Tag der Geflüchteten: Kerzen auf dem Marktplatz in Halle

Am Montagabend leuchteten Kerzen auf dem halleschen Marktplatz. Amnesty International und Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage hatten dazu aufgerufen, sich zum Weltflüchtlingstag zu versammeln, um auf die aktuelle Situation von Geflüchteten aufmerksam zu machen. nt-Intendant Matthias Brenner hielt eine Rede und erinnerte an die in diesem Jahr im Mittelmeer bereits ertrunkenen 2.800 Menschen. „Es gilt zum trauern um den Tod von Menschen, die ihn selbst nicht provoziert haben.“ Brenner erinnerte aber auch an die kürzlich erstochene Politikerin, kritisierte die Hysterie und Welle der Gewalt. Millionen Menschen müssen vor Kriegen fliehen, „von denen wir letztendlich per Scheckkarte mitverdienen.“
Unter die Protestkundgebung hatten sich auch Teilnehmer der Montagsdemo gemischt, die zuvor an diesem Platz stattfand. Und genau diese Tatsache sorgte im Nachgang noch für heftige Diskussionen. Denn aus diesem Grund hatten sich verschiedene Linke Gruppierungen nicht an der Kundgebung beteiligt, die Situation nur vom Rand beobachtet. Nach Ende der Veranstaltung beschimpften diese dann die Teilnehmer. Diese würden sich mit Nazis gemein machen, weil die Montagsdemonstranten sowie Ex-Blood&Honour-Kader Sven Liebich nicht ausgeschlossen wurden. Dabei gebe es im Demonstrationsrecht durchaus Möglichkeiten. „Die Nazis werden das wieder für ihre Propaganda nutzen“, sagte eine junge Frau. „Die haben alles gefilmt und werden jetzt die Teilnehmerbilder auch der Brigade Halle geben.“ Bei der Brigade handelt es sich um eine vorwiegend in der Silberhöhe aktive rechtsextreme Gruppierung.
Ein junger Mann, der sich als Vertreter der „Hasi 7“ vorstellte, dem besetzten Haus in der Hafenstraße, kündigte ein Ende der Zusammenarbeit mit Amnesty International an. Auch andere linke Gruppierungen würden folgen, denn Amnesty habe sich völlig dilettantisch verhalten und Nazis ein Podium gegeben.
nt-Intendant Brenner stellte sich dieser Kritik. Für ihn sei nicht erkennbar gewesen, ob da jemand Nazi gewesen sei oder nicht. Er müsse immer damit rechnen, dass seine Reden instrumentalisiert werden. „Das haben die Linken auch schon gemacht.“ Niemand habe die Rede gestört. Zwar wurde Brenner unmittelbar vor Beginn über die Anwesenheit bestimmter Personen informiert. Doch sein Bauchgefühl habe ihm gesagt, die Rede zu halten. Und so begrüßte er auch die „Andersdenkenden“ und fuhr fort: „es kann in diesen Tagen nicht um Feindschaft gehen, sondern um Verständnis füreinander, für unsere Ängste.“
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