Eichenprozessionsspinner: hier ist er in Halle (Saale) aktiv, und das macht die Stadt dagegen – kein stärkerer Befall als im Vorjahr

Rot-weiße Flatterbänder gehören im Frühsommer inzwischen zum gewohnten Bild in vielen halleschen Grünanlagen. Doch was aussieht wie gewöhnliche Bauabsperrung, markiert in Wirklichkeit ein ernstzunehmendes Risiko für die Gesundheit: Die Stadt Halle (Saale) warnt aktuell wieder vor dem Eichenprozessionsspinner. Die Raupen des unscheinbaren Falters haben erneut zahlreiche Eichen befallen, vor allem in beliebten Naherholungsgebieten wie der Würfelwiese, der Peißnitzinsel und der Dölauer Heide.
Zwar zeigt sich die Lage laut Stadtverwaltung derzeit nicht gravierender als im vergangenen Jahr – Entwarnung gibt es dennoch nicht. Denn die mikroskopisch kleinen Brennhaare der Tiere können beim Menschen schwere allergische Reaktionen auslösen. Die Stadt reagiert mit Absperrungen, Bekämpfungsmaßnahmen und einem Appell zur Vorsicht.
Gefahr aus den Baumwipfeln: Was der Eichenprozessionsspinner anrichtet
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners treten bevorzugt an Eichenbäumen auf, wo sie in dichten Nestern verweilen und die Bäume kahlfressen. Das allein wäre aus ökologischer Sicht bereits problematisch, doch die eigentliche Gefahr geht von ihren sogenannten Brennhaaren aus. Diese enthalten das Gift Thaumetopoein, das beim Menschen zu Hautreizungen, Juckreiz, Bindehautentzündungen und im schlimmsten Fall zu schweren Atembeschwerden führen kann.
Schon ein Windstoß kann Tausende der mikroskopisch kleinen Haare kilometerweit verbreiten – sie lagern sich auf Kleidung, Spielgeräten und Sitzbänken ab oder schweben durch die Luft. Die Nester und Raupen dürfen deshalb keinesfalls berührt werden. Bereits das bloße Vorbeigehen unter einem betroffenen Baum kann ausreichen, um Symptome hervorzurufen.
Würfelwiese im Fokus: Absperrungen und Trampelpfade
Besonders auffällig ist der Befall derzeit auf der Würfelwiese, einem zentralen Erholungsort im Stadtgebiet. Hier sind weite Teile abgesperrt worden, darunter auch der stark frequentierte Spielplatz mit dem Piratenschiff. Zwar dienen die Flatterbänder dem Schutz der Bevölkerung, doch nicht alle halten sich daran. Immer wieder werden Absperrungen eigenmächtig entfernt, um Wege für Fahrräder und Spaziergänger freizumachen. Inzwischen haben sich Trampelpfade über die Wiese gebildet – quer durch nicht gesperrte Flächen hindurch.

Peißnitzinsel, Heidesee und Kinderstadt ebenfalls betroffen
Auch auf der Peißnitzinsel hat der Schädling Einzug gehalten. Der baschkirische Spielplatz sowie Teile eines Tennisplatzes mussten bereits gesperrt werden. Selbst in einem Randbereich der Kinderstadt, einem beliebten Ferienprojekt für Kinder, wurden Nester festgestellt. Die Stadt hat dort schnell reagiert und betroffene Bäume markiert sowie Areale abgesperrt.
Weitere Funde gibt es laut Stadt in der Dölauer Heide, insbesondere rund um den Heidesee. Hier war in den vergangenen Jahren wiederholt der Spielplatz Ameisenhausen betroffen – auch in diesem Jahr ist der Bereich nicht verschont geblieben. Hinzu kommen vereinzelt Funde auf dem Südfriedhof, der Ziegelwiese sowie auf weiteren Einzelstandorten im Stadtgebiet.

