Vortrag von Dr. Noa Swisa am Elisabeth-Gymnasium zum Krieg im Gazastreifen: Es gibt keine einfache Lösung
Schon fast 200 Tage dauert inzwischen der Feldzug der israelischen Armee zur vollständigen Vernichtung der Hamas im Gazastreifen, nach dem Terrorangriff am 7. Oktober vergangenen Jahres. Der Konflikt hat auch direkte Auswirkungen auf das Elisabeth-Gymnasium in Halle (Saale). Denn nur rund ein halbes Jahr vor dem Angriff begann eine neue Episode in der Geschichte der Schule: Ein Schüleraustausch mit der Alliance High School in Haifa. Ende 2023 sollte die zweite Gruppe deutscher Schülerinnen und Schüler nach Israel aufbrechen und der Gegenbesuch hätte im Frühjahr dieses Jahres stattfinden sollen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die das Projekt betreuenden Pädagogen, Dr. Anne Mahler und Dr. Alexander Vogt, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern immer nach Möglichkeiten suchen, den Kontakt nach Israel aufrecht zu erhalten und sich auf verschiedene Art und Weise mit dem Konflikt und den Hintergründen auseinanderzusetzen.
Am vergangenen Dienstag war Dr. Noa Swisa, die an der Hebräischen Universität von Jerusalem promoviert hat, zu Gast an der Schule. Swisa beschäftigt sich mit den deutsch israelischen Beziehungen seit der deutschen Wiedervereinigung und fragt in ihrem Projekt: Was treibt diese spezielle Beziehung heutzutage an? Swisa wurde in Jerusalem geboren, nahm mit 16 an einem Schüleraustausch nach Deutschland teil und pendelt zwischen Jerusalem und Berlin.
Direkt zu Beginn ihres Vortrages macht Swisa klar, dass sie keine Spezialistin für Konfliktforschung oder militärische Operationen sei. Ihre Präsentation habe bewusst auch keinen Titel, da sie sich beim Erstellen unsicher gewesen sei, ob es richtig wäre, eine Sache, ein Thema, also einen einzelnen Aspekt als Titel hervorzuheben. Auch sagt sie ganz ehrlich: „Ich bin Israelin, ich bin Jüdin, meine Sichtweise ist keine offizielle und so sehr ich es auch versuche, so kann meine Darstellung nicht vollständig objektiv sein.“
Und dann steigt sie auch schon ganz plastisch mit der Beschreibung des Angriffs am 7. Oktober in das Thema ein: „Stellt euch vor, ihr wacht sonntags morgens auf und hört laute Explosionen, ganz nah, wie ihr sie bisher nicht erlebt habt. Mir wurde mein persönliches Problem schnell klar: Ich habe keinen Bunker in meinem Gebäude, denn Jerusalem ist normalerweise kein typisches Angriffsziel.“ Swisa beschreibt den Angriff der Hamas auf den Süden Israels, wie sie ihn über die Nachrichten und sozialen Medien miterlebt hat. Ein wichtiger Punkt, der auch in Israel heute noch kontrovers diskutiert wird, ist das offensichtliche Versagen der israelischen Geheimdienste, denn die hatten den Angriff absolut nicht vorausgesehen. Wie viele Israelis zieht Swisa hier den geschichtlichen Vergleich mit dem Jom-Kippur-Krieg im Oktober 1973, als Israel von Ägypten und Syrien sowie weiteren arabischen Staaten überraschend angegriffen worden war. Auch damals hatten die Geheimdienste den Angriff nicht kommen sehen und in Israel sagte man sich: Das darf nie wieder geschehen – Am 7. Oktober 2023 geschah es dann doch.
Swisa beschreibt die geschichtliche Entwicklung des israelisch-palästinensischen Verhältnisses, u. a. mit der Entstehungsgeschichte der Hamas sowie deren Konkurrenz zur PLO, die Siwa als rationaler bezeichnet, bis hin zum Rückzug der Israelis aus dem Gazastreifen im Jahre 2005 und der darauf folgenden Machtübernahme durch die Hamas im Jahr 2006. Sie lässt aber auch nicht unerwähnt, dass Israel in der Westbank immer noch als Besatzungsmacht auftritt. Swisa spricht über den jahrelangen Missbrauch der in den Gazastreifen geflossen Hilfsgelder durch die Hamas. Denn anstatt Infrastruktur, wie Schulen und Krankenhäuser, zu errichten und unterhalten, die wirtschaftliche Entwicklung zu unterstützen und die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, wurde das Geld für Waffen, den Bau von Tunneln und weitere Militärtechnik ausgegeben.
