Planwerk Innenstadt Süd-Ost sorgt für Kritik: Bürgerinitiativen warnen vor Beton, Lärm und Verlust an Lebensqualität

Es ist ein ambitioniertes Projekt mit weitreichenden Konsequenzen: Das Entwicklungskonzept „PLANWERK Urbane Innenstadt Süd-Ost“ steht am kommenden Mittwoch auf der Tagesordnung des halleschen Stadtrats. Nachdem der Planungsausschuss bereits einstimmig zugestimmt hat, soll nun das Stadtparlament über die geplante Umstrukturierung und Ausweisung eines sogenannten „Urbanen Gebiets“ entscheiden. Ziel: Eine umfassende Transformation eines großen Teils der südöstlichen Innenstadt, die sowohl Wohnen als auch Gewerbe, Dienstleistung und öffentliche Nutzung vereinen soll.
Das Vorhaben umfasst zentrale Areale wie den Riebeckplatz, das RAW-Gelände, Flächen östlich der Merseburger Straße, das Thüringer Bahnhofsumfeld sowie das Gründerzeitviertel zwischen Liebenauer, Lauchstädter, Huttenstraße und westlicher Merseburger Straße. Doch was die Stadtverwaltung als nachhaltig, grün und sozial bewirbt, stößt auf wachsenden Widerstand in der Bevölkerung.
Massive Kritik von Bürgerinitiativen: „Nicht nachhaltig, nicht zukunftsweisend“
In einer gemeinsamen Erklärung äußern sich die Bürgerinitiativen „Lauchstädter Straße“ und „Leben im Böllberger Weg“ deutlich kritisch. Sie warnen vor den negativen Auswirkungen einer flächendeckenden Ausweisung als Urbanes Gebiet, insbesondere für das Wohnquartier rund um die Liebenauer Straße. Ihrer Ansicht nach diene das Konzept in erster Linie Großinvestoren – nicht den Bürgerinnen und Bürgern.
„Die geplante Umwidmung ermöglicht eine deutlich dichtere und höhere Bebauung – mit bis zu 15-geschossigen Hochhäusern“, heißt es in der Stellungnahme der Initiativen. „Das führt zu einer spürbaren Verschlechterung der Wohn- und Lebensbedingungen.“
Dabei wird besonders kritisiert, dass durch die rechtlichen Rahmenbedingungen eines „Urbanen Gebiets“ laut Baunutzungsverordnung (BauNVO) deutlich höhere Lärm- und Versiegelungsgrenzen gelten: Bis zu 80 Prozent der Flächen dürfen versiegelt werden. Ein Zustand, der nach Meinung der Initiativen in Zeiten der Klimakrise mit zunehmender Hitzebelastung nicht tragbar ist.
Verkehr, Lärm, Versiegelung: Bürger fordern offene Debatte
Die Bürgerinitiativen fordern, dass das Planwerk nicht einfach durchgewinkt wird, sondern konkret und transparent auch die Schattenseiten beleuchtet: Verkehrsprobleme durch höhere Bevölkerungsdichte, Lärmbelastung durch gelockerte Grenzwerte, Gesundheitliche Risiken für Anwohner, Verlust von Grün- und Freiflächen, Widerspruch zum aktuellen Wohnraumbedarf.
Tatsächlich ist der Wohnraumbedarf in Halle derzeit moderat – ein Bevölkerungswachstum ist laut Prognosen nicht absehbar. Vor diesem Hintergrund stellen sich viele Bürger die Frage, wozu großflächig und hoch gebaut werden soll. Die Stadtverwaltung argumentiert mit der Schaffung städtebaulicher Orientierungspunkte und einer stärkeren Durchmischung von Wohnen und Arbeiten – doch das überzeugt nicht alle. Allerdings hatte die Stadtverwaltung in der Vergangenheit argumentiert, es fehle insbesondere hochwertiger Wohnraum.
