19 Spontanparties in Halle in diesem Jahr, zehn davon am Kanal – Stadt führt keine statistische Erfassung zu Beschwerden

Seit nunmehr zwölf Jahren sind in Halle (Saale) sogenannte „Spontanpartys“ erlaubt – Feiern unter freiem Himmel, die kurzfristig, aber mit Genehmigung der Stadt organisiert werden dürfen. Dieses Modell soll eine legale Alternative zu unkontrollierten Partys im öffentlichen Raum schaffen. In diesem Jahr zieht die Stadtverwaltung im Ordnungsausschuss eine Zwischenbilanz: 19 dieser Feiern wurden 2025 bislang genehmigt – ebenso viele wie im vergangenen Jahr. 2023 waren es mit 15 Veranstaltungen etwas weniger. Damit bleibt das Interesse an den offiziell erlaubten Spontanpartys auf stabilem Niveau.
Kürzlich hatte die Stadtverwaltung zudem die Anmeldefrist verlängert: Statt wie bisher 24 Stunden vor Veranstaltungsbeginn können Partys nun bis zu 72 Stunden im Voraus angemeldet werden. Der Effekt dieser Änderung dürfte sich allerdings erst im kommenden Jahr zeigen, da die Saison mit Beginn der kalten Monate ohnehin endet. In den Wintermonaten rechnet die Verwaltung traditionell mit kaum noch Anträgen.
Der Kanal bleibt der Favorit
Am beliebtesten ist bei Feiernden weiterhin der Kanal, wo in diesem Jahr zehn Spontanpartys stattfanden – zwei mehr als im Vorjahr und sogar vier mehr als 2023. Damit ist die Uferzone erneut der wichtigste Treffpunkt der spontanen Open-Air-Szene in Halle. Die übrigen genehmigten Flächen werden dagegen nur vereinzelt genutzt. Auf der Ziegelwiese fanden 2023 drei, 2024 zwei und 2025 nur noch eine Spontanparty statt. Am Steinbruchkalksee sank die Zahl nach einem kleinen Hoch 2024 (sechs Feiern) auf zwei in diesem Jahr. Der Thüringer Bahnhof verzeichnet dagegen eine steigende Tendenz: von einer Feier 2023 auf drei im laufenden Jahr. Auf der Grillfläche Silberhöhe fanden nur vereinzelt Veranstaltungen statt – 2024 eine, in den übrigen Jahren keine. Neu belebt wurde hingegen der Südpark, wo 2025 erstmals drei Spontanpartys angemeldet wurden.
Ganz ohne Absagen ging es auch in diesem Jahr nicht. Eine geplante Veranstaltung wurde 2025 abgelehnt, da sie auf den Karfreitag fiel – einen gesetzlich geschützten Feiertag. Bereits 2023 hatte die Stadt eine Spontanparty untersagt, weil sie zu früh angezeigt worden war.
Beschwerden, Kontrolle und Müllentsorgung
Auf Nachfrage der Fraktion Die Linke teilte die Stadtverwaltung mit, dass keine statistische Erfassung von Beschwerden zu den Spontanpartys erfolgt. Laut René Rebensdorf, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Umwelt und Sicherheit, gingen in der Leitstelle jedoch vereinzelt Meldungen ein – meist wegen zu lauter Musik oder liegengebliebenem Müll. Verwundert darüber zeigte sich Marion Krischok. In den vergangenen Jahren habe es dazu immer Zahlen gegeben.
Um solchen Problemen vorzubeugen, sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vollzugsdienstes bei den angemeldeten Partys regelmäßig vor Ort. Sie sprechen mit den Veranstaltern, erinnern an die zulässige Lautstärke und daran, den eigenen Müll wieder mitzunehmen. Auch hier werden keine Statistiken über Verstöße geführt.
Einst war auch die Würfelwiese als Fläche für Spontanpartys vorgesehen. Aufgrund der räumlichen Nähe zur Altstadt und zahlreicher Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern hat die Stadt dort inzwischen jedoch ein Verbot ausgesprochen. Ganz anders die Situation auf der nahegelegenen Ziegelwiese: Hier hat sich das von der Stadt initiierte Projekt „ZiWi“ als Erfolg erwiesen, erklärt die Stadt. Marion Krischok regte aber an, noch einmal über diesen Standort nachzudenken.
„ZiWi“ – ein Konzept für friedliche Sommernächte
Das Projekt „ZiWi“ bietet seit mehreren Jahren eine feste Anlaufstelle für Feiernde auf der Ziegelwiese. In den Sommermonaten steht dort freitags und samstags zwischen 21 und 1 Uhr eine ausgewiesene Fläche zur Verfügung, auf der gefeiert werden darf, ohne Anwohner zu stören. Ziel ist es, Spannungen zwischen jungen Nachtschwärmern und Anwohnenden zu verringern und einen kontrollierten, aber offenen Begegnungsraum zu schaffen.
Vor Ort sind dabei Streetworker und das Ordnungsamt ansprechbar – eine Kombination aus sozialpädagogischer Begleitung und städtischer Aufsicht, die Konflikte frühzeitig entschärfen soll. Damit hat sich die Ziegelwiese zu einem Beispiel dafür entwickelt, wie durch Kooperation zwischen Verwaltung und Stadtgesellschaft gemeinsames Feiern im öffentlichen Raum gelingen kann.
Während das Jahr 2025 mit 19 Spontanpartys auf stabilem Niveau endet, blickt die Stadt Halle vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Ob die verlängerte Anmeldefrist das Konzept weiter stärkt oder eher bremst, wird sich im kommenden Jahr zeigen – wenn die Temperaturen wieder steigen und die nächste Partysaison beginnt.
Einfach nicht mitzählen, dann erkennt man auch keine Probleme und muss sich nicht kümmern.