Solidarische Mieten: Gemeinschaftliches Wohnprojekt übernimmt leerstehende Häuser in der Innenstadt
Für vier leerstehende Häuser in der Georg-Cantor- und Hermannstraße in der nördlichen Innenstadt von Halle (Saale) gibt es nun eine Rettung. Die Genossenschaft WohnUnion hat einen Erbaupachtvertrag für 50 Jahre mit der Halleschen Wohnungsgesellschaft abgeschlossen. Damit ist der erste Schritt zur Umsetzung eines großen gemeinschaftlichen Wohnprojekts in Halle getan.
Als Wohnungsgenossenschaft setzt sich die WohnUnion Halle eG für die Schaffung von langfristig bezahlbarem Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten in Halle ein. Seit vier Jahren wirken an die 50 aktive Bürger:innen an der Realisierung dieses Projekts. So sollen in den kommenden zwei Jahren etwa 30 Wohneinheiten entstehen sowie ein Nachbarschaftstreff. Der Ausbau ist für Frühjahr 2022 geplant, mit dem Ziel, die Gebäude in den darauffolgenden ein bis zwei Jahren denkmalgerecht und nachhaltig zu sanieren und damit wieder langfristig nutzbar zu machen.
„Mit der HWG haben wir eine städtische Partnerin gefunden, in die wir unsere Hoffnung für die Umsetzung von sozialem und gerechtem Wohnen gelegt haben. Dafür haben wir in den letzten Jahren bereits sehr viel ehrenamtliche Arbeit und privates Geld investiert. Auch von städtischer Seite erfuhren wir besonders zu Beginn Unterstützung durch Frau Ortrud Diemer, Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle Baugemeinschaften Halle/Saale.“ – sagt Grit Herzog, Vertreterin der WohnUnion Halle eG.
„2020 gründeten wir den gemeinnützigen Verein WohnUnion e.V. zur Umsetzung der sozialen und kulturellen Ziele des Projekts. Seit Mai 2021 sind wir außerdem eine eingetragene Genossenschaft, um in der Tradition fairen Wohnens eine angemessene Rechtsform zu haben. Wir haben erfahrene Architekt:innen beauftragt, eine Bauplanung für die Gebäude anzufertigen. Diese ist bis hin zur Vorbereitung von Bauanträgen bereits weit entwickelt. Darum freuen wir uns sehr, nun bald mit der Umsetzung beginnen zu können.” – ergänzt Curt Stauss, ebenfalls Vertreter der Genossenschaft.
Leicht war es bis hierhin nicht. Erste Kontaktaufnahmen und Gespräche mit der HWG fanden bereits 2019 statt. Ein langer und komplizierter Verhandlungsprozess begann, der zur Abklärung der Interessen beider Seiten diente. Im Februar 2021 lag der WohnUnion ein erster Vertragsentwurf zur Erbbaupacht der benannten Grundstücke vor:
„Die HWG hatte von Anfang an unser Konzept vorliegen. Der ursprünglichen Vertragsentwurf der HWG schränkte jedoch einige Inhalte davon ein, ebenso die Grundsätze des Genossenschaftsgedankens von Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. Sowohl unser Anwalt, unsere Fachberater:innen als auch die finanzierenden Banken bewerteten den Vertrag als einseitig in seinen Interessenlagen und für die WohnUnion benachteiligend. Dies haben wir der HWG auch so mitgeteilt.“ – so Curt Stauss.
Der Vertrag wurde daraufhin zwar überarbeitet, jedoch erschweren einige von der HWG formulierten Klauseln nach wie vor die Umsetzung des Projekts. Zudem werden die sozialen und solidarischen Anliegen der WohnUnion eingeschränkt.
„Wir haben den Vertrag dennoch unterzeichnet, da wir Wege und Lösungen für uns gefunden haben, um sozial-verträgliche Mieten zu gewährleisten.“ erläutert Grit Herzog.
