“Bin Opfer einer Schnapsidee”: Anwohnerin der Anton-Wilhelm-Amo-Straße fordert Rückbenennung in Universitätsring
Die Debatte um die Umbenennung eines Teils des Universitätsrings in Halle (Saale) in Anton-Wilhelm-Amo-Straße spitzt sich anderthalb Jahre nach dem Stadtratsbeschluss wieder zu. Anwohner*innen kritisieren die Entscheidung nicht nur aus praktischen Gründen – auch die historische Grundlage der Umbenennung wird von ihnen durch neueste Veröffentlichungen zunehmend infrage gestellt.
Die Straße wurde nach Anton Wilhelm Amo benannt, dem ersten bekannten afrikanischen Philosophen, der im 18. Jahrhundert an deutschen Universitäten, unter anderem in Halle, wirkte. Die Umbenennung wurde seinerzeit mit dem Wunsch begründet, postkoloniale Gedenkkultur sichtbar zu machen und ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Doch aktuelle historische Forschungen stellen dieses Narrativ in einem neuen Licht dar.
“Amo war kein Opfer”
Zu den lautstärksten Kritikern der Umbenennung gehört Silke Liebmann, eine Anwohnerin der Anton-Wilhelm-Amo-Straße. In einer emotionalen Stellungnahme im Hauptausschuss sagte sie: “Amo war kein Opfer. Aber ich bin ein Opfer einer Schnapsidee von Mitgliedern des Stadtrats, die Straße umzubenennen.”
Liebmann berichtet von erheblichen Problemen im Alltag: Ihre Adresse sei in Navigationssystemen und Lieferdiensten nicht auffindbar, Post und Pakete würden nicht zugestellt, Mahnungen häuften sich. “Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert, wenn Ortsfremde beim Rettungsdienst tätig sind”, warnte sie. Ihre Forderung an den Stadtrat ist klar: “Geben Sie den Bürgern so schnell wie möglich ihren alten Namen zurück.”
Verwaltung sieht Verantwortung beim Stadtrat
Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt wies die Verantwortung der Stadt für die entstandenen Probleme von sich: Die Stadtverwaltung sei für die praktischen Unannehmlichkeiten nicht verantwortlich. Eine Rückbenennung der Straße sei prinzipiell möglich, jedoch ausschließlich Sache des Stadtrats.
Carsten Heym (AfD) nutzte die Gelegenheit für Kritik an den damaligen Initiatoren der Umbenennung. Er forderte, dass jene politischen Kräfte, die sich einst “vehement für die Umbenennung gekämpft haben, sich nun auch so für die Anliegen der Einwohner einsetzen.”
Linke und Grüne halten an Entscheidung fest
Trotz der zunehmenden Kritik stehen Vertreterinnen der linken Ratsmehrheit weiterhin hinter der Entscheidung. “Wir stehen nach wie vor zu der Entscheidung,” erklärte Katja Müller (Die Linke). Auch Melanie Ranft (Bündnis 90/Die Grünen) sprach sich erneut für die Umbenennung aus – trotz der damit verbundenen Probleme für Anwohnerinnen und Anwohner.
Historische Grundlage bröckelt
Zusätzlichen Zündstoff bekommt die Diskussion durch eine neue Veröffentlichung des renommierten Historikers Michael Zeuske. In einem Gastbeitrag in der Berliner Zeitung argumentiert der Professor des Center for Dependency and Slavery Studies der Universität Bonn, dass Amo “fälschlicherweise als Opfer von Versklavung gilt.”
Zeuske stützt sich auf zwei bislang wenig beachtete Dokumente aus dem Archiv der ehemaligen Zweiten Westindischen Compagnie (WIC) in Den Haag. Sie zeigen, dass Amo im Jahr 1746 – nach dem Tod seines Dienstherrn, des Herzogs von Braunschweig – erfolgreich um eine kostenlose Rückfahrt nach Westafrika bat. Bereits 1707 war Amo mit einem Schiff der WIC nach Europa gekommen.
Für Zeuske ist dies ein klarer Beleg dafür, dass Amo keineswegs ein versklavter Mensch war. “Welcher Sklave oder ehemalige Sklave, späterer Philosophie-Professor hin oder her, konnte darum bitten, ohne etwas zu bezahlen von Europa nach Westafrika per Schiff transportiert zu werden? Richtig: keiner – völlig unmöglich,” schreibt Zeuske. Seine Schlussfolgerung: Amo gehörte sowohl in Europa als auch in Afrika vermutlich elitären Kreisen an – und war keineswegs ein Opfer kolonialer Gewalt.
Symbolpolitik ohne Substanz?