Der Knackpunkt: Das Quartier Liebenauer Straße
Besonders umstritten ist die Einbeziehung des Gründerzeitviertels zwischen Liebenauer, Lauchstädter, westlicher Merseburger und Huttenstraße. Die Bürgerinitiativen sehen hier keinen Zusammenhang mit den industriell geprägten Flächen östlich der Merseburger Straße.
„Dieses gewachsene Wohnviertel hat einen völlig anderen Charakter. Die geplante Umwidmung in ein Urbanes Gebiet stellt einen tiefen Eingriff in bestehende Strukturen dar – und öffnet Tür und Tor für massive Nachverdichtung.“ Sie verweisen auf das parallel laufende Bebauungsplanverfahren Nr. 198 „Quartiersentwicklung Liebenauer Straße“, in dem bereits Einwände formuliert wurden. Die Stadt wolle nun mit dem Gesamtkonzept Fakten schaffen, noch bevor der Bebauungsplan beschlossen sei – ein Vorgehen, das auf massive Kritik stößt.
„Verlust an Lebensqualität“
Wir soll die denn gewesen sein?
„Tatsächlich ist der Wohnraumbedarf in Halle derzeit moderat – ein Bevölkerungswachstum ist laut Prognosen nicht absehbar. “
Das mag jetzt noch stimmen .. aber seit Jahren wächst die Region Leipzig Halle immer mehr zu einem Ballungsraum heran .. schon jetzt pendeln viele hin und her .. der Wohnraum in Halle wird noch längere Zeit günstiger als der in Leipzig sein. Ein Einwohner zuwachs ist in Halle sehr realistisch … hier sollte die Verwaltung die Entwicklung solcher Urbanen Gebiete forcieren. ist nun mal eine Stadt und kein Bauerhof ..
„pendeln viele hin und her“
Dieses (un)natürliche Verhalten bedingt logischer Weise zusätzlichen „Wohnraum“. Aber man muss diese bestimmte „Logik“ kennen, mit der hier argumentiert und gearbeitet wird.
Was ist daran unnatürlich? Wenn man in Halle günstiger und schöner Wohnen kann, warum sollte man nicht nach Leipzig pendeln? Es gibt auch Leute, die in der Altmark wohnen und 45 Minuten mit dem ICE nach Berlin zum Arbeiten fahren. Halle sollte von der Attraktivität Leipzigs ruhig profitieren.
Zur Entbürokratisierung gehört auch, weniger auf selbsternannte Experten und Initiativen zu hören.
Merkt euch das endlich!
Sonst bekommt ihr die AfD!
Flächendeckend!
Das Gegenteil davon ist was anderes.
„Schaffung städtebaulicher Orientierungspunkte “
So ein Blödsinn, dort ist ein Wasserturm, der ist historisch und schon immer eine Orientierung. Hochhäuser braucht es dort nicht und passen auch nicht rein in das Viertel. Da wird groß erzählt die Stadt für das Klima fit zu machen und im Viertel der Liebenauer Str. will man das Gegenteil. Welcher Konzern macht da Druck und welche Entscheider lassen sich einwickeln. Das geschieht bestimmt nicht für die Bürger.
Sie kennen noch nicht die BigSUV’s die demnächst im Land der Bildungsdödel auf den hiesigen Straßen für das Klima fahren werden. Hat unter Ferkel gefunzt, über März wird’s auch so!
Ach ja, der einzige Schlaue unter den Bildungsdödeln gibt seine Weisheiten zum Besten. Sehr informativ, vielen Dank.
naja .. bei licht betrachtet ist ein Hochhaus schon sehr effektiv , geringer flächenverbrauch, energieeffizient und wirtschaftlich auch für den erbauer
Hochhäuser braucht man ia nicht zum Orientieren, sondern zur Nutzung.
