Schul-IT: „so kann es nicht mehr weitergehen“

Ein IT-Konzept für die Schulen in Halle lässt weiter auf sich Warten. Auf Antrag der Linken hat sich der Bildungsausschuss deshalb am Dienstag mit der Thematik befasst. Doch erstmal ging es um die Formalien. CDU-Stadträtin Ulrike Wünscher warf vor, die Linken wollen damit Wahlkampf machen. So rechte mochte sie den Sinn der aktuellen Stunde nicht erkennen. Und Bildungsdezernentin Katharina Brederlow machte gleich mal klar, dass die aktuelle Stunde dem Informationsaustausch diene und kein Verhör sei. Digitalisierung sei zudem eine nationale Aufgabe, da gebe es viele Regelungsbedarf von Bund und Land.
Und nachdem das geklärt war, berichteten Lehrer von ihren Erfahrungen. „So wie es bisher lief, geht es nicht mehr weiter“, sagte Ralf-Jürgen Kneissl, Schulleiter der Sekundarschule Halle-Süd. „So wie es jetzt ist, ist es eine Katastrophe.“ Er beklagte zum Beispiel, dass die Verwaltung dauernd Konzepte von den Schulen verlange. „Für uns muss IT funktionieren, und die Verwaltung hat dafür zu sorgen“, so Kneissl. Er beklagt auch, dass er keinen festen Ansprechpartner in der Stadtverwaltung hat und Jeder die Aufgaben an einen anderen schiebe. Kneissl warnt auch davor, Aufgaben an die Schulen zu delegieren, die sich nicht leisten könnten. „Wir sind Lehrer, keine Admins.“
Auch Berthold Marquardt äußerte diesbezüglich eine Warnung. Er mahnte aber zugleich auch an, dass nicht nur Schüler, sondern auch die Lehrer eigene Geräte bekommen sollten. Hier müsse geklärt werden, wer hier für die Finanzierung verantwortlich ist. Daneben äußerte Marquardt Kritik daran, dass die Erstellung so lange dauert. Im Juni 2017 habe es bereits ein Vorkonzept gegeben, mit der Aussage, die Einführung erfolge Anfang 2018. Ein Jahr später stehe immer noch kein Termin fest.
Corina Kups, Leiterin der Grundschule „Rosa Luxemburg“ sagte, es sei unklar, wo die Reise hingehe. Sie wisse auch nicht, wie das IT-Konzept aussehen soll. „Welche Firmen kommen in meine Schule? Wer liefert etwas? Wer steckt Kabel?“
Michael Woyde vom Landesschulamt sagte, es gebe gute Gespräche und eine Zusammenarbeit mit IT-Consult. „Das ist das Gute am Schulträger Halle, man kann gut miteinander reden.“ Er bemängelte aber, dass es kein Konzept und stellenweise Stückwerk mit teilweise Geldverschwendung entstanden sei. So vermisse er eine Auflistung für den Ausschuss, welche Schulen schon Glasfaserkabel haben und welche noch nicht. Er mahnte auch eine strukturierte Verkabelung in den Schulen an. Problem sei aber, das eigne sich schlechter für politische Werbung. Ein paar Fotos von Politikern, auf denen diese Tablets überreichen, seien eben pressewirksamer. Auch Woyde erteilt Plänen eine Absage, Lehrkäfte als Administratoren einzusetzen. Zudem sollte man erst die Voraussetzungen schaffen, um sich dann Gedanken über die Geräte zu machen. Woyde brachte auch die sogenannten Whiteboards ins Spiel, interaktive Tafeln. Die hätten eine Lebensdauer von fünf Jahren. Danach gebe es eine wieder eine neue Ausschreibung und vielleicht andere Geräte mit anderer Software, weil ein anderer Hersteller die Ausschreibung gewinnt.
Rüdiger Bauch, Leiter der Gutjahr-Berufsschule, setzt sich vor allem für einen möglich schnellen Ausbau des Highspeed-Internets auch an seiner Schule ein. Er beklagte in diesem Zusammenhang, dass die Stadt zwar außerhalb des Förderprogramms sieben Schulen kurzfristig anschließen will, aber da keine Berufsschule darunter ist. Dabei benötige man ganz dringend eine schnelle Leitung, um attraktiv zu sein.
Ein konkretes Organigramm mit Verantwortlichen für die IT-Betreuung innerhalb der Stadtverwaltung vermisst Andreas Slowig, Leiter des Christian-Wolff-Gymnasiums. Er machte zudem klar: „Wir brauchen erstmal Kabel, nicht Tablets.“
Es gebe in Halle offenbar das Konzept, konzeptlos zu sein, befand Thomas Senger, Vorsitzender des Stadtelternrats. Er warnte zudem davor, auf private Geräte aufzuweichen. Dann sei das vergleichende Arbeiten gar nicht mehr möglich. Wer betuchte Eltern habe, habe dann das neueste Gerät. Und die Kinder aus ärmeren Familien „eine alte Möhre“. Damit sei kein Unterricht zu machen. Senger verglich die moderne IT als Unterrichtsmittel mit Lehrbüchern. Da käme auch niemand auf die Idee, das Lehrbuch seiner Wahl mitzubringen.
Für die Erarbeitung des Konzepts ist die Stadtwerke-Tochter IT-Consult verantwortlich. Deren Chef Jörg Siebenhüner gab einen kurzen Einblick. Seit Mitte 2017 habe man das Konzept in großen Arbeitsgruppen mit der Verwaltung und den Schulen erarbeitet. Es handele sich um ein komplexes Thema, deshalb brauche die Erarbeitung Zeit. Das Konzept betrachte auch die medienpädagogischen Anforderungen.
Derzeit tingelt das Konzept durch die Fachbereiche in der Stadtverwaltung und soll noch im ersten Halbjahr in die Ausschüsse kommen.
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