Löschpanne beim LKA Sachsen-Anhalt: fast 42.000 Täter-Daten sind weg – Sondersitzung des Landtags-Innenausschusses?
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Wer in den letzten Wochen in Sachsen-Anhalt ein Verbrechen begangen hat, kommt möglicherweise straffrei davon, weil ihm die Tat nicht nachgewiesen werden kann. Beim Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt (LKA) sind 41.175 von 60.000 Täter-Datensätzen wie Fingerabdrücke, Porträtaufnahmen und Besonderheiten wie Tätowierungen gelöscht worden. In der Volksstimme spricht das LKA von einer “Fehlerkette”. Beim Bundeskriminalamt existiert eine Datensicherung. Jetzt wird hierüber probiert, die Daten wiederherzustellen.
Rüdiger Erben, innenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, ist verwundert, dass das Innenministerium nicht die am Donnerstag bis in den Nachmittag andauernde Sitzung des Innenausschusses des Landtages dazu genutzt hat, um zu dem Sachverhalt zu berichten. Erben hat deshalb am heutigen Vormittag beim Vorsitzenden des Innenausschusses die kurzfristige Einberufung einer Sondersitzung zu dem Thema angeregt.
Erben: „Selbst wenn sich nur Teile der Berichterstattung bewahrheiten sollten, wäre das eine schwerwiegende Datenpanne, für welche ich Vergleichbares in Sachsen-Anhalt nicht sofort in Erinnerung habe. Jetzt muss alles getan werden, dass die Daten wiederhergestellt werden und der Schaden für die Verbrechensbekämpfung eingegrenzt werden kann. Doch schon jetzt beeinträchtigt er die Arbeit der Polizei. Ich erwarte, dass das Innenministerium zu Art und Ausmaß der Panne im Innenausschuss umfassend berichtet.“
„Es ist ein auf mehreren Ebenen unfassbarer Vorgang, der Fragen aufwirft. Die fristgerechte Überprüfung der Datenbestände der Polizei ist wichtig und sollte selbstverständlich sein. Wie kann es sein, dass ein solch schwerer Fehler passiert? Wie kann es sein, dass bis heute offenbar unklar ist, ob die Überprüfung der Datenbestände und die entsprechende Aktualisierung überhaupt stattgefunden hat? Die Löschfristen sind weder neu noch beliebig, sie ergeben sich unmittelbar aus gesetzlichen Vorgaben“, sagt Henriette Quade, innenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Die Linke.
„Wie kann es sein, dass diejenigen, die Recht und Gesetz umsetzten sollen, offenkundig überfordert sind mit der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben? Keine Frage: Die Kontrolle von Löschfristen, die Überprüfung, ob im Einzelfall zu löschen ist oder nicht, der Abgleich in den Datenbanken, das alles erfordert Zeit und Aufwand. Es ist aber in keiner Weise neu, dass dies ebenso tägliches Handwerk von Polizeiarbeit ist, wie die eigentliche Ermittlungsarbeit. Insofern ist es umso irritierender, dass in einem Bereich, der eigentlich von standardisierten Abläufen und Routine geprägt sein müsste, ein solch schwerer Fehler passieren kann.
Irritierend ist auch der Umgang damit. Wie kann es sein, dass dieser, laut Bericht der Volksstimme bereits im Januar passierte Löschvorgang, offenbar in keiner Wiese polizeiintern thematisiert und kommuniziert wurde? Wie kann es sein, dass Polizist*innen hiervon erst aus der Presse erfahren? Das gefährdet die Arbeitsfähigkeit der Polizei und erschüttert das Vertrauen.
Nicht zuletzt: Erst am Donnerstag tagte der Innenausschuss des Landtages. Dort wurde mit keinem Wort erwähnt, wovon die Volksstimme heute detailliert berichtet. Es ist ein Affront gegenüber den Abgeordneten des Landtages, sie in keiner Weise zu informieren und es erzeugt den Eindruck, dass hier gedeckelt werden soll. Keine Frage: Der Vorgang ist peinlich. Er ist aber vor allem besorgniserregend: Wenn ein solch schwerer Fehler in einem Bereich passieren kann, der eigentlich Routine ist, dann besteht umso mehr die Frage, wie Polizei aufgestellt ist. Wenn darüber nicht transparent informiert wird und sowohl Teile der Polizei, als auch die Abgeordneten des Innenausschusses aus der Presse von diesem Vorgang erfahren, dann zeigt das ein fehlendes Problembewusstsein des Innenministers. Innenminister Richter muss sich erklären und das schnell. Eigentlich bedürfte es einer Sondersitzung des Innenausschusses.“
Der Volltreffer wäre, wenn bei dieser umfassenden Berichterstattung schließlich herauskommen würde, es waren die Politiker, die dem LKA das Geld für Backup-Geräte gestrichen haben…
Endlich ist so weit, Datenschutzwahn siegt über Polizeiarbeit. 🙏
Da kann der Datenschutz nix für, wenn die Leute ihr Handwerk nicht beherrschen.
