„Schatzsucher“ legen im Harz 170kg gefährliche Kampfmittel frei
Was ein Fachmann des Kampfmittelbeseitigungsdienstes vor einigen Tagen im Harz feststellte, war auch für ihn nicht alltäglich. Angefordert wegen eines kleineren Fundes, offenbarte sich beim Umsehen immer mehr.
In einem Gebiet von etwa 30 x 30 m befanden sich mehrere relativ frisch aufgegrabene Löcher, in deren Umkreis viel herum liegende Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. Offensichtlich hatten „Schatzsucher“, die mit Metalldetektoren auf der Suche nach Hinterlassenschaften von Soldaten des Zweiten Weltkriegs waren, alte verschüttete Stellungen entdeckt und diese teilweise freigelegt. Die entdeckte Munition wurde um die Löcher herum verteilt.
Mehrere tausend Kampfmittel wurden gefunden, meist Gewehrmunition, aber auch eine Splittergranate mit 400 g Sprengstoff. Diese hätte bei Explosion im Umkreis von mehreren hundert Metern tödliche bis schwerste Verletzungen verursachen können. Aber auch die Gewehrmunition war nicht ungefährlich, da diese Phosphor enthielt, der sich selbst entzünden kann. Insgesamt ca. 170 kg Kampfmittel wurden gefunden.
Nach dem Bergen der offen erkennbaren Munition bedurfte es eines weiteren kompletten Arbeitstages, an dem mehrere Angehörige des Kampfmittelbeseitigungsdienstes das Gebiet noch einmal mittels Metalldetektoren absuchten und anschließend freigeben konnten.
Der Kampfmittelbeseitigungsdienst weist darauf hin, dass beim Verdacht eines Kampfmittels sofort die Polizei verständigt werden muss. Ob es sich tatsächlich um ein Kampfmittel handelt, ist oft nur für Fachleute erkennbar. Kampfmittel zu berühren ist nicht nur verboten, sondern auch sehr gefährlich. Die Kampfmittel sind mehr als 70 Jahre den Umwelteinflüssen ausgesetzt gewesen. Diese Einflüsse haben keine Reduzierung der Gefährlichkeit bewirkt, das Gegenteil ist der Fall. Während die Sicherungseinrichtungen empfindlicher geworden sind, hat der vorhandene Sprengstoff nichts an seiner Brisanz verloren. Dies kann dazu führen, dass bereits geringste Veränderungen des Kampfmittels unbeabsichtigte Reaktionen auslösen. Schwerste gesundheitliche Schädigungen bis hin zu tödlichen Verletzungen sind die üblichen Folgen unsachgemäßen Umgangs.
Generell gilt: Bei Verdacht eines Kampfmittelfundes sofort die Polizei unter der Notrufnummer 110 verständigen. Von dort aus wird der Kampfmittelbeseitigungsdienst angefordert. Dieser steht an jedem Wochentag rund um die Uhr bereit, auf Fundmeldungen zu reagieren. Stellt sich bei der Begutachtung durch die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes übrigens heraus, dass es sich nicht um ein Kampfmittel handelt, entstehen dem Meldenden keine Kosten.
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