Jubiläum bei der „Pioniereisenbahn“: Die Parkeisenbahn auf der Peißnitz feiert bis Sonntag ihren 65. Geburtstag – OB Vogt sieht hier den Beginn seiner Leidenschaft für die Eisenbahn

Es ist eine der liebenswertesten Traditionen der Stadt Halle: Die Parkeisenbahn auf der Peißnitzinsel feiert ihr 65-jähriges Bestehen. Seit dem 12. Juni 1960 rollen hier Züge durch das grüne Naherholungsgebiet – anfangs als „Pioniereisenbahn“, heute als fester Bestandteil des kulturellen Lebens und der Freizeitgestaltung in Halle.
Zur feierlichen Eröffnung des Jubiläumswochenendes erinnerte Halles Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt an seine eigene Kindheit: „Ich bin als Junge regelmäßig mit der Pioniereisenbahn gefahren. Diese Erlebnisse haben meine Leidenschaft für die große Eisenbahn geweckt.“ Vogt, der später selbst viele Jahre beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen tätig war, sieht seine Karriere im Bahnsektor eng mit diesen ersten Erlebnissen auf der Peißnitz verknüpft. Auch familiär war das Interesse an der Bahn vorgeprägt: Sein Vater war bei der damaligen Reichsbahndirektion tätig. „Am Wochenende sind wir dann oft zur Pioniereisenbahn – für mich war das ein Abenteuer und der Beginn eines Lebensweges.“
Ein Stück Stadtgeschichte auf 2,3 Kilometern Gleis
Was einst als kleine Attraktion für Kinder begann, ist heute eine Institution mit jährlich bis zu 100.000 Fahrgästen. „Mehr als 2,3 Kilometer Schienen führen durch unser grünes Naherholungsgebiet und verbinden Generationen miteinander“, so Vogt. Die Parkeisenbahn sei ein Ort, an dem Vergangenheit und Zukunft, Spiel und Verantwortung, Ehrenamt und professionelle Betriebsführung harmonisch zusammenkommen.
Doch dieser Weg war nicht frei von Hindernissen. Besonders das Jahrhunderthochwasser im Juni 2013 stellte einen dramatischen Einschnitt dar: Infrastruktur und Fahrzeuge wurden stark beschädigt, der Betrieb musste eingestellt werden. Die Frage, ob es überhaupt weitergehen könne, stand plötzlich im Raum.
Solidarität in der Krise
Es war ein Kraftakt der Stadtgesellschaft, der Verein der Parkeisenbahnfreunde, zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfer sowie die Hallesche Verkehrs AG (HAVAG), die gemeinsam die Parkeisenbahn wieder auf die Schienen brachten. Bereits wenige Monate nach der Katastrophe konnte ein provisorischer Fahrbetrieb aufgenommen werden. Oberbürgermeister Vogt betonte die Bedeutung dieses Zusammenhalts: „In der Krise zeigte sich, was wir gemeinsam leisten können.“
Die Stadt Halle stellte im April 2014 einen Antrag auf Fluthilfe beim Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt. Auf Grundlage der entsprechenden Förderrichtlinien wurden Mittel für die Sanierung und Sicherung der Anlage bewilligt. Diese ermöglichten eine umfassende Wiederherstellung – und vor allem eine zukunftssichere Planung.
Technik für die Zukunft – Hochwasserschutz inklusive
Von Beginn an wurde der Wiederaufbau so gestaltet, dass zukünftige Hochwasserereignisse weniger Schaden anrichten können. In den Stellwerken an den Bahnhöfen Peißnitzbrücke und Schwanenbrücke wurde die Technik in obere Stockwerke über der höchsten bekannten Hochwasserlinie verlagert. Auch Steuer- und Signalkabel wurden entsprechend hoch verlegt. Eine mobile Gleisrampe ermöglicht heute die schnelle Evakuierung der Fahrzeuge, ganz ohne schweres Gerät.
Die Instandsetzungsmaßnahmen umfassten:
- Sanierung aller Gebäude der Parkeisenbahn, darunter zwei Bahnhöfe und zwei Haltepunkte
- Reparatur beschädigter Gleisabschnitte und Gleisüberfahrten
- Erneuerung der Leit- und Sicherungstechnik in den Stellwerken
- Wiederherstellung der Haustechnikanlagen, einschließlich Elektro- und Sanitärinstallationen
Mit dieser Infrastruktur ist die Parkeisenbahn heute besser ausgestattet als so manches europäische Eisenbahnsystem. Oberbürgermeister Vogt scherzte während seiner Rede: „Unsere Technik ist moderner als die Eisenbahn in Bulgarien oder Rumänien – und das ist kein Witz!“
Wo kleine Lokführer Verantwortung lernen
Neben der technischen Modernisierung bleibt das Herzstück der Parkeisenbahn jedoch der Mensch – genauer gesagt: die Kinder. Der Betrieb wird maßgeblich von 25 engagierten Jungen und Mädchen mitgetragen. Sie verkaufen Fahrkarten, betätigen Schranken, kümmern sich um die Fahrgastabfertigung und helfen bei der Zugregelung. Sebastian Hoffmann, Vorsitzender des Vereins der Parkeisenbahnfreunde und selbst seit 31 Jahren aktiv, ist stolz: „Ohne die Kinder geht gar nichts. Sie sind das Rückgrat unseres Wochenendbetriebs.“
Die Arbeit an der Parkeisenbahn vermittelt jungen Menschen nicht nur ein Gefühl für Technik, sondern auch Verantwortungsbewusstsein und Teamgeist. „Das sind Werte, die unsere Gesellschaft dringend braucht“, unterstreicht Vogt. Die Parkeisenbahn sei damit weit mehr als nur Nostalgie – sie sei gelebte Bildung und soziale Integration in einem pädagogischen Rahmen.
