Merseburger Straße: Wiegand spricht von Planungschaos

In den nächsten Jahren wird die Merseburger Straße umfassend umgebaut. Am Dienstag nun war das Bauvorhaben auch Thema in der Beigeordnetenkonferenz. Oberbürgermeister Bernd Wiegand vermisste dabei einen „klaren Plan.“ Er war dem Planungsdezernat sogar ein „Planungschaos“ vor. Baudezernent Uwe Stäglin versuchte zwar, die Problematik als „Zielkonflikt“ zu revidieren. „Das macht für mich keinen Unterschied“, konterte Wiegand jedoch.
Hintergrund des Streits sind verschiedene Stadtratsbeschlüsse, die sich bei dem teilweise engen Straßenraum eigentlich nicht zusammen umsetzen lassen. Die Stadträte hatten eine Vierspurigkeit für die komplette Merseburger Straße gefordert. Doch auch dem Stadtbahn-Programm, über das der Ausbau finanziert wird und das eine Bevorzugung der Straßenbahn vorsieht, wurde vom Rat beschlossen. Auch der Radverkehrskonzeption, ebenfalls vom Rat beschlossen, wäre bei einer Vierspurigkeit teilweise nicht umzusetzen.
Zwischen Riebeckplatz und Thüringer Straße wird es eine sogenannte überbreite Fahrspur geben. Auch dies hatte der Rat schon beschlossen. Zwei PKW passen je Richtung nebeneinander her, LKW und PKW dagegen nicht. Zwischen Thüringer Straße und Rosengarten ist den derzeitigem Planungsstand zufolge eine Vierspurigkeit vorgesehen. Doch dann beginnt die erste größere Problemstelle. Zwischen Rosengartenbrücke und Pappelallee reicht der zur Verfügung stehende Raum nicht für eigenes Gleisbett – eine Voraussetzung des Stadtbahnprogramms – vier Autospuren sowie DIN-gerechten Fuß- und Radwegen aus. Derzeit verhandele man mit Grundstückseigentümern, ob diese bereit sind, Teile ihrer Grundstücke zu verkaufen, so Stäglin. Die Kosten dazu wurden noch nicht kalkuliert. OB Wiegand erkundigte sich sogar nach möglichen Enteignungen. Die werden möglicherweise rechtlich auch gar nicht durchsetzbar sein. Es läuft hier also auf eine Zweispurigkeit hinaus. Ebenfalls nur eine Spur je Richtung wird es dann in Ammendorf zwischen Kurt-Wüsteneck-Straße und Georgi-Dimitroff-Straße geben. Dort stehen auf beiden Seiten Häuser, wesshalb nach Ansicht der Stadtplaner keine andere Lösung möglich ist.
Alles in allem sprach Wiegand von einem „eigenartigen Feeling“ für die Autofahrer. Er regte eine zusammenfassende Vorlage für den Stadtrat an. Zudem solle sich der Rat entscheiden, welche Belange höher wiegen – die der Autofahrer oder die von Fußgängern oder Radfahrern.
Artikel: Details zu den Plänen
Der OB kann natürlich keine Zielkonflikte sehen, gilt doch eh nur sein Laienwissen als alleine selig machend.
Politik ist die Kunst des Interessenausgleichs, nicht die Spaltung der Gesellschaft durch Polarisieren. Das lernt dieser OB wohl nie.
Wollen mal hoffen, dass Herr Stäglin weiterhin einen guten Job macht und nicht irgendwann die Brocken hinwirft. Dann erst werden wir Planungschaos erleben.
Wie seine Vorgängering. Die hat auch auf die unfähige Verwaltung verwiesen. Was ja nicht immer falsch war bzw. ist. Wer das Gemeinderecht etwas kennt weis, das der/die OB selbst die Verwaltung ist.
Hoffentlich lässt sich der Stadtrat nicht auf das Pferd heben und entscheidet isoliert über eine Priorisierung der Verkehrsträger.
