Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt weiterhin benachteiligt
Menschen mit Behinderung bleiben auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt weiter benachteiligt. Das zeigt eine gemeinsame Datenanalyse des Sozialministeriums Sachsen-Anhalt und der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen anlässlich des „Tages der Menschen mit Behinderung“ am 3. Dezember.
Land setzt auf Prämien für die Einstellung von besonders betroffenen Schwerbehinderten
Um Anreize für Unternehmen zu schaffen, besonders betroffene schwerbehinderte Menschen einzustellen, haben das Sozialministerium, die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen und das Landesverwaltungsamt ihr bestehendes Arbeitsmarktprogramm für diese Zielgruppe neu aufgelegt. Unternehmen, die zukünftig schwerbehinderte Menschen einstellen, die zum Beispiel langzeitarbeitslos, alleinerziehend sind oder bisher in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung gearbeitet haben, können eine gestaffelte Prämie von bis zu 30.000 Euro bekommen. Diese wird zusätzlich zu den Eingliederungszuschüssen der Jobcenter und Arbeitsagenturen gewährt Das Programm startet am 1. Januar 2021 und läuft bis Ende 2022. Es ist mit einem Fördervolumen von 3 Millionen Euro hinterlegt, das sich aus den Mitteln der Ausgleichsabgabe speist. „Wir wollen damit das Engagement von Arbeitgebern honorieren, die sich für Inklusion von Menschen stark machen, die aufgrund ihrer Behinderung größte Schwierigkeiten haben, im Erwerbsleben Fuß zu fassen. Die Prämien sollen helfen, zusätzliche Aufwendungen der Unternehmen zu finanzieren“, sagte Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne.
Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung geht langfristig weniger deutlich zurück als in der Vergleichsgruppe
Die Zahl der arbeitslosen anerkannten schwerbehinderten Menschen ist in den vergangenen Jahren gesunken. Zwischen 2010 und 2020 ging sie um 24,6 Prozent zurück. Betrachtet man aber die Zahl der Arbeitslosen insgesamt, so ging ihre Zahl im gleichen Zeitraum sogar um 43,8 Prozent zurück. Arbeitslose schwerbehinderte Menschen profitieren also weniger stark vom Trend der vergangenen Jahre. Das zeigt sich auch bei den Dauern der Arbeitslosigkeit: Im Schnitt ist ein Arbeitsloser mit Behinderung in Sachsen-Anhalt 74 Tage länger ohne Job als der Durchschnitt. „Die Corona-Krise ließ auch die Zahl der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen ansteigen. Im November waren 3.908 schwerbehinderte Menschen arbeitslos, 245 mehr als vor einem Jahr. Der Anstieg ist jedoch weniger stark als bei den anderen Arbeitslosen. Ein Grund dafür kann auch der besondere Kündigungsschutz für schwerbehinderte Menschen sein,“ erklärte Markus Behrens, Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen. Sachsen-Anhalt bei der Beschäftigungsquote SchlusslichtVon den 4.396 Unternehmen, die in Sachsen-Anhalt gesetzlich zur Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen verpflichtet sind, kommen 2.976 ihrer Beschäftigungspflicht nicht vollständig oder gar nicht nach und zahlen eine gestaffelte Ausgleichsabgabe. Landesweit sind damit 16.568 der 463.015 zu berücksichtigenden Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen besetzt, das entspricht einer sogenannten „Ist-Quote“ von 3,6 Prozent. Damit ist Sachsen-Anhalt Schlusslicht im Länderranking. Deutschlandweit liegt die Quote bei 4,6 Prozent.