In ihrem Vortrag ist Swisa nun wieder am Tag des Überfalls, dem 7. Oktober 2023, angekommen. Das folgende zu sagen, fällt der jungen Frau sichtlich schwer, das merken auch die Zuhörenden: „Hätte die Hamas an diesem Tag nur militärische Ziele, Militärbasen, Soldaten, angegriffen, könnte ich sagen, es wären legitime, weil militärische Ziele gewesen, das hätte man akzeptieren können. Aber sie haben sich dazu entschlossen, Zivilisten anzugreifen, Zivilisten zu töten, Zivilisten zu entführen.“
Nun geht Swisa auf die momentane politische Situation in Israel ein, die in der jüngeren Vergangenheit nicht unproblematisch ist. Nach dem Wahlsieg Netanjahus habe die Hoffnung bestanden, dass er es nicht schaffen würde eine Regierungskoalition zu bilden. Hierfür habe er sich dann mit Partnern zusammengeschlossen, die bis dahin, aufgrund ihrer Vergangenheit oder Ansichten, für illegitim gehalten wurden. Zudem müsse Netanjahu weiter eine Anklage vor Gericht befürchten. In der Knesset, dem israelischen Parlament, gebe es zudem Mitglieder, die nur zu gerne wieder im Gazastreifen siedeln würden. Einige Hardliner in Israel gehen sogar noch einen Schritt weiter und sind für die Zerstörung des Gazastreifens.
Dies ist aber nicht die Meinung der Mehrheit der Bevölkerung in Israel, die unheimlich heterogen ist. Israel sei die Heimat so vieler verschiedener Menschen, gläubige und säkulare Juden, Muslime, Christen, Atheisten, Menschen aus aller Herren Länder. „Wir wollen alle in Frieden miteinander leben, wir wollen Wohlstand und Glück für alle Menschen, vor allem auch für die junge Generation: Wir wollen für sie keine Zukunft mit Krieg.“ Doch leider seien die Extremisten lauter und sichtbarer in der öffentlichen Diskussion. Eine differenzierte Sichtweise außerhalb von „Pro Israel“ oder „Pro Palestina“ gebe es in der öffentlichen Wahrnehmung im Moment kaum.
Zum Schluss ihres Vortrages macht Swisa mit einem Satz jedoch Hoffnung, dass die komplizierte Situation im Nahen Osten lösbar ist. Unmittelbar nach dem Holocaust hätte wohl niemand an gute, geschweige denn freundschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und Israel geglaubt, doch inzwischen stehen die beiden Staaten Seite an Seite: „If we could solve this, we can solve anything.“
In der nun folgenden Fragerunde meldet sich zuerst Dr. Mahler zu Wort und geht noch einmal auf das Versagen der israelischen Geheimdienste ein und wie es dazu kommen konnte, schließlich sei die „Geheimdienstfamilie“ Israels weltweit anerkannt, einige sagen sogar die Dienste seien die besten der Welt. Swisa berichtet von hochrangigen Vertreterinnen in den Geheimdiensten, die genau vor einem solchen Szenario gewarnt hätten, doch von den Männern in der Führungsetage nicht gehört worden wären. Man sei in diesem Bereich über die Jahre vielleicht etwas zu arrogant geworden, habe Dinge nicht mehr gesehen die da waren und: „Wir haben nicht daran geglaubt, dass so etwas passieren kann.“
Ein Schüler fragt nach den zivilen Opfern auf Seiten der Palästinenser, ob die hohe Zahl wirklich unvermeidbar ist. Jede zivilisierte Armee, so auch die IDF (Israel Defence Forces, Streitkräfte Israels) versuchten immer zivile Opfer zu vermeiden, antwortet Swisa. In einem so dicht besiedelten Landstrich wie dem Gazastreifen sei es leider unmöglich, zivile Opfer zu 100 Prozent zu vermeiden. Dennoch lasse die IDF nichts unversucht, um Zivilisten mithilfe von Flugblättern und Durchsagen vor den Angriffen zu warnen. Dies mache die IDF schon seit Jahrzehnten. Swisa selbst habe ihren Wehrdienst bei der Luftwaffe abgeleistet und war während des Libanon Krieges 2006 im Einsatz. Auch hier habe man die Menschen mit Flugblättern gewarnt und zum Verlassen der Kampfzone aufgefordert. „Es ist aber leider unmöglich in urbanen Gebieten einen Krieg zu führen, ohne dass es zu zivilen Opfern kommt.“
Dr. Vogt geht aufs Ganze und fragt nach der Lösung des Problems. Swisa lächelt etwas resignierend und sagt: „Wenn ich die Lösung hätte, wäre ich sehr berühmt.“ Es gebe keine einfache Lösung. Es habe in der Vergangenheit einige gute und viele schlechte Entscheidungen auf politischer Ebene gegeben. Man müsse aber nicht für immer mit dieser Situation leben, es gebe Wege heraus. Hierfür sei zum einen aber internationale Vermittlung und Hilfe notwendig sowie eine Menge Geld. Dieses Geld müsse aber unbedingt in die Verbesserung der Lebensumstände der Palästinenser investiert werden, damit sich deren Situation verbessert. „Dann werden sie sehen, dass wir alle gemeinsam in einem Frieden leben können, von dem wir alle profitieren.“
„… sowie eine Menge Geld …“
Bitte dann vom persönlichen Konto der Politiker, Waffenlobby, Glaubenskrieger und den vielen, vielen Zwischenhändlern nehmen. Danke.