Der definierende Rahmen sollte das ISEK sein. Aus diesem leiten sich dann die verkehrspolitischen Leitlinien ab. Beispiel: Ist es ein strategisches Ziel der Stadtentwicklung, die Einkaufsmeile Innenstadt incl. Oberer Boulevard zu stärken, geht das nicht ohne Kaufkraft des Kreises. Will ich strategisch diesen Mobilitätsbedarf durch ÖPNV decken, muss die Qualität und damit die Taktrate des OBS verbessert werden. Kann man sich das nicht leisten, muss die Qualität der Hauptverkehrsachsen für den MIV erhalten werden, oder ich akzeptiere die Verlagerung der Kaufkraft in die Einkaufszentren auf dem Land (Outlet-Center). Man sieht, die Themen hängen zusammen. Es gibt immer Zielkonflikte!
Stadtentwicklung ist recht komplex und nicht auf einfache Floskeln zu reduzieren. Da der OB sich offensichtlich damit nicht auskennt, sollte er an seine Fachleute delegieren und nicht reinreden. Delegation ist eine Kernkompetenz von Führungskräften.
mirror, so lange Einkaufszentren auf der grünen Wiese genehmigt werden (siehe http://dubisthalle.de/factory-outlet-center-in-halle-brehna-oeffnet) werden die Leute aus Bequemlichkeit auch da hin fahren. Es wäre für eine Stadt kontraproduktiv, genau solche Einkaufszentren zu imitieren, denn eine Stadt ist primär ein Lebensraum für Menschen, kein Einkaufszentrum, und man sägt den Ast ab, auf dem man sitzt, wenn man alles dafür tut, noch mehr Individualverkehr durch Konsumpublikum in die Stadt zu holen.
„Hoffentlich lässt sich der Stadtrat nicht auf das Pferd heben und entscheidet isoliert über eine Priorisierung der Verkehrsträger.“
Das wird nicht gehen, da die Merseburger Straße keine einheitlichen Vorgaben hat, sondern unterschiedliche Bedingungen je Abschnitt. Insofern stößt auch der Beschluss des Stadtrates, die Merseburger Str. vierspurig auszubauen an seine natürlichen Grenzen. Ein solcher Beschluss ist zu einer Zeit gefasst worden, in der niemand eine Ahnung über die baulichen Anforderungen, den dafür nötigen Straßenquerschnitt u.ä, das Erfordernis für die Vierspurigkeit Alleen zu fällen etc. auch nur im Ansatz erfasst hat. Insofern halte ich das vom HVB prognostizierte „Planungschaos“ für unzutreffend und unsachlich. Er sollte die Planung mal seiner Verwaltung überlassen. Die macht das idR sehr gut.
Ich kann @mirror nur beipflichten
Wir können davon ausgehen, dass in 5 – 10 Jahren EU-Fördermittel für e-lanes mit autonom fahrenden Fahrzeugen ausgeschüttet werden. Dann werden die tollen Stadtbahnen wieder zurückgebaut.
Unter dem Link ist ein Entwicklung für einen selbst fahrenden, 12-Sitzer Kleinbus zu finden.
https://vulcanpost.com/573390/shit-is-getting-real-smrt-is-bringing-in-24-seaters-driverless-cars-end-of-this-year-in-singapore/
Sehr sehr unwahrscheinlich.
Vielleicht gibt es in 10 Jahren Fördermittel für den Neubau. Vielleicht gibt es bis dahin sogar für e-lanes. Ganz sicher aber nicht für in diesem oder im nächsten Jahr errichtete Neubaustrecken im Stadtbahnprogramm und erst recht nicht in Halle.
Was in 10 Jahren möglicherweise sein wird, steht in den Sternen. Wir müssen vom hier und jetzt ausgehen, es sei denn, eine andere Entwicklung zeichnet sich konkret ab. Sehe ich noch nicht, auch wenn diese Kleinbusse möglicherweise kommen werden. In Singapore
sind diese Fahrzeuge nicht für den normalen Straßenverkehr gedacht, sondern für Flughäfen, Messen und Industrieparks. „These vehicles are earmarked to be designed for airports, campuses, residential, resort and industrial park networks.“
Für mich steht die Einführung also nicht unmittelbar vor der Tür.