Arbeitslose schwerbehinderte Menschen sind häufig besser qualifiziert
„Größere Unternehmen stellen in der Regel häufiger schwerbehinderte Menschen ein. Wir haben in Sachsen-Anhalt aber eine sehr kleinteilige Betriebsstruktur. Viele dieser kleinen Firmen haben gerade in der aktuellen Situation nur begrenzte Ressourcen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Daher sind leider vor allem Vorurteile oder Berührungsängste präsent und weniger das große Fachkräftepotential von Menschen mit Behinderung, auf das wir in Sachsen-Anhalt dringend angewiesen sind“, erklärte Markus Behrens. So hätten 73 Prozent aller schwerbehinderten Arbeitslosen einen Berufsabschluss oder eine akademische Ausbildung. Der Anteil der Menschen mit beruflichem oder akademischem Abschluss liege bei allen Arbeitslosen bei 61 Prozent. „Für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt stellen die Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt im Jahr 2020 fast 98 Millionen Euro zur Verfügung. Damit unterstützen wir schwerbehinderte Menschen und Rehabilitanden etwa bei der technischen Ausstattung ihrer Arbeitsplätze, bei der Aus- und Weiterbildung oder zahlen Zuschüsse an Arbeitgeber“, erklärte Markus Behrens.
Solange die Ausgleichsabgabe bei max. 320 Euro liegt, wird sich kaum etwas ändern. Ob nur Zuschüsse für die Arbeitgeber helfen, wage ich zu bezweifeln. Was passiert, wenn die Zuschüsse nicht mehr gezahlt werden bzw. auslaufen? Oftmals werden dann die Menschen mit Behinderungen wieder vor die Türe gesetzt.
Wichtig ist die Aufklärung, damit Menschen mit Behinderungen entstigmatisiert werden. Die Gesellschaft und auch einige Arbeitgeber haben immer noch ein falsches Bild von Menschen mit Behinderungen. „Behindert = nicht mehr alle Tassen im Schrank“, lautet oft der Tenor in der Gesellschaft. Die Inklusion steht erst am Anfang. Hier gibt es noch viel Aufklärungsarbeit. Mit Geld alleine ist dies nicht zu bewältigen. Es bedarf ein Umdenken. Gesundheit ist ein hohes Gut.
Schließlich dürfen wir auch nicht vergessen, dass wir im Kapitalismus leben, wo Menschen schon nicht behinderte Menschen ausgebeutet werden. Ausbeutung der Menschen durch die Menschen. Reichtum ist noch nie durch ehrliche Arbeit zustande gekommen.
Mir fehlt der Glaube daran, dass sich im wesentlichen etwas ändern wird. Dass hat den Arbeitgebern vor der Coronakrise vorher kaum interessiert. Jetzt schon gleich gar nicht. In der aktuellen Wirtschaftskrise versucht jeder seine eigne Suppe zu kochen. Damit er überlebt. Nach wie vor gibt es keinen Grund für die Arbeitgeber, uns Schwerbehinderte einzustellen. Das Bugdet für Arbeit ist zu dem eine Heuchelei. Zum Schluss ist Sachsen-Anhalt wirtschaftlich im unteren Bereich.
Macht dir einen schönen Abend noch.
Liebe Grüße André Thiel
OB Wiegand sollte ein Zeichen setzen und zunächst nur noch Behinderte einstellen!
Ha, das ist ’ne Steilvorlage für einen lustigen Spruch. Ich bin gespannt. 😀
Behinderte können oft besser arbeiten und sind zuverlässiger und genauer. Viele wissen das gar nicht. Aber man scheut sich immer noch davor, sehr komisch und uninformiert
Menschen mit Beeinträchtigungen sind weder besser noch schlechter, nicht fleißiger oder fauler, nicht symphatischer noch unsymphatischer. Sie sind wie alle anderen Menschen ohne diese Klassifizierung der Behinderung. Es wird einfach nur Chancengleichheit verlangt. Entsprechende Defizite lassen sich ausgleichen, mit Technik, Hilfen oder auch Geld. Die Ausgleichsabgabe sollte für größere Unternehmen so gestaltet sein, dass diese stille Diskriminierung richtig schmerzhaft ist.
Bei kleineren Unternehmen ist in dieser Hinsicht eher Vorsicht geboten, aber eine gestaffelte hohe Ausgleichsabgabe nach Unternehmensgröße wäre da mal ein Anfang. Unternehmen mit 50, 100 oder mehr Mitarbeitern haben ausreichend Personal, um Integration realisieren zu können. Der Dachdecker, Tischler oder Bauer mit seinen 5 oder auch 10 Leuten hat da nicht immer eine Verwendung. Zudem weitere langfristige unbürokratische Intergrationshilfen, zu den schon Vorhandenen.