Löwenzusammenführung im Bergzoo: Hallenserin Nyla trifft Griechen Akinda
Vergangenen Mittwoch begegnete Angolalöwin Nyla erstmals Löwenkater Akinda ohne schützende Gitter auf der Freianlage. Dem Vorausgegangen war eine zweimonatige Eingewöhnungszeit, in welcher beide Löwen getrennt aber auf Schnuppernähe, voneinander gehalten wurden. Nun war es aber endlich soweit. Sorgfältig von der Säugetierkuratorin und dem Tierpflegeteam des Großkatzenhauses vorbereitet, sowie vor den Augen der Besucher verborgen, öffnete sich am frühen Morgen für die beiden Löwen erstmals gemeinsam der Schieber zur Außenanlage. Als erstes betrat Neuankömmling Akinda die Außenanlage, nur wenig später gefolgt von der der alteingesessenen Nyla. Die Anspannung war bei Hallenserin Nyla und den anwesenden Zoomitarbeitern sichtbar gleichgroß, nur der aus Griechenland stammende Akinda schien ganz dem Klischee mediterraner Mentalität entsprechend, etwas relaxter zu sein als alle anderen. Neugierig beäugte er Nyla, welche trotz der Anspannung die scheinbar desinteressierte Dame spielte. Kurz darauf zeigte sie dann recht schnell, dass Sie es mit der Nähe zum Jüngling Akinda nicht ganz so eilig hatte, wie dieser sich wahrscheinlich erhoffte. Ein kräftiges Fauchen zeigte Akinda erstmals die von Nyla bevorzugte unsichtbare Grenze, wobei sich dieser davon nur wenig beindruckt zeigte und mit gehobenen Lefzen und Gebrüll signalisierte, dass er nicht aus Pappe ist.
Was dann folgte war für Zoodirektor, Dr. Dennis Müller, ein Paradebeispiel für männliches Dominanzverhalten bei Löwen. Akinda durchschritt, Nyla nie aus dem Blick verlierend, die Außenanlage und rieb sich genüsslich an Büschen und Bäumen. Dem uneingeweihten Betrachter wäre es erschienen, als wenn er damit zeigen wolle, dass er friedliche Absichten habe und sich scheinbar, für die in eine Ecke des Geheges zurückgezogene Nyla, herausputzen möchte. Für die Zooprofis war jedoch klar, Akinda zeigte Nyla auf „löwisch“, das ist mein Revier, ich dulde Dich zwar, aber der Herr im Hause bin ich. Argwöhnisch beäugt von der weiterhin sichtlich angespannten Nyla zog er seine Kreise immer enger um diese, um sich endlich fast auf Armesweite herangekommen, urplötzlich wieder zu entfernen. Nach einem kurzem Platzwechsel von Nyla begann das Ganze von vorn, wobei sich Akinda nahezu tänzerisch anmutig der mittlerweile etwas entspannter wirkenden Löwin immer wieder näherte, um ihr als Krönung seines Reviergehabes dann den Rücken zuzudrehen. Das Nyla dies ohne erneutes Fauchen oder sogar einen möglichen Angriff duldete zeigte klar, dass Akindas Plan, seine Dominanz zu demonstrieren, aufging. Das Zudrehen des Rückens signalisierte nämlich für sie ein großes Selbstvertrauen Akindas in die eigene Stärke. Das etwa anderthalbstündige Schauspiel und sein friedlicher Ausgang ließen den Zoodirektor und sein in Habachtstellung bereitstehendes Team sichtlich aufatmen. Um den beiden Löwen jedoch weiterhin Ruhe beim fortdauernden Annäherungsprozess zu gönnen, wurde der Bereich um die Löwenanlage bis zur nachmittäglichen Fütterungszeit für den Besucherverkehr gesperrt, zu der die Beiden dann wieder getrennt wurden . Die Fütterung wird auch in den kommenden Tagen weiterhin getrennt erfolgen, da das Fressgebaren die letzte Stufe in der Rangfolgefestlegung ist und man die bisher so gut verlaufende Zusammenführung nicht unnötig gefährden will. Grundsätzlich ist es bei Löwen so, dass der männliche Rudelführer immer als Erster frisst, während die weiblichen Tiere, obwohl die Jagd grundsätzlich ihnen obliegt, immer erst danach an die Beute dürfen. Auch wenn es sich in diesem Fall nur um zwei Tiere handelt, so ist diese Fressordnung eine Art ungeschriebenes Gesetz, welches letztlich auch Akindas Führungsrolle besiegeln wird. Dann können die Besucher beide Tiere auch ganztägig, einschließlich der beliebten öffentlichen Fütterung, gemeinsam erleben. Aber bereits jetzt verbringen Akinda und Nyla den größten Teil des Tages gemeinsam, je nach den Witterungsverhältnissen, in Ihrer Innen- oder Außenanlage.
