Mückenplage – “Keine Gesundheitsgefahr” – Stadt Halle lehnt Maßnahmen aus Gründen des Naturschutzes ab

Millionen von Mücken haben sich gerade in Halle (Saale) bereit gemacht. Besonders betroffen sind die südlichen Stadtteile und jene Wohngebiete in Saale-Nähe. In Osendorf und Radewell sind ganze Hausfassaden in schwarz gefärbt – angesichts der Unmenge an Insekten.

Anwohner haben sich an die Stadtverwaltung gewandt mit der Bitte um Hilfe. Doch die teilt mit, “es gibt aus mehreren Gründen keine Möglichkeiten von Seiten der Stadt aktive Maßnahmen zur Bekämpfung der Mückenplage zu ergreifen.”  Zwar habe die Kommunale Aktionsgemeinschaft am Oberrhein Maßnahmen realisiert. doch diese würden eine aufwändige und kostenintensive Vorhaltung von Kapazitäten nötig machen, “die hier nicht zur Verfügung stehen. Nur unter diesen Vorrausetzungen kann eine Wirksamkeit sichergestellt werden. Der Widerspruch zum in Halle angestrebten Ziel des Naturschutz und der Schutzgebietsvorschriften im Besonderen sind dabei noch unberücksichtigt.”

So seien die umliegende Flächen in der Saale-Elster-Aue rund um Osendorf und Radwell Naturschutzgebiete. “Der Einsatz von Insektiziden ist auf den Grünländern verboten”, teil die Verwaltung den Anwohnern mit.

Auf den nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen sei der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln generell verboten. Nur zum Schutz von Pflanzen sei die Ausbringung von Pflanzenschutzmittel erlaubt.

Der Einsatz von Bioziden, oft auch nur Pflanzenschutzmittel mit gleichzeitiger Zulassung als Biozid, seien auf Freiland zum Schutz der Gesundheit möglich, sei allerdings an sehr hohe Anforderungen gebunden. “Mücken sind sicher lästig, sie stellen aktuell kein Gesundheitsrisiko dar, dessen Höhe einen großflächigen Einsatz von Bioziden auf etwa 100 ha rechtfertigen würde”, so die Stadt. Zudem müsse man die Nebenwirkungen auf die anderen Insektenarten und das gesamte Ökosystem des Naturschutzgebietes beachten. “Damit ist ein Einsatz in den fraglichen Gebieten abzulehnen.”

Zudem würde sich ein Teil der Flächen im Privatbesitz befinden, neben den Flächen im Naturschutzgebiet seien das auch die Gärten in der Region. “Die Eigentümer der Flächen müssten alle zustimmen.

Zudem sei die Anwendung von Bioziden zur Mückenbekämpfung schwierig. “Die Vermehrungsrate der Mücken hängt im Wesentlichen von den Wetterbedingungen ab. Es könnte also eine Wirksamkeit nicht garantiert werden. Vor allem, wenn die Wetterbedingungen weiterhin eine hohe Vermehrungsrate zulassen”, teilt die Stadt mit.

Die Ursache für die hohe Mückenpopulation in den Wohnbereichen sei im direkten Umfeld zu suchen, zumeist die Gartenbereiche und kleinste Wasserflächen. “Die leichten Hochwasserstände Mitte Mai und vergangene Woche haben eine große Wirkung auf die Mückenpopulation.”

Um die Auswirkungen von massiven Bekämpfungsmaßnahmen zu vermeiden, sei ein lokaler Insektenschutz “mit den verschiedensten, im Handel angebotenen Methoden sinnvoller, auch wenn es sicher unmöglich ist, die jährlich und monatlich schwankenden Populationen zuverlässig abzuwehren. Im Sinne des Umweltschutzes sollte dazu bevorzugt nicht mit der Freisetzung von chemischen Bekämpfungsmöglichkeiten gearbeitet werden.”