,,es fehle insbesondere hochwertiger Wohnnraum,,
Wem nutzt das, wenn man es sich nicht leisten kann. Es fehlt ja wohl, vorallem an sozialen Wohnraum.
Da wird mal wieder am Bürger vorbei entschieden.
Du kannst dir doch deinen jetzigen Wohnraum leisten?! Wo ist dein Problem?
„Besser für weniger“ hat nicht mal in der DDR funktioniert. Du musst dich mit deiner Situation anfinden oder etwas daran ändern. Einfach nur warten, dass es besser wird oder das sogar fordern oder selbst was zu tun, bringt dich nicht weiter. Aus dem Traum solltest du langsam erwachen.
Sozialwohnungen gibt es genug für euch. Südpark u.Silberhöhe.
Was hier gebaut werden soll ist ein Anspruch für uns. Punkt
Da haben diese Initiativen völlig Recht.
Niemand will noch in solche Wohnbunker ziehen, wie sie in Halle geplant werden. Wenn wir eines genug haben, dann ist das Wohnraum. Dass die Bevölkerungszahl schrumpft, darüber ist man sich auch weitgehend einig. Warum man dann noch mehr solch völlig stilloser Neubauviertel schaffen will und das auch noch kritiklos durchgewunken wird, erschließt sich niemandem. Haben denn diese Stadträte und Stadtplaner überhaupt kein Gefühl für Ästhetik oder was ein lebenswertes Umfeld ausmacht?
Dafür sind die neuen Wohnungen aber immer relativ schnell weg. Durch dieses Viertel sparen wir uns noch mehr Fläche am Stadtrand mit Einfamilienhäusern zu versiegeln. ´… und ob die Bevölkerung wirklich schrumpft wird sich zeigen.
Den Initiativen geht es selten um solche, das Gemeinwohl betreffende Interessen. Es geht ihnen vor allem um Veränderungen im Viertel, die „störend“ sind, weil es dann nicht mehr „schön“ ist.
Selbstverständlich brauchen wir infolge des Klimawandels weniger verbaute Grundfläche auf dem Land, denn diese ist nicht vermehrbar. Nur solche Flächen nehmen ausreichend Starkregen auf und sorgen für Kaltluftströme. Ohnehin wäre noch an die Vegetation zu denken.
Mir ist nicht ganz klar , Spieglein, wie Dir Kaltluftströme und Aufnahmeflächen von Starkregen wichtig sein können, du dies in der Stadt , die sich viel stärker und schneller als „das Land“ erwärmt und deren Abwasserinfrastruktur bei Starkregen schon jetzt stark überlastet ist, aber unwichtig findest. Im Bereich Liebenauer Str erheben sich – Gott sei Dank- einige Menschen vom Sofa, nicht weil es nur stört oder unschön ist. Es ist grob unvernünftig, stadtbildschädlich, stadtklimaschädlich, überdimensioniert, ….. (mir fällt noch einiges mehr ein )
„Spiegel der Realität“ hat völlig recht: Den Initiativen geht es in vielen Fällen tatsächlich primär um subjektive Vorstellungen von „Schönheit“ oder Störungen im Viertel, und weniger um objektive, das Gemeinwohl betreffende Interessen. Dass urbane Flächen ökologisch wichtig sind, ist unbestritten, ändert aber nichts daran, dass die konkreten Aktivitäten der Initiativen häufig nicht von wissenschaftlich begründeten Klima- oder Hochwasserschutzüberlegungen getrieben werden, sondern von der Wahrnehmung, dass Veränderungen „nicht schön“ oder „störend“ sind. Die Kritik, dass Kaltluftströme oder Versickerungsflächen in der Stadt relevant seien, verkennt den Kern der Aussage von „Spiegel der Realität“: Es geht hier um die Motivation der Initiativen, nicht um generelle städtische Klimafragen. Dass einige Bürger aktiv werden, liegt nach wie vor eher an ästhetischen Präferenzen als an Fachwissen zu Starkregen oder Kaltluftströmen.
