Weltpremiere im Planetarium in Halle (Saale): 360°-Panoramen lassen die Apollo-Missionen mit Neil Armstrong & Co in nie gesehener Intensität aufleben

Der Moment ist fast magisch. Im abgedunkelten Kuppelsaal des Planetariums verstummen die letzten Gespräche. Die Projektion beginnt – und binnen Sekunden verliert der Besucher jegliches Gefühl für Raum und Zeit. Was sich über die riesige Kuppel spannt, ist keine Computeranimation, keine CGI aus Hollywood, sondern ein akribisch rekonstruiertes Zeitzeugnis: Der Mond. So, wie ihn nur zwölf Menschen jemals selbst gesehen haben.
Ermöglicht hat dieses Erlebnis der Fotograf und Fotodesigner Ingo Gottlieb, der aus jahrzehntealtem NASA-Material monumentale Panoramen erschaffen hat – in einer Qualität und Detailliertheit, die weltweit einmalig ist. Über 930 Originalbilder hat er zu 360°-Ansichten zusammengesetzt, die nun im Planetarium Halle ihre Weltpremiere feiern. „Es ist einer der wenigen Orte, wo man überhaupt ein 360-Grad-Panorama zeigen kann“, sagt Ingo Gottlieb.
Der Mond als nie gesehene Projektionsfläche
Die Ausstellung ist mehr als eine Präsentation von Bildern – sie ist ein immersives Erlebnis. Besucherinnen und Besucher befinden sich nicht länger auf ihren Sitzen, sondern auf dem Mond. Der Blick wandert über eine staubige Ebene, vorbei an den Spuren der Raumanzüge, dem goldschimmernden Mondmodul, hoch zur pechschwarzen Leere des Alls – und zur Erde, einem farbigen Juwel in unendlicher Dunkelheit.
Dieses Erlebnis ist möglich durch Gottliebs einzigartiges Talent: eine Kombination aus wissenschaftlicher Neugier, künstlerischem Anspruch und technischer Präzision. Die Grundlagen seiner Arbeit sind die originalen Fotografien der Apollo-Missionen – aufgenommen in den Jahren 1969 bis 1972.

Pionierarbeit aus historischem Material
„Die Astronauten waren quasi selbst das Stativ, die Halterung für die Kamera.“, erklärt Gottlieb. „Sie hatten keinen Sucher. Es gab also keine optische Kontrolle, was sie fotografiert haben.“ Fotografiert wurde mit speziell angepassten Kameras des Typs Hasselblad, die für die extremen Bedingungen auf dem Mond modifiziert wurden – eisige Kälte, starke Strahlung, null Gravitation.
Trotz dieser Herausforderungen gelang es den Astronauten, tausende Aufnahmen zu machen – viele davon systematisch, mit Überlappungen, die eine spätere Rekonstruktion ermöglichen. Doch aus einzelnen Bildern ein nahtloses Panorama zu schaffen, ist eine andere Dimension der Bildbearbeitung. „Kleine Bildchen aus dem Internet bringen mir nichts.“, sagt Gottlieb entschieden. Er arbeitet ausschließlich mit hochaufgelösten NASA-RAW-Dateien – mindestens mit einer Auflösung von mindestens 4.000 × 4.000 Pixeln.
Ein pixelgenauer Mond
Die Herausforderung sei nicht nur technischer, sondern auch künstlerischer Natur gewesen: Perspektiven anpassen, Helligkeit und Farbwerte korrigieren, Tonwerte harmonisieren, Bildkanten überblenden – und das alles in Hinblick auf eine gekrümmte Projektionsfläche.
„Sie sehen keinen einzigen Übergang.“, betont Gottlieb. „Alles passt pixelgenau.“ In der Tat verschmelzen die einzelnen Aufnahmen zu einer visuell vollkommenen Rundumsicht – ganz gleich, ob es sich um 120°, 180° oder vollständige 360°-Panoramen handelt. Viele dieser Kompositionen sind weltweit einzigartig. Seine Arbeit sei eine „Sisyphus-Arbeit“ gewesen, räumt Gottlieb ein – aber auch eine Reise, eine eigene Mondexpedition: „Ich bin dabei selbst auf fotografische Entdeckungsreise gegangen.“
Mehr als nur Apollo 11
Dirk Schlesier, der Leiter des Planetariums Halle, zeigt sich begeistert über die Zusammenarbeit mit Gottlieb. Die Idee sei schon vor über einem Jahr entstanden, im Lichte der geplanten Artemis-Missionen, die in den kommenden Jahren wieder Menschen auf den Mond bringen sollen.
„Gottlieb hat sich in akribischer Detailarbeit dem Mond verschrieben – er kennt wahrscheinlich jedes Bild der NASA.“, sagt Schlesier bewundernd.Doch bei der neuen Präsentation im Planetarium soll es nicht nur um die bekannteste aller Mondlandungen gehen. Zwar ist Apollo 11 mit Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins im kollektiven Gedächtnis verankert – doch Schlesier betont: „Es gab ja nicht nur eine Mondlandung. Jede Mission hatte ihre besonderen Highlights.“

