahverkehr.“
Der Nahverkehr ist in Sachsen-Anhalt gut ausgebaut, vor allem in Halle. Hier ist mittlerweile fast jedes Schei*haus an das Straßenbahnnetz angeschlossen.
Also: Sachen packen und nach Halle ziehen. 🙂
In Steuden sollten Gemeindevertreter zwangsverpflichtet werden weil nicht genug Mitglieder der FF da waren aber Gerätschaften und Gerätehaus zur Verfügung standen.