Die Enthüllungen stellen das moralische Fundament der Umbenennung infrage. Kritiker sprechen von Symbolpolitik ohne faktische Grundlage. Während die Stadt Halle sich mit ihrer Entscheidung seinerzeit in eine Reihe mit Berlin stellte – dort wurde die „Mohrenstraße“ ebenfalls in Anton-Wilhelm-Amo-Straße umbenannt –, wirkt die Grundlage der Ehrung nun brüchig.
Ob es zu einer Rückbenennung kommt, bleibt unklar. Der Druck auf die Kommunalpolitik wächst, nicht nur aufgrund der praktischen Herausforderungen für Anwohner, sondern auch wegen der zunehmend differenzierten Sicht auf die historische Figur Anton Wilhelm Amo.













Das ist ein schwaches Argument. Warum sollte man den ersten schwarzen Philosophen Europas nicht ehren, nur weil er vielleicht doch kein Sklave war?
Weil er aber vielleicht aus einem Sklavenhändlerumfeld stammt?
Frag mal ChatGPT nach ihm.
ChatGPT ist keine zuverlässige Wissensquelle. LLMs versuchen es oft dem Fragesteller recht zu machen und gelegentlich füllen sie ihre Informationslücken mit Halluzinationen.
Warum sollte man ihn wegen seiner Hautfarbe, für die er nichts kann, ehren?
In diesem Fall steht die Hautfarbe für die Region seiner Herkunft (was heute bekanntlich nicht mehr zuverlässig stimmt). Ich hätte auch schreiben können: der erste Philosoph in Europa, der aus einer Weltgegend südlich der Sahara stammt (denn nördlich der Sahara gab es schon viel länger einen regen Wissensaustausch und Personenverkehr übers Mittelmeer).
Also jemanden aufgrund der (ethnischen) Abstammung anders zu behandeln ist ja per se schon irgendwie Rassismus aber wenn der Professor richtig liegt war er nicht nur kein Sklave, sondern aus dem Kreise der Sklavenhändler. Wenn Linke und Grüne nicht nur hinter der ersten Entscheidung nach Herkunft stehen, sondern es jetzt betonen, dass sie nach aktuellen Erkenntnissen noch immer dabei sind, zeigt es zumindest. dass es damals kein Zufall war sondern ein generelles Problem. Was jetzt bei den Parteien auch kein Wunder ist.
Noch kein dämlicher Hetz Kommentar vom @J….komm trau dich es kommt doch die AFD im Artikel vor!
Es sollten grundsätzlich keine Straßen nach Personen benannt werden. Es gibt genug neutrale Begriffe .. Lindenstraße, Uferweg u.s.w. … Dann muss man nicht nach jeder Wahl Straßen umbenennen, nur weil gerade jemand anders wen toll findet … Menschen kann man auch auf andere Weise ehren. Zumal diese Ehrung ja ebenfalls oft vom „Sieger“ abhängt.
„Es sollten grundsätzlich keine Straßen nach Personen benannt werden.“
J,
der Meinung bin ich mittlerweile auch.
oder politisch motiviert sein. Straße der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft findet man auch heute noch, was sehr markaber ist… Wobei die Freundschaft an sich nicht das Problem ist, eher ein Zahl von Führern, die diese Freundschaft zerstört haben.
Ich fordere eine namentliche Auflistung der Ja-Stimmen und der Nein-Stimmen, sofern es möglich ist.
Ganz einfach: Das waren die Vertreter der Fraktionen MitBürger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, DIE LINKE und SPD. Diese haben gemeinschaftlich diese Umbenennung gefordert und durch ihre Stimmen auch beschlossen. Kann man auch beim Team Ratsangelegenheiten anfragen.
>>durch ihre Stimmen auch beschlossen. Kann man auch beim Team Ratsangelegenheiten anfragen.<<
Hast Du noch nie gemacht, sonst wüsstest Du, was da als Antwort kommt.
Nennt sich Demkratie. Die gewählte Mehrheit hat entschieden. Einfach bei der nächsten Wahl nicht mehr das Kreuz dort setzen.
Und was bringt dir das? Willste dann Straftaten begehen oder andere dazu ermutigen?
Fordern kannst du …Soll das dbh für dich machen, oder an wen richtest du die Forderung?
Das Straßenschild fehlt seit kurzem. Das macht natürlich eine Zustellung von Paketen nicht einfacher.
Und ?
Die Entscheidung ist schon eine Weile her. Seitdem wurde der Stadtrat bereits neu gewählt. Kann dich also bisher nicht so brennend interessiert haben. Wohnst du überhaupt in Halle?