HAVAG: Herzblut und Professionalität
Die Hallesche Verkehrs AG (HAVAG) stellt den Betriebsleiter und sorgt für den zuverlässigen Betrieb. HAVAG-Vorstand Vinzenz Schwarz lobte das Engagement seiner Mitarbeitenden: „In diesem Projekt steckt viel Herzblut. Es ist uns ein Anliegen, diese Freizeiteinrichtung für die Menschen der Stadt zu erhalten.“
2022 wurde der Vertrag zwischen der Stadt und der HAVAG einstimmig vom Stadtrat verlängert – ein Zeichen für das Vertrauen in die bewährte Zusammenarbeit. Als Anerkennung für das unermüdliche Engagement des Vereins übergab die HAVAG einen Präsentkorb und einen Restaurantgutschein über 500 Euro an Sebastian Hoffmann.
Auf in die nächsten 65 Jahre
Nach den aufwendigen Sanierungen blickt die Parkeisenbahn nun optimistisch in die Zukunft. Die Infrastruktur ist modernisiert, die Technik hochwassersicher, der Nachwuchs engagiert und motiviert. „Wir sind bereit für die nächsten 65 Jahre“, sagt Hoffmann mit einem Lächeln.
Und wer an einem sonnigen Wochenende über die Peißnitzinsel spaziert, wird sie hören: das Pfeifen der Lok, das Rattern der Waggons, das Lachen der Kinder – Geräusche, die zeigen, dass Geschichte lebendig geblieben ist.
Eine Überraschung gab es noch von den Kindern der Kita „Schlumpfen-Eck“ aus dem Mühlweg. Sie brachten selbstgezogene Setzlinge von Sonnenblumen vorbei. Denn vor der Sanierung blühten vor dem Gebäude immer Sonnenblumen und sollen es auch künftig wieder.
Zum 65. Geburtstag der Bahn lädt der Betreiberverein zu einem bunten Festwochenende vom 12. bis 15. Juni 2025 ein:
- Führerstandsmitfahrten (Samstag & Sonntag, je 1 € p.P.): Wer immer schon mal wissen wollte, wie es sich vorne in der Lok anfühlt, darf hier mitfahren.
- Lokschuppen-Besichtigung (Samstag & Sonntag): Technik zum Anfassen – mit Einblicken in Wartung und Geschichte.
- Digitale Modellbahnanlage (Freitag bis Sonntag): Für Modellbau-Fans jeden Alters.
- Modellbahnanlage der AMC Bernburg (Samstag &I Sonntag): Gäste aus der Region präsentieren ihre Schauanlage.
- Imbiss & Getränke (Freitag bis Sonntag): Für das leibliche Wohl ist gesorgt.
- Sonderfahrbetrieb an vier Tagen
Auch der Fahrplan ist zum Jubiläum etwas Besonderes
- Donnerstag, 12.06.: 13–18 Uhr – regulärer Fahrbetrieb
- Freitag, 13.06.: 13–19 Uhr – Zwei Züge im Wechselbetrieb, erstmals auch in Gegenrichtung
- Samstag, 14.06.: 11–19 Uhr – Drei Züge fahren gleichzeitig in Gegenrichtung
- Sonntag, 15.06.: 10–18 Uhr – Drei Züge im Regelbetrieb
Fahrkarten sind zum gewohnten Regeltarif erhältlich. Eine Reservierung ist nicht notwendig.
























Glückwunsch den leidenschaftlichen Eisenbahnern. Ich war zu DDR Zeiten auch dabei! Die Hilfe und Unterstützung vom ehemaligen RAW war sehr gut!
Weiter so Jungs
Über seine Kindheit und Vergangenheit zu reden, scheint für Vogt eine Bewältigungsstrategie zu sein, so oft, wie das in öffentlichen Äußerungen von ihm vorkommt. 🤔
Schon sehr Werbewirksam von Frau Yvonne Krause (Freie Wähler) und ihrem „Schlumpfen-Eck“ bei der Jubiläumsfeier mit vorne dabei zu sein. Andere Kitas waren nicht von der Partie. Aber man muss eben als Stadtrat immer das Beste für sich heraus holen, das war bei einem anderen, kürzlich verstorbenen Stadtrat nicht anders. Auch da ging es immer nur darum die Maxime für sein Projekt zu bekommen – da flossen Fördergelder aus verschiedenen Richtungen…
Hört man da Neid raus?
„Oberbürgermeister Vogt betonte die Bedeutung dieses Zusammenhalts: „In der Krise zeigte sich, was wir gemeinsam leisten können.““
Wo war er denn, als wir zusammengehalten haben?