Kein neuer Höchststand – aber Vorsicht bleibt geboten
Trotz der zahlreichen Funde bleibt die Stadtverwaltung bei einer nüchternen Einschätzung. „Der aktuelle Befall entspricht dem Szenario aus dem Vorjahr“, heißt es aus dem Rathaus. Es gebe keine Hinweise auf eine stärkere Ausbreitung, allerdings auch keine Entwarnung. Der Umgang mit dem Schädling sei mittlerweile routiniert.
Zur Bekämpfung arbeitet die Stadt mit einer Fachfirma zusammen. „Gemeldete Nester werden, soweit möglich, entweder abgesaugt oder mit einem speziellen Fixiermittel behandelt“, so der Stadtsprecher weiter. Ziel sei es, die Verbreitung einzudämmen und zugleich Gefahrenstellen frühzeitig zu entschärfen.
Bürgerbeteiligung gefragt: Wer Nester entdeckt, soll Meldung machen
Die Stadt bittet die Bürger um Mithilfe: Wer ein Nest entdeckt, soll es nicht eigenständig entfernen, sondern den Fund melden – schriftlich oder telefonisch. Die zuständige Telefonnummer lautet:
📞 0345 221 1345
Ein Mitarbeiter des Ordnungsamts prüft den betroffenen Baum vor Ort und veranlasst gegebenenfalls eine Absperrung oder Bekämpfung.
Appell an Eltern und Spaziergänger: Absperrungen respektieren
Vor allem Eltern kleiner Kinder werden aufgefordert, besonders aufmerksam zu sein. Kinder sollen die abgesperrten Bereiche nicht betreten und keine Raupen anfassen. Auch Hundehalter sollten ihre Tiere fernhalten. Die Flatterbänder sind kein bloßes Ärgernis, sondern markieren ein reales Risiko.
Hintergrund: Der Eichenprozessionsspinner in Deutschland
Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopea processionea) ist ein Nachtfalter, der ursprünglich in Südeuropa beheimatet war. Aufgrund der milden Winter hat sich die Art in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch in Mitteleuropa verbreitet – mit Folgen für Natur und Gesundheit.
Die Raupen durchlaufen sechs Entwicklungsstadien, wobei ab dem dritten Stadium die gefährlichen Brennhaare gebildet werden. Die Gespinste bleiben oft über Jahre an den Bäumen haften und stellen auch nach dem Schlüpfen der Falter noch ein Risiko dar.
Fazit: Kein Grund zur Panik – aber zur Vorsicht
Auch wenn der Befall durch den Eichenprozessionsspinner in Halle (Saale) nicht stärker ist als im Vorjahr, bleibt er eine ernstzunehmende Gefahr. Die Stadt hat reagiert und setzt auf gezielte Maßnahmen sowie Bürgerinformation. Doch der Schutz kann nur funktionieren, wenn sich alle an die Absperrungen halten und beim Fund eines Nestes besonnen handeln.
Die rot-weißen Bänder sind damit in diesem Frühsommer mehr als nur ein Warnsignal – sie sind Ausdruck einer gesamtstädtischen Vorsorge gegen eine kleine Raupe mit großer Wirkung.
Es wäre sinnvoll, die Absperrbänder mit einer zusätzlichen Information zu bestücken: ACHTUNG: Eichenprozessionsspinner!
wird sogar gemacht. Ist sogar als Titelbild zu sehen 😉
Allerdings wurden auch diese Hinweiszettel vielfach entfernt / abgerissen
Dann wird dies zum Beispiel auf dem Ameisenspielplatz in der Heide der Fall gewesen sein. Wer kommt auf die Idee diese zu entfernen und warum?
Vielleicht ist das eben eine regelmäßige Kontrolle durch das Ordnungsamt von Nöten.
Es ist unverantwortlich.
Waren mit Kind und Baby im direkten Umfeld unterwegs und haben (da keine Beschilderung) angenommen, der Spielplatz wäre wegen des bevorstehenden Festes gesperrt.
Wenn Spinner so einfach mit roten Absperrband isoliert werden könnten, dann wäre alles
rot/weiß.
Nehmen die dann Urlaub?