Schon das Zitat der Bürgerin “Bin Opfer einer Schnapsidee” zeigt doch, dass leider offenbar überhaupt keine Bereitschaft bei einigen besteht, sich reflektiert mit Amo auseinanderzusetzen. Ging es bei der Umbenennung nur darum, dass Amo „Opfer“ war? Auch wenn er kein „Sklave“ war, eingebunden in koloniale Strukturen war er zweifellos. Aber viel wichtiger: Er war der erste bekannte Philosoph afrikanischer Herkunft in Deutschland, der in Halle, Jena und Wittenberg lehrte und in Deutschland promovierte. Das ist doch eine Auszeichnung wert, oder? Es ist spektakulär, interessant und außergewöhnlich… und Halle könnte auch auf diese Tradition stolz sein. Es geht um eine einzige Straße!
Stattdessen lese ich von „erheblichen Problemen im Alltag“ und na klar, vielleicht kommt dann möglicherweise der Rettungsdienst einfach nicht mehr, weil er die Straße nicht findet… Bei allem Verständnis für praktische Folgen, die es sicher gibt, und den damit verbundenen Ärger einer Straßenumbenennung: Geht es irgendwie mal eine Nummer kleiner, reflektierter und – sorry – weniger peinlich?
Recht hast du.
Das Vorgehen bei Straßenbenennungen ist in der Regel die, dass neue Straßen dafür verwendet werden. Das hätte man ja hier auch erwägen können, dann wären die praktischen Probleme nicht gekommen.
Die Ehrung in der Uni ist doch dann ausreichend @ Tyler
Dann sollen genannte Stadträte , welche zu der Entscheidung in Anton Wilhelm Arno , stehen , auch die Kosten der Anwohner bzw.deren Unannehmlichkeiten übernehmen ! Bin mal gespannt ,wer von den Herschaften ,wenn überhaupt einer/eine , den Finger hebt und deren Kosten freiwillig übernimmt .
Gilt das auch für alle anderen Entscheidungen von Stadträten? Ich zweifle ein wenig, ob du verstehst, wie Politik funktioniert.
Lasst Grüne und Linke nie an Straßenumbenennungen ran, die gehen total in die Hose.
Denen sind die eigenen Bürger total egal, das überträgt sich von Berlin auch auf Halle.
Interessant wäre ja, wenn man mal alle Anwohner der Adresse fragen würde. Eine einzelne Person, die es nun irgendwie dubisthalle bewegen konnte, ihr Leid öffentlich zu machen, ist nun nicht wirklich überzeugend.
Der Fall zeigt aber auf spannende Weise wie Historiker versuchen sich zu profilieren. Das ist hier sehr gut dargestellt und lesenswert – was es da für gegensätzliche aber auch gleiche Ansichten gibt:
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/historikerstreit-ueber-anton-wilhelm-amo-obsessiv-rechthaberisch-und-untereinander-unkooperativ-li.2361482
Die historische Wahrheit ist viel komplexer und wird dann wiederum in der politischen Ausschlachtung des ganzen Themas sehr unterkomplex dargestellt. Da zitiert dann jeder den Historiker, der mit irgendeiner Aussage die eigene Meinung stützt. Und selbst dabei wird dann wieder verkürzt und verzerrt.
Was scheinbar klar scheint und von allen mehr oder minder getragen wird: Er war kein Sklavenhalter (wie tatsächlich jetzt manche behaupten), er war aber auch wahrscheinlich kein gewöhnlicher Sklave. Was ganz sicher ist: er war der erste schwarze Professor an einer deutschen Uni und er beschäftigte sich als Solcher bereits am Anfang des 18 Jahrhunderts wissenschaftlich mit der Rechtsstellung schwarzer Menschen im Europa der damaligen Zeit, die damals weitgehend rechtlos waren. Ich finde es daher völlig verständlich und nachvollziehbar, dass er mit einem Straßennamen in unmittelbarer Nähe zu seinem Wirkungsort geehrt wird. Letztendlich ist das auch einfach eine politische Entscheidung und es gab dafür eine Mehrheit im Stadtrat. Wenn es nun eine Mehrheit geben sollte, das wieder zu ändern, dann wäre es halt so. Aber das Zeichen das dabei nach außen dringen würde für den Wissenschaftsstandort Halle, wäre nicht gerade ein sehr modernes-weltoffenes.
Mit der Umbenennung stirbt ein Stück „Geschichte“
Wie kann man nur den Universitätsring umbenennen.
Verstehe so langsam immer mehr ,wieso die Leipzig Halle auslacht.
