Soviele Drogentote wie noch nie in Sachsen-Anhalt: 17 Menschen im vergangenen Jahr gestorben
Das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt stellt den Jahresbericht zur Betäubungsmittelkriminalität 2016 vor.
Illegale Betäubungsmittel und die damit einhergehende Kriminalität stellten auch im Jahr 2016 einen Aufgabenschwerpunkt für die Polizei in Sachsen-Anhalt dar. Obwohl die Fallzahlen stagnieren, sogar leicht gesunken sind, drängen insbesondere synthetische Drogen wie Crystal, überwiegend aus Tschechien, weiterhin in das Land. Entgegen dem jahrelang ansteigenden Trend registrierte das LKA im zweiten Jahr in Folge, einen Rückgang bei der Feststellung von Crystalfällen. Die umfangreichen Bekämpfungsstrategien beginnen zu wirken.
Die Zahl der Strafverfahren im Zusammenhang mit Cannabis steigt seit fünf Jahren kontinuierlich an. Durch den hiesigen Anbau von Cannabis in sogenannten Indoor-/Outdourplantagen, wird weiterhin der illegale Betäubungsmittelmarkt in Sachsen-Anhalt und der Bundesrepublik mit Cannabisprodukten versorgt.
Bedauerlicherweise waren in Sachsen-Anhalt im Jahr 2016 so viele Drogentote zu verzeichnen, wie seit Beginn der Erfassung 1994 nicht. 17 Menschen im Alter von 25-37 Jahren, darunter vier Frauen, starben an den Folgen oder im Zusammenhang mit Drogenkonsum (2015: 14, 2014: 6, 2013: 9, 2012: 7). Der bisherige Höchststand stammt aus dem Jahr 2007. Dort gab es 15 Drogentote.
Direktor des LKA Jürgen Schmökel: Positiv ist, dass die vielfältigen Ansätze zur Bekämpfung des Handels und Konsums von Crystal offensichtlich wirken. Gleichwohl ist Crystal nach wie vor die Einstiegsdroge Nr. 1 bei den harten Drogen. Weil Crystal überwiegend aus dem osteuropäischen Ausland nach Deutschland gebracht wird, müssen wir unsere Zusammenarbeit mit den ausländischen Behörden weiter intensivieren, um noch erfolgreicher als 2016 sein zu können.“
2016 waren Ermittler der Polizei Sachsen-Anhalt in einer internationalen Ermittlungsgruppe mit der Tschechischen Republik und Österreich sehr erfolgreich.
Insgesamt 30 Beamte aus den drei Ländern ermittelten monatelang gegen eine 25-köpfige bosnisch-albanische Tätergruppe, die u.a. mit zwei Großlaboren in Tschechien und den Niederlanden in der Lage waren, 50-100 kg Crystal wöchentlich herzustellen. Die Drogen wurden per Kurierfahrten nach Mittedeutschland und Österreich geschmuggelt.
Die Labore konnten ausgehoben werden. Sichergestellt wurden über 100 kg Crystal und Grundstoffe zur Herstellung, 2,9 kg Kokain, 2,2 kg Amphetamin und 3 kg Marihuana. Insgesamt wurden Haftbefehle gegen 20 Personen mit albanischer, bosnischer und deutscher Nationalität erlassen und in den Ländern vollstreckt. Insgesamt richteten sich die Ermittlungen gegen mehr als 50 Personen, die als Drogenproduzenten, Logistiker, Kuriere und Dealer tätig waren.
In der Gesamteinschätzung zur Betäubungsmittelkriminalität ist festzustellen, dass 2016 gegenüber den Vorjahren erstmals wieder ein leichter Rückgang der Gesamtzahlen (- 0,3 %) zu verzeichnen ist (2016: 7.341 Delikte, 2015: 7.361 Delikte). Seit 2010 (4.470 Fälle) stiegen die Rauschgiftdelikte kontinuierlich an. Der Anteil der Rauschgiftdelikte an der Gesamtkriminalität betrug 2016 wie im Vorjahr 3,7 Prozent, die Aufklärungsquote 94 %.
Im direkten Vergleich der Jahre 2015 und 2016 hat sich der Anteil der Amphetamindelikte verringert und liegt jetzt mit 42 Prozent (2.975 Fälle) wieder deutlicher hinter den Cannabisdelikten mit 48 Prozent (3.497 Fälle). In den letzten Jahren gab es diesen Trend nicht, Amphetamindelikte nahmen Jahr für Jahr zu.
Jürgen Schmökel: „Auch wenn wir erfolgreich gegen die Drogenhändler vorgehen und größere Mengen an Amphetaminen und Cannabis durch Sicherstellungen dem Markt entziehen, tritt offenbar keine spürbare Verknappung bei der Verfügbarkeit ein.“
In Sachsen-Anhalt wurden im letzten Jahr 4.926 Cannabispflanzen, 8,5 kg Crystal, 15,6 kg Amphetamin, ca. 3.700 Ecstasytabletten, 149 kg Cannabisprodukte, 3,7 kg Kokain und ca. 400 g Heroin sichergestellt und damit Drogen im Wert von ca. 3,7 Mio Euro.
Die territorialen Schwerpunkte der Rauschgiftkriminalität lagen in folgenden Landkreisen und kreisfreien Städten in Sachsen-Anhalt: Halle/Saale (1.220 Fälle), Magdeburg (893 Fälle), Harz (754 Fälle), Burgenlandkreis (608 Fälle), Stendal (580 Fälle), Salzlandkreis (504 Fälle).
Nach wie vor wird die Rauschgiftkriminalität von erwachsenen Tatverdächtigen bestimmt; 4.265 (71 %) waren über 21 Jahre. 84 % (5.018) der insgesamt 5.989 ermittelten Tatverdächtigen waren männlich, 971 (16 %) weiblich. Die Zahl der tatverdächtigen Kinder im Zusammenhang mit Drogendelikten stieg von 48 (2015) auf 75 (2016). In 82 % der Fälle wurden die Kinder mit Cannabisprodukten in Verbindung gebracht.
In Sachsen-Anhalt wurden im letzten Jahr 15 Indoor- und zwei Outdoorplantagen beschlagnahmt (im Jahr 2015 waren es 25 Indoor- und fünf Outdooranlagen).
Bei den Indooranlagen handelte es sich um sieben Kleinplantagen (bis 100 Pflanzen), sieben Großplantagen (bis 1.000 Pflanzen) und eine Profiplantage (über 1.000 Pflanzen). Die Outdoorplantagen waren Kleinanlagen.
Die Profiplantage wurde im September 2016 während einer Ausbildungsmaßnahme der Bereitschaftspolizei in einem ehemaligen Gerichtsgebäude in Magdeburg entdeckt. Neben den 2.444 Pflanzen stellten die Beamten auch die beiden Betreiber im Alter von 29 und 55 Jahren im Keller des Gebäudes fest. Die Tatverdächtigen wurden festgenommen. Das Equipment, wie Beleuchtung, Bewässerung, Belüftung und Düngung, wurde eingezogen.
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