Warum nicht von Russland? Die bezahlen deutsche Politiker bekanntlich bar.
Hat dir das Schröder gesagt ? Oder wer ?
Schröder hat Geld aus Russland bekommen? Das ist doch bestimmt nur „ausgedacht“!!! Tröööt!
„bekanntlich“
Einer denkt sich was aus und alle tröten nach, wenn es schön ins Bild passt. Ansonsten wird es totgeschwiegen.
Es ist doch bekannt das Schröder für russisches Gas im Aufsichtsrat bei gasprom sitzt oder saß. Das afd Politiker sich schmieren lassen glaub ich sofort, waren doch die ganze Zeit pro Putin.
https://studyflix.de/deutsch/das-oder-dass-3287
@ Roberta…such Dir einen eigenen Nickname
Er arbeitet/arbeitete für einen Energiekonzern gegen Gehalt, soll ein ganz normaler Vorgang sein. Zudem ging es auch dadurch diesem Land und seiner Bevölkerung nicht unbedingt schlechter als heute.
Ik glob de amis ham de größte kriegsinustrie. peanuts diese atlantikbrücke.
huch, hoffentlich ham snowden und assange nicht recht.
Warum sollte Russland Geld für den Gaza-Krieg geben? Geld für fremde Kriege ausgeben ist doch die Lieblingsbeschäftigung vor allem „westlicher“ Politiker.
Bevölkerungsdichte Gaza – Israel 5600 – 400
Privatvermögen Gaza – Israel 5000 – 250000
Lebenserwartung Gaza – Israel 68 – 82
Einkommen Gaza – Israel 5000 – 50000
Es gibt keine einfache Lösung!
Also auch so ein Bullshit-Job, bei dem nur rumgelabert wird. Und die Pendelei zwischen Deutschland und Israel kostet haufenweise Steuergelder und verschwendet Unmengen an Ressourcen. 🙄
Da sie wohl nicht in D angestellt ist, werden es deine Steuergelder nicht sein… also BullShit von dir.
Aber nichts Genauses weißt du nicht, also auch nur BS von dir.
Das Leid trägt immer die zivile Bevölkerung. Wenn die Hamas vom israelischen Soldaten gejagt werden,warum muss im Gaza die Bewohner hungern und vor israelische Angriffe fliehen ?
Weil die Hamas das gespendete geld anderweitig verbraten hat und für die Bevölkerung nicht mehr zur verfügung steht., und weil es im Krieg bisher immer auf die Zivilbevölkerung von den eigenen Truppen abgewälzt wurde, siehe Schulen, siehe Krankenhäuser.
Weil hamas in ihrer Verblendung Zivilisten als Verfügungsmasse glatt am Ar… vorbei gehen. Wie übrigens in D auch bis zum 8. Mai 1945: Führer befiehl, wir tragen die Folgen. Nero-Befehle, Und „Schlußrede“ des GröFaZ an seine „Volksgemeinschaft“… So ticken Diktatoren.
Hungern müssen sie, weil Israel max. 250 LKW mit Hilfsgütern durchlässt statt der mdst. notwendigen 500 täglich. Und DAS ist kein Versehen und hat mit „Veruntreuung“ von Geldern durch die Hamas-Verbrecher nichts zu tun!
Respekt an die Beteiligten, so etwas ist sehr wichtig! Es braucht freie Menschen auf beiden Seiten der Mauer und der Krieg wird nicht (wirklich) aufhören, mit der Apartheid (meine Meinung) geht das nicht