„Tiefpunkt deutscher und Universitäts-Geschichte“: Erinnerung an die Bücherverbrennung 1933 auf dem halleschen Uniplatz
Am Sonntagnachmittag wurde auf dem Uniplatz an ein Stück unrühmlicher Stadt- und Universitätsgeschichte erinnert. Denn am 12. Mai 1933 brannten auch in der Saalestadt von den Nationalsozialisten verfemte Bücher. Werke von 140 verschiedenen Autoren wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Die Uni sei ein Wort des Freien Geistes, der Freien Wissenschaft, der Freien Rede, des Gedankenaustauschs, sagte ein Uni-Vertreter. “All das war im Jahre 1933 nicht gewährleistet.” Rund 1.000 Menschen hätten sich damals auf dem Uniplatz versammelt, vor allem Dozenten und Studenten. Die Professoren wurden angeführt vom Rektor, die Studenten standen entweder in den Farben der Burschenschaften oder in SA-Uniform. Am Löwengebäude habe eine Hakenkreuzfahne gehangen. Begleitet worden seien die damaligen Ereignisse vom Zentralausschuss zur Durchführung der Nationalen Revolution – den hatten Studenten der Uni Halle kurz zuvor gegründet. Der habe sich zur Aufgabe gestellt, jenen Geist auszurotten, der für den sittlichen Verfall des deutschen Volkes verantwortlich war. “Wahrlich ein Tiefpunkt der Deutschen Geschichte ohnehin, aber auch unserer eigenen Universität.”
Die Bücherverbrennung haben nicht nur unter aktiver Beteiligung von Universität, Studenten und Stadtpolitik stattgefunden, auch Burschenschaften und Sänger waren beteiligt, erinnerte Niklas Gerlach von Bündnis Halle gegen Rechts. Umrahmt worden sei das “akademische Feuer” von Jubel der Hallenser. Man dürfe nicht aufhören, an die Ereignisse von damals zu erinnern. Die Bücherverbrennung sei nur ein Schritt in Richtung der industriellen Ermordung von Juden gewesen. Dem Gedenken müsse das aktive Handeln folgen, “denn auch heute sind Antisemitismus, völkischer Denken und nationalsozialistische Denkweise nicht verschwunden. Auch nicht unter den Intellektuellen.” Die Nazi-Pläne seien ohne ein Schweigen der Mehrheit der Deutschen nicht möglich gewesen.
Schon vor 1933 sei die Studentenschaft extrem völkisch, militaristisch und auch antisemitisch, sagte Stura-Sprecher Jobst Poggenklas. “Jüdische Studierende sollen schon in den 20er Jahren nicht mehr dazugehören.” Damit hätten die Universitäten den Weg für die nationalsozialistische Machtergreifung und den späteren Vernichtungs-Antisemitismus geebnet. “Die wenigen kritischen Studierenden und Dozenten wurden nach dem völkischen Kurs der Studentenschaft von den Universitäten vertrieben.” Niemand habe am 12. Mai 1933 auf den Uniplatz stehen müssen, niemand wurde gezwungen. Stattdessen waren alle Teilnehmer freiwillig da. Daher bedürfe es heute ein starkes Eintreten gegen die extreme Rechte.
“Die faschistische Diktatur zeigte hier ganz offen ihren aggressiven, totalitären Vernichtungswillen, sagt Gisela Döring vom VVN-BdA. Sie erinnerte daran, dass auch Werke des Schriftstellers Erich Weinert dem „reinigenden Feuer gegen den undeutschen Geist” (So hieß die Scheiterhaufen-Aktion) verbrannt wurden sind. Sie rezitierte verschiedene Gedichte Weinerts.
Laura Miete von der Gedenkstätte Roter Ochse ging auf die diversen Verordnungen und Gesetze ein, die die Nationalsozialisten haben, auch Gegner mundtot zu machen – beispielsweise die “Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat”, mit der Zahlreiche Grundrechte außer Kraft gesetzt worden sind. Zwar lebe man heute in einer Demokratie, doch auch diese sei gefährdet. Die Demokratie sei nicht selbstverständlich und werde von den Menschen getragen, die hier leben. Angriffe auf Politiker nehmen zu, es gebe immer mehr Fake-News, Hass und Hetze, Populismus.
Der Bücherverbrennung, die aufgrund des schlechten Wetters in Halle vom 10. Mai auf den 12. Mai 1933 verschoben wurde, folgten weitere Akte der Zerstörung, Verfolgung und Vernichtung. Darauf weist auch der berühmte Satz von Heinrich Heine hin, der immer wieder sowohl auf die nationalistische Bücherverbrennung von 1817 sowie auf die NS-Bücherverbrennung von 1933 bezogen wird: “Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.” (aus Heinrich Heine: Almansor, 1823)
Die Liste der geschassten Bücher wurde in der Saalestadt sogar um viele weitere Autoren ergänzt, die Stadt war also übereifrig in jenen Jahren. 140 Autoren stehen auf dem “Halleschen Generalindex”, wie Heinrich Heine, Klabund, Frank Wedekind, Albert Einstein, Carl Zuckmayer und Friedrich Hollaender.
Und nun? Trotzdem nichts gelernt. Wer das Liedchen nicht mitsingt, verliert seine Reputation. Heuchler!
Wir sind doch schon (fast) wieder so weit.
„Falsche“ Bücher werden gecancelt, alle die nicht ins Meinungsbild passen dürfen an Unis nicht sprechen und auftreten, selbst wenn sie Nobelpreisträger sind und unumstößliche wissenschaftliche Tatsachen vertreten wie die Anzahl der Geschlechter bei Säugetieren…
Ja und letztendlich sind deutsche Universitäten wieder ein Biotop für Antisemiten geworden mit freundlicher Unterstützung der Professorenschaft.
Wie fing das damals nochmal an???
Aber heute schreiben wir einfach mal „Anti“ vor unsere wahre Geisteshaltung und schon sind wir ja die „Guten“. Verlogen.
Merken die das eigentlich selbst nicht?