Kunsthalle: Ausschuss stoppt „Wahlkampfgeschenk“
![](https://dubisthalle.de/wp-content/uploads/2018/11/intecta.png)
Der Kulturausschuss hat am Mittwoch die Mittel für eine neue städtische Kunsthalle gestrichen. Zudem übten die Stadträte massive Kritik an Oberbürgermeister Bernd Wiegand, bezeichneten die Pläne als Wahlkampfgeschenk. 60.000 Euro hatte Wiegand in den Haushalt einstellen lassen. Die Kunsthalle soll seinen Plänen zufolge im Intecta-Kaufhaus in der Großen Ulrichstraße entstehen. Doch schriftlich gibt es außer der Haushaltssumme nicht. Es gab nur eine Gegenstimme und zwei Enthaltungen gegen den Antrag im Ausschuss, die Mittel für die Kunsthalle zu streichen.
Es liege kein Konzept vor. Man wisse gar nicht wer das Haus betreiben soll, sagte Ulrike Wünscher (CDU). Sie bezweifelte zudem, dass das alte Kaufhausgebäude überhaupt für eine Kunsthalle geeignet ist. Gerne werde der vorgesehene Betreiber das Konzept einmal in der folgenden Kulturausschusssitzung vorstellen, sagte Kulturdezernentin Judith Marquardt. Die Kunsthalle sei als Ergänzung für die reichhaltige Kunstlandschaft zu verstehen, sei eine Bereicherung für die bildenden Künste. Die Forderung nach einer Kunsthalle gebe es seit Jahren, so Marquardt.
Detlef Wend (SPD) sagte, es werde an anderen Stellen gekürzt, damit Wiegand sei Wahlkampfgeschenk an die bildenden Künste präsentieren kann. Es gebe zudem in den Stadt genügend Raum, der genutzt werden könnte. „Herr Kapetsis hat mal zufällig keinen Mieter, un da stellen wir mal ein bisschen Kunst rein“, sagte Wend zu den Plänen. Zudem habe der OB bereits für viele andere Projekte Geld aus dem Hut gezaubert.
Ulrike Rühlmann warf im Ausschuss die Frage auf, mit wem außer Herrn Kapetsis überhaupt gesprochen wurde. Sie kenne sich in der Szene aus und alle würden auf die Frage, ob mit ihnen gesprochen wurde, mit den Schultern zucken. Zudem habe sie die Befürchtung, dass die nun von Wiegand vorgesehenen 60.000 Euro für ein Konzept für die Kunsthalle draufgehen und weitere Folgekosten entstehen. Zudem verstehe sie die plötzliche Eile nicht. „EIne Kunsthalle würde uns auch 2020 gut anstehen.“
„Wenn kein Konzept da ist, dann nehmen wir den OB beim Wort. Dann gibt es eben kein Geld“, sagte Katja Müller (Linke). Schließlich fordere Wiegand für alle anderen Projekte, die nicht von ihm kommen, immer Konzepte ein. Fürsprecher für das Projekt im Ausschuss war Erhardt Preuk, sachkundiger Einwohner für Die Linke. Seit Jahren gibt es so eine Forderung, die Pläne für eine Kunsthalle seien nicht neu. Mehrere Räte erklärten hierzu, sie seien nicht gegen eine Kunsthalle, sondern gegen das Verfahren – Geld für ein Projekt einzustellen, für welches es nicht einmal ein Konzept gebe.
Das Gebäude wurde vor sechs Jahren nach jahrelangem Leerstand als Designkaufhaus wiedereröffnet. Doch dieses Konzept ging nicht auf. In den oberen Etagen sind verschiedene Firmen ansässig, Doch da Erdgeschoss steht mittlerweile wieder leer.