Niemand benennt den Universitätsring um, informier dich bitte. Lediglich die kleine Nebenstraße vom Uniring zum Weidenplan wird umbenannt. Und das ist auch keine Geschichte – früher hieß die Straße „Alte Promenade“. Erst 1927 wurden Teile davon umbenannt in Universitätsring.
Und keine Ahnung, wer dich aus Leipzig auslacht …
Der Universitätsring existiert nach wie vor. Du verstehst nicht sehr viel.
Es ist halt auch nur ein Straßenname, dann noch von einem kleinen Teilstück was geändert wurde. Da ist der Aufwand bei einem Umzug deutlich größer als bei einer Umbennenung der Straße. Klingt eher nach Leuten die generell ein Problem mit Amo haben, als mit der Umbenennung an sich.
Daa selbe Theater wie dereinst in der Phillipp Müller Straße. Auch da gab es massiv Kosten und Unannehmlichkeiten für Anwohner und vor allem Gewerbetreibende.
Damals musste die SPD unbedingt Willy Brandt in Szene setzen. Bezahlt haben die Genossen aber nicht eine einzige Visitenkarte die nun völlig wertlos geworden ist
Ich glaube dass eine neue Straße in einem Erschließungsgebiet sicher diesen Namen gern bekommen hätte. Oder den Amos…, man aber endlich aufhören muss irgendwelche Denkmäler aus Geltungssucht an den Menschen vorbei durch Umbenennung zu schaffen.
Womit soll man sich denn sonst beschäftigen, wenn in der Stadt alles perfekt läuft – Ironie ende. Es gibt eben Leute, die versuchen mit solchen Dingen, von den eigentlicheb Problemen abzulenken.
Danke! (Keine Ironie!)
>>Ihre Adresse sei in Navigationssystemen und Lieferdiensten nicht auffindbar, Post und Pakete würden nicht zugestellt, Mahnungen häuften sich. “Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert, wenn Ortsfremde beim Rettungsdienst tätig sind”,<<
Die Frau ist eine Populistin und hat es gut geschafft sich zu profilieren.
Kein einziger gepflegter Maps oder Streetdienst, incl. Google.maps und Opensreetview fällt dadurch auf die Adresse nicht zu kennen.
Nun nochmal drüber nachdenken, welcher Dienst welche Kartendienste nutzt.
Und Rettungsdienste können sich auch verirren, wenn sie nicht "ortsfremd" sind.
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/chemnitz/brand-erbisdorf-marienberg/brand-panne-leitstelle-clausnitz-rechenberg-bienenmuehle-100.html
Noch als Ergänzng:
Ich habe Post aus der Verwaltung dieser Stadt auch erst nach 14 Tagen bekommen und Post mit Terminen die bereits seit 14 Tagen abgelaufen waren.
Und das in einer Strasse die schom immer so heißt.
Wenn Sie die Rechnungen nicht bekommt, aber Mahnungen sich häufen, ist vielleicht was anderes falsch.
Es ist also KEIN Problem des Strassennamens.
M.E: weiß die gute Frau das auch. Nur weil irgendeiner irgendwas aufgeschrieben hat, wird hier versucht Stimmung zu machen.
Passt ja grad so gut zur Diskussion ums Stadtbild.
Ich hoffe, dass die Verwaltung nicht noch unnütz Personal dafür investiert.
Da gibt es wichtigere Aufgaben!
“Wir stehen nach wie vor zu der Entscheidung,” erklärte Katja Müller (Die Linke). Auch Melanie Ranft (Bündnis 90/Die Grünen) sprach sich erneut für die Umbenennung aus “
Nicht einmal eine genauere Prüfung der Angelegenheit wird von diesen Fraktionen in Betracht gezogen. Das kenne ich auch aus DDR Zeiten.
Schämt Euch – Vertreter der Fraktionen MitBürger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, DIE LINKE und SPD. Die Umbenennung eines Teils des Universitätsrings in „Anton-Wilhelm-Amo-Straße“ ist kein Akt historischer Gerechtigkeit, sondern ein Paradebeispiel ideologischer Selbstinszenierung. Unter dem Vorwand, Amo zu ehren, wurde ein traditionsreicher Name geopfert, um ein politisch-theologisches Zeichen zu setzen. Die Bürger wurden dabei weder ernsthaft beteiligt noch gehört – sie dienten bestenfalls als Statisten einer moralischen Inszenierung. Diese „Ehrung“ hat weniger mit Amo selbst zu tun als mit dem Bedürfnis dieser Entscheidungsträger, sich als moralische Lehrmeister aufzuspielen. Ergebnis: Statt gelebter Aufarbeitung bekommen wir Bevormundung und symbolische Umerziehung.