Wiederaufbau des Alten Rathauses: der 20-Millionen-Euro-Traum

Steht irgendwann ein Nachbau des historischen Alten Rathauses wieder auf dem Markt? Geht es nach der neuen gemeinnützigen „Stiftung Altes Rathaus Halle (Saale)“, dann ja. Am Dienstag hat Stiftungs-Initiator Ulrich Schröder in der Beigeordnetenkonferenz seine Pläne vorgestellt.
Ziel sei es, die Stadt attraktiver zu machen. Man höre immer wieder, die Stadt habe andere Probleme, so Schröder. Das mag zwar stimmen. Doch warte man darauf, sei wohl irgendwann der St-Nimmerleins-Tag erreicht. Mit der jetzigen Stiftungsgründung wolle man das vom Verein „Bürgerinitiative Rathausseite“ gesammelte Vermögen sichern und zweckgebunden einsetzen. „Zunächst konzentrieren wir uns auf den Wiederaufbau des Barockportals“, so Schröder. Man habe nach Auswertung alter Aufnahmen jetzt die genauen Maße, die einen originalgetreuen Wiederaufbau ermöglichen. Auch finanziell könne man dies stemmen.
Schwieriger sieht es beim Gesamtprojekt aus. 20 Millionen Euro, so schätzt Schröder, wird der Wiederaufbau kosten. Die Stiftung solle dabei als Betreiber und Bauherr fungieren. Die Stiftungsgründung sei die Grundlage für das langfristige Bauprojekt. Von der Stadt erhofft sich Schröder ein über 99 Jahre laufendes Erbbaurecht. Zudem machte er den Vorschlag, unterirdische Einzelhandelsflächen zu schaffen. Etwa 1.200 Quadratmeter würden dafür zur Verfügung stehen und könnten über Mieteinnahmen einen Teil des Projekts finanzieren.
Das alte Rathaus selbst soll ein „Haus der Bürger“ werden, so Schröder, als Ausstellungsort für Kunst, Wissenschaft und Handwerk aus der Region dienen. Weitere Räume könnten für Vereine oder Hochzeiten bereitgestellt werden. „ Der Bürger soll sich hier wiederfinden“, erklärt Schröder.
Ob das alte Rathaus wiederaufgebaut wird, will Oberbürgermeister Bernd Wiegand durch den Stadtrat im Rahmen des integrierten Stadtentwicklungskonzepts beraten lassen. „Das ist eine wesentliche zentrale Frage für die Entwicklung der Innenstadt“, so Wiegand. „Wir brauchen ein parteiübergreifendes Votum. Ich möchte ganz gern, dass es diskutiert wird.“ Es wäre ein Unding, dass eigens eine Stiftung gegründet werde und sich die Politik um das Thema nicht kümmert. Die Stiftungsgründung begrüßte das Stadtoberhaupt.
Bei einem Bombenangriff am 31. März 1945 teilweise schwer beschädigt, wurde das Alte Rathaus trotz Protesten aus der Bevölkerung und der Stadtverordnetenversammlung 1950 endgültig abgerissen.
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