Der Kulturausschuss hat insbesondere bemängelt, dass Antragsbewilligungen für Gelder aus diesem Fördertopf üblicherweise und zurecht bestimmten Qualitätskriterien unterliegen. Darauf hat die Stadtverwaltung in vielen Sitzungen des Kulturausschusses hingewiesen. Unabhängig ob das Projekt eines Museums der bildenden Kunst für unsere lokale Kunstszene eine gute Idee ist oder nicht, kann die Variante „erst Geld, dann Konzept“ einer ernsthaften Prüfung nicht stand halten. Es sollte ein klares Projekt formuliert werden und dann kann über die Umsetzung und das Geld dazu beraten werden. Ich zitiere den OB: „Ohne Konzept kein Geld !“
Über diesen Streitpunkt hinaus denke ich tatsächlich, dass bis eine endgültigen Lösung gefunden wird, es einige Möglichkeiten gibt, der lebendigen bildenden Kunst in Halle Ausstellungsfläche zu bieten (z.B. Kunstforum)
Lieber Detlef (ich darf das sagen, ich war auch mal Mitglied bei den ehemaligen Sozialdemokraten),
zu meinem großen Bedauern muß ich Dir leider größtenteils zustimmen. Das „Konzept“, irgendwie irgendwo Gelder in den Haushalt einzustellen und dann mal zu schauen, was damit passiert, hat sich regelmäßig als untauglich erwiesen. Und daß die dafür eingestellten 60.000 € dann lieber wieder der freien Kunst und Kultur zugute kommen: Perfekt!
Der Etat dafür darf nämlich laut Stadtratsbeschluß nicht mehr gekürzt werden, sondern muß sogar nach Möglichkeit jährlich erhöht werden.
(Ich habe gelegentlich das Gefühl, daß einige Stadträte die von ihnen beschlossene Vorlage nicht bis zu den letzten beiden Sätzen gelesen haben…)
ABER: Die bildenden Künstler in Halle brauchen und wollen aber tatsächlich Ausstellungsfläche in der Stadt, unabhängig von Galeristen und Vorzeigedings wie das Kunstmuseum Moritzburg.
Deshalb haben das einige namhafte Künstler u.a. aus dem BBK e.V. selbst in die Hand genommen und eröffnen am Samtag eine Produzentengalerie als Experiment:
https://www.facebook.com/bolldorf/photos/a.745765925763681/745773345762939/?type=3&theater
Am „Produkt 2.x0Dings“ „Pflege der Kunst und Kultur“ darf nicht gekürzt werden, Halle steht da eh immer noch nicht besonders gut da.
War nicht mal der obere Boulevard als „Kunstmeile“ vorgesehen? Wo sind sie denn, die bildenden Künstler, die die leerstehenden Läden mit ihren Kunstwerken füllen?
Was ist eigentlich aus der APP Schene Läden geworden?
„Über diesen Streitpunkt hinaus denke ich tatsächlich, dass bis eine endgültigen Lösung gefunden wird, es einige Möglichkeiten gibt, der lebendigen bildenden Kunst in Halle Ausstellungsfläche zu bieten (z.B. Kunstforum)“
„Das Kunstforum der Saalesparkasse ist mittlerweile DAUERHAFT GESCHLOSSEN! Im gleichen Gebäude befindet sich nun das Literaturhaus Halle.“ (halle365)
Wenn man über Halle spricht, sollte man sich schon in Halle auskenne.
Liebes Farbspektrum,
ich zitiere gern Ihre eigenen Worte: „Wenn man über Halle spricht, sollte man sich schon in Halle auskenne.“ (Der leicht hessische Dialekt ist im Original, isch gonn äscht nüx dofür!)
So, und jetzt kann ich Sie überraschen:
Das Literaturhaus Halle befindet sich im Kunstforum der Saalesparkasse, die weiterhin Eigentümer usw. der Immobilie ist. Ich möchte Sie keinesfalls mit Details überfordern.
Tatsächlich finden im Literaturhaus auch ständig Ausstellungen statt, diese können Sie auf der der Website auch öffentlich(!) einsehen. Die Kuratierung dieser Ausstellungen liegt nicht in der Hand der Stadt, aber wohin ein vorauseilender administriver Eingriff in die Kunstfreiheit führt, sehen wir ja bei der demnächst ehemaligen Bauhaus-Direktorin.
Lieber Martin,
das Literaturhaus befindet sich keineswegs im „Kunstforum“ . Das Haus gehört weiterhin der Sparkasse, heißt jetzt aber „Literaturhaus“.
„Nach einer vorübergehenden Nutzungspause im Jahre 2017 konnte der Verein Literaturhaus Halle (Saale) e.V. die Stadt und den Vorstand der Saalesparkasse überzeugen, den Betrieb des Kunstforums als Literaturhaus fortzuführen.
