Pädagogische Hochschule: Uni Halle hält nichts von Plänen der Landes-CDU
Sachsen-Anhalt soll laut Wahlprogramm der CDU eine pädagogische Hochschule (PH) bekommen, was dadurch auch die Uni Halle treffen würden. Das Rektorat und das Zentrum für Lehrerbildung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) haben deshalb eine gemeinsame Stellungnahme zum Vorstoß des Bildungsministers Marco Tullner erarbeitet, mittelfristig eine Pädagogische Hochschule in Sachsen-Anhalt einzurichten, um auf diese Weise den Lehrermangel zu beseitigen.
Das Geld, was eine solche Hochschul-Gründung verschlingen würde, wäre besser angelegt für die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen für die Berufsanfänger, vor allem im ländlichen Raum: In ganz Deutschland herrscht Lehrermangel und Sachsen-Anhalt könne es sich nicht leisten, seine Absolventen in andere Bundesländer abwandern zu lassen. „Eine PH würde, rechnet man die Zeit für den Aufbau der entsprechenden Strukturen mit ein, in frühestens 10, eher 15 Jahren erste Absolventinnen und Absolventen vorweisen können, die als Lehrerinnen beschäftigt werden könnten. Bis dahin wäre viel Geld aus funktionierenden Strukturen abgezogen worden, was zwangsläufig zur Reduktion der vorhandenen Kapazitäten der MLU und der OvGU führen würde. Weniger Lehrerinnen jetzt auszubilden, damit unter großem finanziellem Aufwand in frühestens zehn Jahren schlechter qualifizierte Lehrerinnen in absehbar vergleichbarer Größenordnung wie heute vorhanden sind, ergibt keinen Sinn. Das Bildungsgesamtsystem in Sachsen-Anhalt würde großen Schaden nehmen.“
Die Stellungnahme fasst auf sieben Seiten prägnant zusammen, woran es dem Vorstoß konzeptionell mangelt und welche Folgen eine Umsetzung für Sachsen-Anhalts Bildungslandschaft hätte. Zudem sind die Maßnahmen aufgeführt, mit denen die MLU dem Lehrermangel im Land begegnet.
„Wir setzen uns sachlich mit dem Vorschlag für das CDU-Wahlprogramm auseinander. Wir tun das aus unserer gesellschaftlichen Verantwortung heraus – für die Ausbildung und Bildung von Lehrerinnen und Lehrern in unserem Land und mit dem geschulten pädagogischen Blick auf eine zeitgemäße und qualitativ hohe Ausbildung unserer Kinder“, sagt Rektor Prof. Dr. Christian Tietje.
Das Papier ist hier komplett aufzurufen: https://www.rektorat.uni-halle.de/informationen/beschluesse/
Warum spricht der Artikel nur von „Lehrerinnen“? Wo sind die Lehrer? Im zitierten Papier sind auch beide Geschlechter genannt!
Ich bin ja auch empfindlich bei sowas, aber hier ist mehrfach auch von „Lehermangel“ gesprochen und „Absolventinnen und Absolventen“ und „Lehrerinnen und Lehrern“ die Rede.
Ich denke, man hat sich hier auf die flexible Verwendung der männlichen, weiblichen oder beider Geschlechtsformen geeinigt, um nicht überall gezwungen beide Formen erwähnen zu müssen.
Zum Glück hat man sich auf jeden Fall gegen die Verwendung irgendwelcher augenkrebsverursachenden Sternchen, Senkrechtstriche, Doppelpunkt-is oder Binnenmajuskeln entschieden, das ist schonmal was positives.
Tja, man mußte nach der Wende unbedingt die Krupskaja abwickeln, koste es was wollte… Auf Mahner und langfristige Planer wurde kurzsichtig, wie so oft im Lande, nicht gehört…
Und Planer heute? Planwirtschatt war DDR. Es wird zwar stistisch erfaßt wann wieviele Lehrer in Rente gehen und wieviel Kinder jährlich geboren weden und dann 6 oder 7 Jahre später eingeschult werden müssen, aber wenn es soweit ist, kommt das Problem immer ganz plötzich wie ein Vulkanausbruch auf dem Petersberg.
Kommt alles wieder. Die PH und auch das Lehrerbildungsinstitit mußten ja erstmal abgewickelt werden weil man sowas anscheinend im Westen nicht kannte.