Die WohnUnion möchte beispielhaft dafür stehen, wie städtisches Wohnen zukunftsfähig gestaltet und soziale, städtebauliche sowie ökologisch-nachhaltige Anforderungen zusammen gedacht werden können. Dafür sollen verschiedene, z.T. innovative Wohnformen sowie gemeinschaftlich genutzte und öffentliche Räume für Gewerbe und Kultur entstehen. Es gibt bereits viele Ideen, die zur Belebung des Neumarktviertels beitragen können.
Dabei ist sich die Genossenschaft durchaus der Gefahr bewusst, dass sie mit der Sanierung der Gebäude und den Vorgaben der HWG bzgl. der Miethöhe auch zum Gentrifizierungs-Prozess im Quartier beitragen könnte. Jedoch soll im Projekt selber durch solidarische Mieten und günstige, öffentlich zugängliche Räume und Teilhabe dem entgegengewirkt werden. Nachbarschaftliche Gemeinschaft sowie soziale Aktivitäten und Stabilität haben gegenüber marktwirtschaftlichen Einzelinteressen Vorrang. Eine nachhaltige Einbindung in das bestehende Wohnquartier sowie sozial gemischter Wohn- und Lebensraum sind Ziele der WohnUnion.
ist das jetzt sowas wie Hasi 2.0 oder wie?
na trotzdem viel Erfolg mit der Träumerei .. und nicht so harte Landung in der Marktwirtschaft
Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die … du weißt Bescheid.
T. hat offensichtlich Kapitalismus durchgespielt 😉
„Die Genossenschaft WohnUnion hat einen Erbaupachtvertrag für 50 Jahre mit der Halleschen Wohnungsgesellschaft abgeschlossen.“
Üblich sind 99 Jahre. Da schneidet sich die WohnUnion ins eigene Fleisch.
Für ein Modellprojekt reicht’s, und wer kennt schon die Wohnsituation in 50 Jahren.
Wenn ein Modellprojekt viel Geld kostet, reicht es nicht.
Mit Kontakten zu Fördermittelgebern bei der Stadt und Land reichts zum Traum vom Leben im sanierten Altbau.
Neidisch? Schließ dich doch der WohnUnion einfach an!
Die 50 Jahre sind sicherlich keine Vorgabe der Genossenschaft. Vermutlich steckt da die HWG dahinter und dies ist einer der kritisierten Punkte im Text.
Mit der Zahl 50 ist die HWG übrigens schon mal unangenehm aufgefallen. Damals ging es um die Prozentanteile der HWG am Gemeinschaftsprojekt HGWS mit Papenburg. Auch sonst gab es Kritikpunkte https://dubisthalle.de/landesrechnungshof-hwg-beteiligung-am-wohnpark-paulusviertel-rechtswidrig
Die Häuser gehören also der HWG, aber die lässt sie einfach verrotten? Und ist die HWG als kommunales Wohnungsunternehmen nicht ohnehin der Gemeinnützigkeit (im weitesten Sinn) verpflichtet, bzw. der Stadt rechenschaftspflichtig? Ich verstehe dieses ganze Konstrukt irgendwie nicht so richtig.
Gesellschaftsvertrag der HWG:
„(1) Zweck der Gesellschaft ist vorrangig eine sichere und sozial verantwortbare
Wohnungsversorgung der breiten Schichten der Bevölkerung ( gemeinnütziger Zweck).“
Mit wem wurde der Vertrag denn geschlossen?
Was bedeutet „vorrangig“? (im weitesten Sinne)
aberdie wohnunion ist eine genossenschaft da muß man doch entsprechende anteile zahlen oder sehe ich das grad falch???
