Stadt kündigt Datschen und rodet Bäume: Neues Wohngebiet in Kröllwitz

Die hallesche Stadtverwaltung will in Kröllwitz Platz für weitere 27 Einfamilienhäuser schaffen. Das geht aus einem geplanten „Grundsatzbeschluss Ausbau des Wildentenweges“ hervor, den der Stadtrat Ende September beschließen soll. So will die Stadt die Kopfsteinpflasterstraße zwischen Äußerer Lettiner Straße bis zum Blesshuhnweg ausbauen. 900.000 Euro sollen die Arbeiten kosten. Den größten Teil will die Stadt finanzieren, in dem sie städtische Grundstücke in diesem Bereich an den Investor zur Errichtung der Häuser verkauft. 700.000 Euro soll dies einbringen. Über Straßenausbaubeiträge sollen die Anlieger 65.000 Euro tragen, die Stadt muss für den Straßenbau 135.000 Euro zusetzen. Auf diese Weise sollen eine 5,5 bis 6 m breite Fahrbahn sowie zwei Seitenstreifen von 0,5 und 0,8 m entstehen.
„Bei den Flächen handelt es sich um eine der wenigen möglichen Wohnbauflächenpotentiale im stark nachgefragten Norden von Halle für Einfamilienhausbebauung“, schreibt Baudezernent Uwe Stäglin über das Westlich des Wildentenweges und südlich des Blesshuhnweges. Teile sind unbebaut. Doch elf Grundstücke sind mit Wochenendhäusern bebaut. Die Datschen will die Stadt nun kündigen.
Doch die Baupläne lassen sich nur realisieren, wenn auch die Straße ausgebaut wird. „Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Planung ist der Ausbau des öffentlichen Teils des Wildentenweges, dessen Funktionsfähigkeit aufgrund des desolaten Zustandes und des geringen Straßenquerschnittes stark beeinträchtigt ist“, so Stäglin. Sprich: die Stadt favorisiert in Kröllwitz den Bau eines neuen Einfamilienhausgebiets, baut dafür die Straße aus, verkauft städtische Grundstücke zur Ausbaufinanzierung und muss trotzdem noch Geld zuschießen.
Doch weitere Wohnhäuser und damit Verkehr kann die marode Straße nicht mehr verkraften. Das gibt auch Stäglin in seiner Vorlage zu. „Der öffentlich gewidmete Teil des Wildentenweges hat schon jetzt deutliche Mängel in der Oberflächenbefestigung. Zudem ist die vorhandene Fahrbahnbreite nicht ausreichend. Da der Bereich im Zweirichtungsverkehr befahren werden muss, entstehen im Begegnungsfall kritische Situationen, weil die Fahrzeuge auf den unbefestigten Seitenstreifen ausweichen.“ Doch genau jene Seitenstreifen werden im Sommer durch die Kleingartennutzer als Parkplätze genutzt. Das wird künftig nicht mehr möglich sein, so Stäglin: „Die erforderlichen Stellplätze für die Kleingartenanlage sind durch diese innerhalb der Anlage zu schaffen.“
Bisher hat die Stadtverwaltung die Anlieger über ihre Pläne noch nicht informiert. Und die werden, ebenso wie Umweltverbände, die Pläne mit Interesse betrachten. Schließlich stehen auf dem Gebiet auch mehrere große Bäume, die für das Bauvorhaben gerodet werden müssten. Zudem mangelt es an einer funktionierenden Straßenentwässerung. Bei Starkregen wird dadurch die benachbarte Kleingartenanlage geflutet. Geprüft werden muss zudem, ob die Stromversorgung verstärkt werden muss.
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