Drei Abende, sechs Missionen, unzählige Entdeckungen
Die Ausstellung wird durch eine dreiteilige Vortragsreihe ergänzt, in der Gottlieb persönlich durch die Geschichte der bemannten Mondmissionen führt. Dabei erklärt er nicht nur die Hintergründe der Raumfahrt, sondern auch die Technik und den Entstehungsprozess seiner Bilder.
Teil 1 – Montag, 8. Oktober 2025, 18:30 Uhr
Apollo 11 & 12: Die ersten beiden Mondlandungen führten in flache Regionen – ideal für erste Experimente und vorsichtige Schritte auf fremdem Terrain.
Teil 2 – Mittwoch, 29. Oktober 2025, 18:30 Uhr
Apollo 14 & 15: Deutlich ambitionierter. Hier kamen erstmals Lunar Rover zum Einsatz, das berühmte Mondauto. Die Astronauten führten ausgedehnte Außeneinsätze und geologische Studien durch – das Mondgestein wurde wissenschaftlich untersucht wie nie zuvor.
Teil 3 – Freitag, 14. November 2025, 20:00 Uhr
Apollo 16 & 17: Die letzten beiden Missionen waren die längsten – und ertragreichsten. Apollo 17 brachte nicht nur über 110 Kilogramm Gestein zurück, sondern ermöglichte eine dreitägige Präsenz auf dem Mond.
Jede Veranstaltung ist weit mehr als ein Vortrag – sie ist ein visueller Zeitflug, eine Begegnung mit der Vergangenheit der Menschheit und ein Blick auf ihre mögliche Zukunft im All.
Ein „Erdaufgang“, der bewegt
Einer der bewegendsten Momente der Show: der Blick zurück – zur Erde. Schlesier verspricht den Besuchern einen Erdaufgang, wie ihn die Astronauten sahen. Ein Perspektivwechsel, der nicht nur den Planeten, sondern auch unsere Rolle im Universum neu erfahrbar macht.
Zukunft trifft Geschichte
Die Wiederentdeckung der historischen Mondaufnahmen kommt zur richtigen Zeit. Mit den geplanten Artemis-Missionen der NASA wird der Mond erneut zum Ziel. In wenigen Jahren sollen wieder Menschen landen – diesmal auch Frauen und internationale Crews. Doch bevor der nächste Fußabdruck im Staub landet, lohnt der Blick zurück.
„Mit den Vorträgen wollen wir zeigen, was alles schon erreicht wurde – und was uns erwartet.“, so Schlesier. Ingo Gottliebs Panoramen zeigen den Mond nicht als kalte, tote Welt – sondern als Ort voller Geschichten, Träume und Entdeckungen. Als Bühne des größten Abenteuers der Menschheit.












Das machen aktuelle Fotobearbeitungsprogramme wie Adobe Photoshop oder Affinity Photo heute weitgehend automatisch.
Aber natürlich machen sie das.