Ja, für einen Bankkredit muss Eigenkapital in Form von Genossenschaftsanteilen aufgebracht werden. Das Solidarische an der Wohnunion ist, dass diese Genossenschaftsanteile nicht auf die Wohnfläche umgelegt werden, so wie das viele andere Projekte machen. Das wird dann für Familien mit Kindern schnell richtig teuer. Der Plan der Wohnunion ist es, das Eigenkapital durch Verkauf von Genossenschaftsanteilen an Leute, die das Projekt gut finden, aufzubringen. Das Peißnitzhaus funktioniert auch so. Im Prinzip Crowdfunding.
Das mit dem Verrotten ist doch nix neues bei dem Laden. Die Erfahrung hab ich schon 1993 machen dürfen. damals wollte man einfach nicht an mich verkaufen, obwohl nur noch 2 Mieter und 2 Gewerbeeinheiten vermietet waren… Dafür eben mal das Haus von 2001 bis 2015 leer und verfallen stehen lassen…
Bei gerade mal 30 Wohneinheiten reicht es ja höchstens dafür, die eigene linke Sippe zu versorgen, die dieses Modellprojekt gestartet hat. Die Bevölkerung wird nichts davon haben.
Neidisch? Schließ dich doch der WohnUnion einfach an!
DIe „linke Sippe“ ist auch Teil der Bevölkerung.
Engagement ist wohl eher was für die „linke Sippe“. 😉 Einfach mal selbst was in die Hand nehmen.
Kann man machen.
Wenn die Traumtänzer heutige Marktpreise für die Häuser bezahlen, das ganze denkmalgerecht und nach neusten energetischen Bauverordnungen sanieren, werde sie (und die finanzierenden Banken) ganz schnell merken, dass man so etwas nicht für 8 Euro kalt vermieten kann. Es sei denn, irgendwer zahlt drauf. Solidarisch hin oder her, da kommen die Zwänge der Faktischen. Und des Baurechts. Und der gestiegenen Material- und Energiepreise. Und des Handwerkermangels. Und der exorbitanten Steuern, Abgaben und Nebenkosten.
VIEL SPASS!
Die Banken werden den Verein die Türen einrennen.
Es heißt richtig „den Vereinen“ oder „dem Verein“. Soviel Korrektheit muß schon sein..
Immer die, die mit leeren Taschen aus der linken Sozialschmarotzerecke kommen, müssen einem was von „ökologisch“, „solidarisch“ oder „nachhaltig“ zusammenschwurbeln. Macht es doch kurz und ehrlich. Hier ein Vorschlag: wir mittellosen Linken mit Hängematte wollen schön und zentral unter uns wohnen und sein und ihr Penner könnt dafür zahlen. Basta. Ehrlich währt bekanntermaßen am längsten. 😉
So und nicht anders Habibi! Schritt für schritt schmarotzen wir eure schöne soziale Marktwirtschaft kaputt 😂💯🔥👍
Aus welchem Loch bist du denn gekrochen? Geh wieder unter deinen Stein…
Mittellos ist wohl nicht in einer Genossenschaft, das geht nur bei der HWG. Ansonsten sind Genossenschaftsanteile zu zeichnen, und nicht zu knapp!
Der Plan der Wohnunion ist es, das Eigenkapital durch Verkauf von Genossenschaftsanteilen an Leute, die das Projekt gut finden, aufzubringen. Das Peißnitzhaus funktioniert auch so. Im Prinzip Crowdfunding. Es soll vermieden werden, dass die Genossenschaftsanteile eine Hürde darstellen.
Herzlichen Glückwunsch. Ich wünsche viel Erfolg.
Na da wollen sich linke Schmarotzer auf Kosten der Kommune und des Steuerzahlers (das gibt es natüüürlich „Fördermittel “ – wetten) den Traum vom billigen Wohnen im sanierten Altbau erfüllen. Widerlich.
Dabei ist doch nichts so schön, wie isch über die Kosten des Lebens zu beschweren. Nicht wahr? 😉
Neidisch? Schließ dich doch der WohnUnion einfach an!
Genau, aber kann er ja nicht, weil er genauso mittellos ist, bzw. noch weniger…