Natürlich ist Versiegelung von Flächen vor allem im Umland problematisch: Dort sind Kaltluftströme und Starkregen-Aufnahmeflächen begrenzt und ökologisch besonders wertvoll. Diese Argumente greifen aber nicht direkt auf die urbanen Initiativen über, die sich vor allem lokal gegen Veränderungen wenden. Dass die Stadt ohnehin stärker erwärmt ist und die Infrastruktur bei Starkregen belastet, macht die Motivation der Aktivisten nicht ökologischer, sondern zeigt nur, dass ihr Handeln nicht fachlich begründet, sondern subjektiv getrieben ist. Mit anderen Worten: Auch wenn es im Umland sinnvoll ist, Versiegelung zu begrenzen und Kaltluftströme zu erhalten, ändert dies nichts daran, dass die Initiativen in der Stadt primär auf subjektive Störung oder „Unschönheit“ reagieren, genau wie „Spiegel der Realität“ es beschrieben hat.
Die „Initiativen“ können sich gerne ein eigenes „Traumviertel“ bauen. Vom eigenen Geld. Dann ist schnell Ruhe.
Die Bevölkerungszahlen schrumpfen, weltweit wahrscheinlich, und Wohnungen gibt es wie Sand am Meer. Alles klar 👍
Oh, die Idee ist gut. Das ist eine schöne Gegend. Wenn dort nach Modern Maßstäben gebaut wird, kann man ja endlich ein wenig Bevölkerung aus dem Getto Halle Neustadt umsiedeln.
Neu, modern, aufgeschlossen und somit ideal für Integration.
Klingt gut. Sicher werden dann auch viele Leute die in Leipzig Ost nichts finden, gern nach Halle pendeln.
Sie erfreuen sich dann an den schnellen und gut ausgebauten Straßen, nutzen die perfekte Anbindung an den Nahverkehr und heben ihr Geld in Zukunftszentrum und der Einkaufspassage vor Ort aus.
Ich finde, das klingt nach Zukunft.
Fakt ist: Die Lebensbedingungen werden sich durch die viel zu dichte Bebauung, Flächenversiegelung, rückwärtsgewandte Verkehrsplanung drastisch verschlechtern. Da reden wir noch nicht einmal über das architektonische Komplettversagen an den Standorten. Die Baumaßnahmen dienen auschließlich Investoren und dem Baukonzern und nicht der Bevölkerung, leider muss man es so drastisch ausdrücken – traurig aber wahr.
„zu dichte Bebauung“
Was ist an einer „zu hohen“ Bebauung „zu dicht“?
Sollen hohe Bebauungen in Zukunft in nur in den Dörfern errichtet werden?
Bitte kommentiere, wenn die weisst worum es geht. An der Liebenauer Strasse denkt man, hoch UND eng bau€n zu müssen. Wenn vieler Text nervt – es gibt auch Bilder 😉
Hohe Bebauung ist nicht automatisch dicht (siehe ältere Großwohnsiedlungen), in diesem Plan ist sie es aber (bis zu 80 % Flächenversiegelung).
Die stärkere Durchmischung von Wohnen und Arbeiten findet doch schon lange statt, nennt sich Home Office. 😉
Wenn sich deinen Lebensbedingungen dadurch verschlechtern, ziehe um.
Glücklicherweise liegt es manchen Menschen eher , für ein angenehmes, gesundes, vernünftiges Lebensumfeld zu AGIEREN als mit gesenktem Kopf und Flucht zu reagieren. Denk mal darüber nach – ( versuch es ! bitte)
Furchtbar. Und überall die billigen Papenburgschen Betonbunker mit diesen schmalen Schießschartenfenstern. Dagegen ist Halle Neustadt ein architektonisches Kleinod. Ästhetisch und städtebaulich ein Verbrechen und völlig unnötig.