Zur Vorgeschichte
Löwenkater Akinda wurde am 8. März 2013, im Athener Zoo geboren. Von seiner Mutter verstoßen und anfangs per Hand von einer Tierpflegerin aufgezogen, gelang es dennoch ihn in das heimische Rudel zu integrieren. Im Dezember kam er dann im Austausch für Löwin Baari, welche Nylas Schwester ist, in den Bergzoo Halle. Baari wiederum fand ihr neues Zuhause in Athen. Dem vorausgegangen war die Rückkehr Baaris aus dem Zoo Hoyerswerda in den halleschen Zoo, nachdem ihr Partner dort verstorben war und die Löwenhaltung daraufhin in Hoyerswerda beendet werden musste. Der Zuzug von Akinda wurde vor allem notwendig, da Halles Vorzeige-Löwe Bono, ein prächtiges und durch seine außergewöhnlich schön entwickelte Mähne besonders auffälliges Tier, aus gesundheitlichen Gründen im Vorjahr eingeschläfert werden musste. Zuvor war bereits Bonos Partnerin nach schwerer Krankheit verstorben. Die zurückgebliebene Nyla wiederum, vertrug sich jedoch nicht wie erhofft mit ihrer Schwester Baari und beide mussten daher voneinander getrennt gehalten werden. Aber auch der fast vierjährige Akinda und Nyla sind verwandt, da beide dieselbe Großmutter haben, welche ebenfalls aus Halle stammte. Nachwuchs wird es daher zwischen den Beiden nicht geben. Dies käme einer Inzucht gleich, welche wissenschaftlich geführte Zoos wie der Bergzoo Halle, aus Arterhaltungsgründen grundsätzlich ablehnen. So erhielt Nyla bereits im Vorfeld ein Hormonimplantat, welches verhindert, dass sie von Akinda trächtig wird. Denn trotz des Altersunterschiedes zwischen der fast zehnjährigen Nyla und dem sechs Jahre jüngeren Akinda sind sich die Zooexperten einig, dass dieser nach der nun erfolgreichen Zusammenführung versuchen wird, die Löwin zu decken.
Zukunft der Löwenhaltung im Zoo Halle
Dem aufmerksamen Verfolger der lokalen Nachrichten wird nicht entgangen sein, dass im Zukunftskonzept des halleschen Zoos von einem perspektivischen Auslaufen der Löwenhaltung im Großkatzenhaus die Rede ist. Grundlegende Absicht ist es dabei, mittelfristig die Zahl der gehaltenen Großkatzenarten im Großkatzenhaus zu reduzieren, um den verbleibenden Tieren durch eine Zusammenlegung der Anlagen mehr Platz zu geben. Um zudem die zukünftig geplante, nach Lebensräumen geordnet und somit möglichst authentische Haltung aller Tiere im halleschen Zoo zu verwirklichen, sollen daher die Löwen ausziehen. Trotzdem sollen auch weiterhin, höchsten von einer eventuellen bauseitigen Pause unterbrochen, auch weiterhin Löwen im Bergzoo leben – nur eben an anderer Stelle. Kurzfristig ist dies jedoch nicht möglich, da größere Investitionen für eine neue Löwenanlage notwendig sind. Es war der Zooleitung jedoch wichtig, dass die durch den Tod Bonos und die gezwungene Trennung von ihrer Schwester nun allein lebende Nyla, nicht partnerlos blieb. Daher wurde beschlossen mit Akinda einen neuen Löwen aufzunehmen, da nur eine mindestens paarweise Haltung tiergerecht ist.
Foto: Steffen Schellhorn
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