Der Datenschutzwahn kann genauso etwas dafür, wenn Löschfristen sehr eng gesetzt sind.
Sie schreiben Unsinn. Ich arbeite im IT-Betrieb. Das hat mit Datenschutz wenig zu tun. Eher damit, dass man kein Geld für kompetentes Personal ausgeben möchte. Sonst wäre es ein leichtes, das passende Backup einzuspielen.
Für eine vorgeschriebene Löschung kann es kein Backup geben. 🤦♂️
1. Es war keine vorgeschriebene Löschung.
2. Für eine vorgeschriebene Löschung darf es kein Backup geben. Ob es eins geben kann, ist eine andere Frage.
Was sind denn das für Laien an Werke? Na Hauptsache es wird keiner zur Rechenschaft gezogen.
„Beim Bundeskriminalamt existiert eine Datensicherung. Jetzt wird hierüber probiert, die Daten wiederherzustellen.“
Wenn man „probieren“ muss, ist es keine Daten“sicherung“.
Ich habe mir das grade mal bei der Volksstimme durchgelesen (Titel dort: Zehntausende Täter-Daten im LKA gelöscht). Das ist natürlich ›komplizierter‹ als hier im ersten Absatz dargestellt. Bei der Volksstimme heißt es:
Man kann also offensichtlich nicht am technischen Phänomen sondern am rechtlichen scheitern…
Mich wundert sowas nicht mehr.
Deutschland wird nicht zu einer Bananenrepublik, wir sind es schon.
Ob die Daten absichtlich oder durch Dummheit gelöscht wurden, ist völlig egal.
Konsequenzen wir es so oder so nicht haben.
Es gibt immer Alternativen.
Damit ist aber nicht der gärige Haufen mit der höchsten Kriminalitätsrate im Bundestag gemeint, oder?
Die CDU?
Es gibt keinen Bereich in diesem Land welcher noch so funktioniert wie gewünscht… Es geht buchstäblich alles schief…
Was für ein saustall.
Empörungsgesellschaft im Kommentarblock – wunderhübsch.
„Früher gabs sowas nicht, da hat niemand Fehler gemacht, nie! Deutschland geht zugrunde!“
Impfelster Bernd macht doch auch nie Fehler, Herr Neunmalschlau.
Ick lach mir nen Ast.
Da findet man keine Worte mehr, sollte man nicht mal überdenken ob die richtigen Leute an der Macht sind?
Die an der „Macht“ klären das das gerade auf.
Vielleicht war es so: Es sollte eine bestimmte Datei verschwinden und damit diese nicht so auffällt, hat jemand gleich eine größere Menge verschwinden lassen?
Vielleicht? Das ist die einzige vernünftige Erklärung für den Vorgang. So umfassendes Versagen ist einfach unglaubwürdig, deswegen habe ich auch sofort gedacht „Absicht!“.
Na wie geht denn so was? Wenn man die Daten nicht überschreibt, dann sind sie noch alle auf der Festplatte.
Klar. Einfach mal mit der flachen Hand draufhauen, dann ist Bild bestimmt wieder da. Oder mal die Bildröhre entmagnetisieren…
Nee.Den PC hinten aufmachen und reinschauen wo die sind.
Ich tippe eher auf einen defekten BNC-Terminator am Ethernet-Kabel.
na,das war doch sicher kein versehen…!!!
Hier kommentierten wirklich überraschend viele Experten , ich staune
Das hat nichts mit Experte sein zu tun oder nicht, sowas darf absolut nie und nimmer passieren. Punkt aus Ende. Die Leute die von einer Bananenrepublik sprechen haben doch völlig recht, in dem Land läuft so gut wie nichts mehr wie es soll. Ich staune viel eher über Leute die immer noch ihre rosa-rote Brille aufhaben und alles für gut empfinden was in den letzten Monaten so passiert ist.
Vertuschungspolitik… Kommt mir irgendwie bekannt vor 🤔😉
. . . Hätten die damals bei der Stasi so einen Knopf gehabt, hätte es die DDR nie gegeben. . . Schreddern hamse ja nich mehr allet jeschafft.
Da bin ich aber gespannt auf die bevorstehende(Brief)Wahl und deren Resultat.Bestimmt verschwindet da auch einiges,was nicht konform ist.
Glückwunsch an’s Portal, Erwähnung sogar hier:
https://blog.fefe.de/
Danke, Andreas.