Sieht doch schön aus – auf dem Reissbrett.
Ich verstehe nicht das zwanghafte festhalten des Fördermittelgebers an Jahrzehnte alten Konzepten für Investitionen, die eine Nutzungsdauer von 30-50 Jahren haben, wenn sich aktuell einschneidende Änderungen abzeichnen.
– Technologie-Entwicklungen benötigen Zeit – zu meiner Zeit an der Uni München Anfang der 80er im letzten Jahrhundert wurden schon Versuche zum autonomen Fahren durchgeführt. Die Entwicklung erwarte ich vergleichbar mit dem Handy: Jahrzehnte wenige mit C-Netz; mein erstes Handy 1993 zu schwer und nur in der Innenstadt von Köln Empfang; 3 Jahre später hatte jeder so ein kleines Teil in der Brusttasche.
– Transformation zu Elektromobilität mit verstärktem Einsatz von Elektrobussen. Weltweit viele Pilotprojekte und sogar in Dresden läuft ein Versuch mit Schnell-Ladestationen (6 Min Ladezeit) Der Elektrobus hat dieselbe Umweltbilanz wie die Strassenbahn.
– Die Kfz-Hersteller, Apple, Google und viele weitere arbeiten am autonomen Fahren. Erste LKW-Kolonnen sind schon auf Autobahnen autonom unterwegs. Die Entwicklung nimmt richtig Fahrt auf.
-Autonomer ÖPNV bietet die Option kleinere Einheiten in höhere Taktfrequenz mit verdichtetem Netz einzusetzen, da der Personalkostenanteil reduziert wird. Netzdichte und Taktfrequenz sind die entscheidenden Faktoren zur Akzeptanz des ÖPNV. Eine angepasste Strassen-/ÖPNV-Infrastruktur fördert die Entwicklung.
Erste Versuche vor über 30 Jahren und bis heute keine Serienreife. Also ich verstehe das „zwanghafte“ Festhalten dieses ominösen Fördermittelgebers.
Vernichtet aber auch Arbeitsplätze.
Selbst wenn autonom fahrender ÖPNV in mittelfristiger Zukunft Realität werden sollte, warum sollte man dann nicht auch davon ausgehen können, dass Straßenbahnen umgerüstet werden. Auch die sind dann immernoch nützlich und die Investitionen sind nicht komplett sinnlos.
Richtig, Straßenbahnen werden bald autonom fahren. Vor 4 Jahren habe ich schon autonome Versuchsfahrten der Kasachischen Bahn mit Güterzügen gesehen.
Großer Nachteil: Die Anschaffungskosten der Bahnen im Vergleich zum Bus. Bei gleichen Personalkosten kann ich mit (Klein-)Bussen das Netz viel mehr verdichten.
Ideal wäre es, schon heute eine Infrastruktur zu bauen, die von beiden Systemen genutzt werden kann.
Ideal wäre es, man wüsste, welche Infrastruktur in 10 Jahren benötigt werden wird. Weiß man aber nicht.
Macht doch eigentlich Sinn, wenn bei gleichen Kosten mit befahrbaren StraBa-Trassen zusätzliche Optionen für die Mobilität geschaffen werden. Die Lobby um Siemens, Bombardier und den HAVAGs dieser Welt mit ihrem Einfluss in Brüssel sorgen schon dafür, dass nicht zu früh alternative Konzepte für die Mobilität in Städten möglich werden und die Monopole ins Wanken kommen.
Für Interessierte ein weiteres Beispiel, das 2020 (in 4 Jahren) serienreif wird.
http://ecomento.tv/2016/04/22/chinesischer-hersteller-leeco-zeigt-autonomes-elektroauto-videos/?utm_source=dlvr.it&utm_medium=linkedincompanies
Für Interessierte:
Noch eine Region mit Testfahrten; bis 2030 sollen in Dubai 25% des Verkehrs autonomes Fahren sein.
http://www.thenational.ae/uae/driverless-vehicles-test-run-in-dubai