Neustadt-Wandbild: Verein verteidigt Kritik

Seit der letzten Stadtratssitzung vor zwei Wochen läuft die Diskussion um ein Wandbild am Christian-Wolff-Gymnasium. Das hatten Vertreter des Frauenpolitischen Runden Tischs in der Bürgerfragestunde als „sexistisch“ gegeißelt. Sofort schlug dem Gremium und dem dahinter stehenden Verein eine Welle der Ablehnung für diese Meinung entgegen.
Nun schlägt der Verein zurück. „Die Debatte und die Äußerungen in den sozialen Medien zeigen, dass Alltagssexismus in unserer Gesellschaft weit verbreitet ist und wie wenig dieser wahrgenommen wird. Nicht zuletzt deshalb wurden unsere Vertreterinnen mit antifeministischen Vorurteilen beschimpft und sogar persönlich angegriffen. Dass diese Kommentare überwiegend sexistisch sind, passt nur allzu gut zu dieser Thematik“, heißt es in einer Erklärung.
Kritik muss sich Schulleiter Andreas Slowig anhören, der die Äußerungen des Frauenpolitischen Runden Tischs als „Symbolpolitik“ bezeichnet hat. Das „wertet unser vielfältiges politisches Engagement ab und negiert den Umstand, dass der Schulleiter die vorhandenen Probleme an seiner Schule bislang weder öffentlich benannt, noch sich an die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt oder uns gewandt hat“, meint man beim Trägerverein Courage. „Bei unseren Nachfragen wurde darauf verwiesen, dass die Schülerinnen und Schüler das Motiv des Wandbildes aus den vom Künstler vorgelegten drei Entwürfen ausgewählt haben. Dadurch ist der Eindruck entstanden, alle zuständigen Verantwortlichen – die Stadt Halle als Auftraggeberin, der Bildungsminister in seiner politischen Verantwortung, der Künstler, der Schulleiter, Lehrerinnen und Lehrer – haben sich jeglicher Verantwortung entzogen.“
Und dann bekommen noch die Medien die Verbalkeule des Vereins, weil der Runde Tisch als Stammtisch bezeichnet wurde. Dies zeige, „wie gering das Bewusstsein für frauenpolitische Themen und die damit verbundenen Probleme noch immer ist. Gerade Alltagssexismus und Diskriminierung gegenüber Mädchen und Frauen gehören für uns zu diesen Problemen, die wir konkret benennen und verändern wollen.“
Unzufrieden ist man auch mit der Berichterstattung der Mitteldeutschen Zeitung zum Thema. Es seien Seminare zum Thema Alltagssexismus und Geschlechterrollen angeregt sowie die Unterstützungsmöglichkeiten seitens der Stadt angefragt worden. „Zu keiner Zeit war die Rede von „Zwangsseminaren“ (MZ, 25.11.2017) oder Verordnungen für den Lehrkörper. Dieser Vorwurf ist für uns umso überraschender, da bereits im schriftlichen Austausch zwischen dem Frauenverband Courage e.V., Ortsgruppe Halle/S., und der freiraumgalerie die Idee für gemeinsame Veranstaltungen zu dieser Thematik von derselben vorgebracht wurde“, heißt es in der Erklärung. „Von fehlerhafter Recherche zeugt vor allem die Verwechslung des bundesweiten Frauenverbandes Courage e.V. mit dem halleschen Courage e.V. Dieser Verein ist nicht Teil des Frauenpolitischen Runden Tisches und war zu keiner Zeit in die Diskussion um das Wandbild involviert. Der bereits vor der Stadtratssitzung geführte Schriftwechsel mit dem Schulleiter und der freiraumgalerie ging von Vertreterinnen der Ortsgruppe Halle des Frauenverbandes Courage e.V., Mitfrauen beim Runden Tisch, aus. Inwiefern die Verwechslung der schlechten Recherche des Journalisten Detlef Färber oder anderen Umständen geschuldet ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Angesichts der Gleichsetzung demokratischer, freier Meinungsäußerung mit staatlicher Repressionspolitik (MZ, 25.11.2017, D. Färber zum Formalismus-Streit im Kulturstalinismus der 1950er Jahre) liegt der Verdacht nahe, dass die Namensähnlichkeit beider Vereine bewusst genutzt wurde, um fehlende Argumente und eine sachliche Auseinandersetzung zu vermeiden.“
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