Künftig steht das Haus allen interessierten Bürgern der Stadt und ihren Gästen als Veranstaltungsort für literarische Begegnungen vielfältigster Art zur Verfügung.“
https://literaturhaus-halle.de/geschichte/
Übrigens, Halle tut viel für Künstler, vor allem die Sozialkasse. Auch Künstler sollten sich mit der Marktwirtschaft beschäftigen und nicht ständig nach staatlicher Alimentierung rufen.
nein, es heißt tatsächlich Literaturhaus im Kunstforum – so steht es sogar auf der Webseite des Vereins: https://literaturhaus-halle.de/kontakt/
Ach du Schreck! Und diese Information kann man einfach so im Internet finden, für jeden frei zugänglich? Sapperlot! Noch dazu mit Impressum, Datenschutzerklärung und dem ganzen Pipapo. 😀
Farbspektrum: „Wenn man über Halle spricht, sollte man sich schon in Halle auskenne.“
Welche „Sozialkasse“ meinen Sie? DIe KSK (in diesem Falle nicht das Kommando Spezialkräfte, sondern die Künstlersozialkasse) ist eine Bundesangelegenheit.
Künstler (nicht nur bildende) beschäftigen sich übrigens notgedrungen jeden Tag mit der Marktwirtschaft.
Und wenn Sie mir noch erklären, wie eine selbsternannte Kulturhauptstadt ohne staatliche/städtische Förderung funktionieren soll, wäre ich Ihnen sehr verbunden.
So am Rande noch ein paar Fragen: Wieviele Grafiken, Bilder oder Gemälde haben Sie in den letzten Jahren gekauft? Und wie viele Kunstwerke, auch im öffentlichen Raum, haben Sie gesehen, ohne auch nur einen Cent dafür zu bezahlen? Oder ist Ihnen eine Stadt in freundlichem Betongrau, innen wie außen lieber?
„Wenn man über Halle spricht, sollte man sich schon in Halle auskenne.“
Nach einer Studie aus Halle mit 375 Teilnehmern lebten von den am Projekt „business arte“ von 2008-2014 Teilgenommenen
1/6 von Kunst
1/6 von einem Job
1/6 von den Eltern
3/6 von der Arge
Die Werte sind grob geschätzt aus einem Kreisdiagramm entnommen.
Den Titel Kulturhauptstadt hat sich Halle selber gegeben. Und bitte nicht vergessen, dass dazu auch die freien Theater gehören. Ein erhebliche Förderung wäre nur gerechtfertigt, wennn man diesen Titel auch außerhalb von Halle kennen würde.
Noch eine Ergänzung „business arte“ bezieht sich auf ganz SA.
Diese Stadt scheint nurnoch aus Verwaltung und
brotlosen SpinnernKünstlern zu bestehen.Aber eine interessante Idee für die freie Wirtschaft, ich beantrage bei der Bank einen Kredit und überlege mir erst dann, was ich damit anstelle. 😀
Kredit ist falsch. Die 60.000 wären nicht geliehen sondern geschenkt.
Richtig wäre: ich berate eine Firma als Consultant und überlege mir während der Beratung, was ich überhaupt beraten will.
Eine guter Berater nimmt die Uhr seines Kunden, sagt ihm wie spät es ist und lässt sich nach Aufwand bezahlen.
Prima, das habt ihr gut gemacht! Immer schön das Pulver zusammenhalten. Und dann am Jahresende im Haushalt für die Arbeitsbeschaffung ansonsten brotloser weil nixkönnender sogenannter Künstler verbraten. Schutzpatron Tom Wolter wird das schon richten! Freie Szene – geht doch arbeiten, wenn ihr Benz fahren wollt (so wie Moritz Götze)!
Es fehlt eine Möglichkeit für Ausstellungen aller Art. Aber nicht nur für Künstler aus Halle. Mir fallen da die zwei ehemaligen Ausstellungshallen auf der Peißnitz ein. Was es da alles für Ausstellungen gab. Die Kunstmesse in der Händelhalle ist doch schon eine gute Idee.Da präsentieren doch Künstler aus Halle, die sich der Marktwirtschaft stellen, ihre Werke.
Die Stadt wäre doch aber mit den Betriebs- und Personalkosten überfordert.
Danke für deine tollen Vorschläge und Ideen. Mal sehen, ob sie jemand liest, der damit zu tun hat.