Doch, das kannte man im Westen auch, überwiegend bis in die 1970er Jahre, vereinzelt noch länger und in Baden-Württemberg bis heute. Aber überwiegend war man zu der Meinung gelangt, dass auch Lehrer eine richtige akademische Bildung mit vollwertigem Fachstudium an einer Universität bekommen sollen.
Und was ist der unterschied zwischen einer Hochschule und Universität. Die univesität ist doch nur ein Sammlsurium an Hochschulen, genannt Fakultäten und haben noch einen Wasserkopf darüber, genannt „Rektorat“.
Korrekt, ein Mathelehrer z.B. muss in die tiefsten Geheimnisse der Mathematik eintauchen bevor er auf die Schüler losgelassen wird. Psychologie, Methodik und Didaktik sind da nur störendes Beiwerk. Oder wie ist es zu erklären, dass die Uni kaum noch Fachdidaktikprofessuren hat?
Aber es jetzt alles wieder mit hohen Kosten aufzubauen (und damit ja der Uni zu entziehen), ist auch nicht wirklich eine gute Lösung. Das Problem ist einfach, dass in den letzten 30 Jahren die Absolventen im Osten kein Referendariat/Anstellung erhalten haben und daher überwiegend in den Westen gegangen sind. Da ändern auch die Pläne nichts dran, die Herr Tullner nun entwickelt. Überdies steckt in der Idee von Tullner auch weniger eine Strategie für bessere Bildung, sondern eher eine zu mehr Machtfülle für sein eigenes Ministerium. Dabei wäre er mit vernünftigen Regelungen für die coronagebeutelten Schulen schon echt gefordert. Statt so etwas anzugehen, werden eben lieber superteure Wolkenschlösser ersonnen.
Es steht sogar noch ein riesiger Gebäudekomplex am Brandbergweg zur verfugung. Der ist inzwischen leer und zugemauert und gammel vor sich hin.
Anscheinend hat die Uni zu viel Geld, um sich den Leerstand leisten zu können.
Glaubst du doch selber nicht, dass Tullner die PH, wenn sie denn kommen sollte, genau dort einquartiert. Da „muss“ dann unbedingt wieder irgendwo abgeholzt und neugebaut werden, weil, so ein 50er-Jahre-Bau aus dem oder irgendeinem anderen „Grund“ (egal) nicht geht, bla…
Auch da geb ich Ihnen Recht !
Ja – meine Vorredner haben recht !
Und so lange ein Parteibuch für die Besetzung von Funktionen des Fachpersonals dient, wird sich eine solche Situation immer wiederholen.
Minister sind kein Fachpersonal, das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Sie sind Politiker, für das Fachwissen haben sie einen ganzen Beamtenapparat unter sich. Das ist übrigens nicht nur in der Politik üblich. Beispielsweise ist der Vorstandsvorsitzende des Pharma- und Chemieunternehmens Bayer AG Diplom-Kaufmann mit Spezialgebiet Steuern und Bilanzierung.
Da wohl jemand Angst, weniger im Trog zu haben, lächerlich. Das Herr Tietje es überhaupt wagt, noch Rektor zu sein, geschweige denn, Forderungen zu stellen. Ich sage nur: Hausberufung.
„Da wohl jemand Angst, weniger im Trog zu haben, lächerlich.“
Dieselbe Angst hättest du an seiner Stelle auch. Dazu kommt, dass an einer Schwächung der Uni kein Hallenser Interesse haben kann.
Ich denke mal, daß der Herr Tiedje keine Angst um sein Einkommen haben muß. Schließlich ist er ja Ordentlicher Professor mit Lehrstuhl für Öffentliches Recht. Und der wird ihm auch nach dem Rektorenamt nicht entzogen. Rektor ist immer viel mehr Arbeit und weniger Ehre…
Übrigens wird man Rektor nicht aus eigener Überzeugung, sondern durch Wahl. Soviel zum „wagt, noch…“ Beschwere dich einfach mal bei den Senatoren der MLU…
Man wählt halt gerne den, der einem nicht gefährlich werden kann…
Wie man Rektor wird ist irrelevant. Das man nicht zurücktritt, wenn man in Filz und Vetternwirtschaft verwickelt ist, ist der eigentliche Skandal