Yom Kippur in Halle: betende Juden entsetzt über das Verhalten von Politik und Presse bei der Feier – Haseloff: Anschlag wäre bei mehr Versöhnung nicht passiert
Am Montag haben die Juden in Halle Yom Kippur begangen, das jüdische Versöhnungsfest. Das ist der höchste jüdische Feiertag. Im vergangenen Jahr war Yom Kippur Ziel des rechtsextremen Terroranschlags. Weil sich jüdischer und gregorianischer Kalender unterscheiden, ist es nach dem „westlichen“ Kalender ein anderer Tag.
Zu der Feier im Kulturtreff in Halle-Neustadt hatten sich auch politische Vertreter wie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Oberbürgermeister Bernd Wiegand eingeladen, als Pressebegleitung hatte man die DPA zugelassen. Doch anwesende Juden machen nun bei Twitter ihrem Unmut über den Auftritt der Offiziellen Luft.
So habe das Gebet um 12 Uhr wegen der „christlichen Mehrheitsgesellschaft unterbrochen werden müssen. An Yom Kippur verzichten die Juden komplett auf elektrische Energie. Deshalb seien die Teilnehmer im Vorfeld gebeten worden, keine Handys zu benutzen. Die mitgebrachte Journalistin sollte während des Gebets auf handschriftliche Notizen verzichten. Geschrieben wurde trotzdem, und einer der politischen Vertreter betrat mit Handy in der Hand den Gebetsraum. „Für mich, als Beterin, war das unangenehm und störend“, schreibt eine Teilnehmerin.
Insbesondere erzürnt aber Teilnehmer eine Aussage von Ministerpräsident Haseloff. „Was letztes Jahr geschah, wäre nicht passiert, wenn es mehr Versöhnung gäbe“, habe dies in seiner Rede zu dem Anschlag gesagt.
Im Fazit erklärt die Teilnehmerin von einem „PR-Schaustück“ der Politik. „Echte Solidarität, wäre gewesen ohne DPA zum Gebet zu kommen und unseren höchsten Feiertag Yom Kippur nicht als Schaubühne für Ihre PR zu nutzen. Da zu sein und zuzuhören, anstatt Juden und Jüdinnen implizit nahe zu legen, sie müssten sich mit den Deutschen versöhnen, wäre echte Solidarität.“
Bei der Bekämpfung von Antisemitismus, Rassismus und Terror von Rechts „geht es nicht um Sie und Ihr Ego“, schreibt die Teilnehmerin an Haseloff und Wiegand. „Es geht um uns, die Betroffenen, und unser Recht auf Schutz, Sicherheit und ungestörte (!) Religionsausübung.“
THREAD: Yom Kippur in Halle
— Christina Feist (@molussia_anders) September 29, 2020
Es war eine bewusste, wohl überlegte Entscheidung #yomkippur auch dieses Jahr wieder in #halle zu verbringen. Dass @reinerhaseloff, @Opferhilfe_Bund, @berndwiegand und VertreterInnen von christlichen Gemeinden gestern, an #yomkippur, die jüdische











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