Jubiläen bei den Freiwilligen Feuerwehren Dölau und Lieskau – Festumzüge zogen durch die Ortschaften

Die Freiwillige Feuerwehr Dölau hat ein besonderes Jubiläum gefeiert: Seit 120 Jahren leisten die Kameradinnen und Kameraden ehrenamtlichen Dienst am Nächsten – und das mit Stolz, Engagement und einem starken Gemeinschaftsgeist. Fast ein Drittel dieser langen Geschichte ist eng mit einem Namen verbunden: Mario Tacke. Seit 1987 führt er die Wehr als Ortswehrleiter an – so lange wie kein anderer in Halle (Saale).
„Mario hat es geschafft, diese Feuerwehr beisammen zu halten“, sagte Halles Feuerwehrkommandant Daniel Schöppe im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten. Tacke habe es verstanden, über Jahrzehnte hinweg Teamgeist und Kameradschaft zu fördern, und dabei jeden in seiner Individualität zu respektieren. „Ich habe meine Leute hin und hergeschubst, so wie das auch sein muss – jeden nach seinen Bedürfnissen“, fasste Tacke selbst augenzwinkernd zusammen. Denn so verschieden wie jeder einzelne Klinker an der Fassade des Gerätehauses, so verschieden seien auch die Mitglieder seiner Wehr. „Jeder hat seinen eigenen Charakter, jeder hat seine eigene Art.“ Die Kunst sei es, daraus eine Gemeinschaft zu formen. „Und ich denke mal, das ist mir ganz gut gelungen.“
Ein Blick zurück: Die Anfänge im Feuergehorsam
Die Geschichte der Feuerwehr Dölau ist reich an Veränderungen – das zeigte Heimatforscher Thomas Wissenbach in einem historischen Rückblick auf. Vor der offiziellen Gründung im Jahr 1905 unterlagen alle männlichen Einwohner des damaligen Saalekreis-Dorfes dem sogenannten „Feuergehorsam“. Gesetzlich war festgelegt, dass sich alle Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren bei Bränden mit eigener Ausrüstung unverzüglich am Brandort einzufinden hatten. Handwerksmeister waren zusätzlich verpflichtet, Werkzeuge wie Äxte, Schaufeln oder Leitern mitzubringen. Eine Weigerung konnte sogar den Entzug der Gewerbegenehmigung bedeuten. Um die Motivation zu erhöhen, lobte man Geldprämien für jene aus, die mit vollen Wasserfässern und Pferdefuhrwerken als Erste eintrafen – denn motorisierte Fahrzeuge gab es damals noch nicht.
Trotz all dieser Maßnahmen zeigte sich bald, dass sie nicht ausreichten. 1820 wurde Dölau von einem verheerenden Großbrand erschüttert, der einen Großteil der Häuser zerstörte. Mit der einsetzenden Industrialisierung wuchs nicht nur die Einwohnerzahl, sondern auch die Gefahrenlage: Die Kaolinwerke mit ihren hohen Schornsteinen, die neue Halle-Hettstedter Eisenbahnlinie und der Bau mehrstöckiger Gebäude machten einen strukturierten Brandschutz notwendig.
Um 1900 schaffte die Gemeinde schließlich eine Handspritzpumpe an – bedient von vier Personen. 1905 gründeten 13 Dölauer Bürger offiziell die Freiwillige Feuerwehr. „Es war eine der ersten Freiwilligen Feuerwehren des Saalkreises“, erklärte Wissenbach. Die ersten Geräte waren in einer kleinen Garage untergebracht, die zwischen zwei Bauernhöfen lag. Doch mit der Zeit reichten diese Verhältnisse nicht mehr aus – besonders nicht, nachdem Dölau als eines der ersten Dörfer im Saalkreis eine Motorspritze erhalten hatte. Ein neues Gerätehaus wurde daraufhin im Bereich Am Brunnen / Am Hügel errichtet. Auch dieses platzte irgendwann aus allen Nähten. 2018 wurde es abgerissen, um einem modernen Neubau Platz zu machen. Seit 2021 ist das neue Gerätehaus in Betrieb.
„Wir sind auch ein bisschen stolz auf den Bau, der hier entstanden ist“, sagte Tacke rückblickend. Die modernen Bedingungen verbesserten die Einsatzfähigkeit der Helferinnen und Helfer erheblich.
Großer Festumzug zum Jubiläum
Der Festtag begann am Morgen mit einem eindrucksvollen Festumzug, angeführt von der Schalmeienkapelle Crüchern. Zahlreiche befreundete Wehren aus Halle, dem Saalekreis und darüber hinaus waren angereist – sogar eine Abordnung aus Eisleben war vertreten. Auch das Deutsche Rote Kreuz war mit von der Partie.
Beim Umzug präsentierten sich nicht nur aktuelle Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr – auch historische Fahrzeuge wurden bestaunt. Besonders stach der IFA S4000 der Ammendorfer Wehr ins Auge. Vertreter der Gastwehren überbrachten dem Dölauer Jubilar Geschenke, darunter ein Feuerkorb von der Partnerwehr aus Karlsruhe-Neureut. Im Gegenzug überreichte die Dölauer Feuerwehr allen teilnehmenden Wehren eine eigens angefertigte Jubiläumsmedaille – ein Zeichen der Wertschätzung und der gewachsenen Verbindungen über viele Jahre.
Auch aus der Lokalpolitik war prominente Unterstützung vertreten: Die Dölauer Stadträte Andreas Wels, Jan Riedel und Melanie Ranft begleiteten den Festumzug und gratulierten der Feuerwehr persönlich.
Nachwuchs, Musik und ein Fest für alle
Im Anschluss an den Umzug bot die Feuerwehr Dölau ein buntes Tagesprogramm, das bis in die Abendstunden andauerte. Besonders viel Beifall erhielten die Nachwuchshelfer der Kinder- und Jugendfeuerwehr, die in Vorführungen ihr Können unter Beweis stellten. Livemusik sorgte für gute Stimmung und ein geselliges Miteinander auf dem Festgelände.
Doch nicht nur Dölau hatte an diesem Wochenende Grund zum Feiern: Auch im benachbarten Lieskau wurde ein Feuerwehrjubiläum begangen – dort feierte man das 100-jährige Bestehen der örtlichen Wehr. Auch hier zogen Festumzüge durch den Ort, begleitet von Livemusik, Auftritten von Karnevalisten und Linedancern – den krönenden Abschluss bildete ein großes Feuerwerk.
120 Jahre Einsatz mit Herz und Verstand
Die Jubiläumsfeier in Dölau war mehr als nur ein Rückblick auf vergangene Jahrzehnte – sie war ein lebendiger Ausdruck gelebter Kameradschaft, Engagements und Zusammenhalts. Mario Tacke, der seit fast 37 Jahren an der Spitze der Wehr steht, fasste es am Ende selbst treffend zusammen: „Zwar ist die Feuerwehr eine große Gemeinschaft. Aber jeder bringt etwas Eigenes mit. Und meine Aufgabe war es, daraus etwas Ganzes zu formen.“ Dass ihm dies gelungen ist, davon zeugen nicht nur die Worte seiner Kameraden, sondern auch das Vertrauen, das ihm über all die Jahre bei jeder Wahl erneut ausgesprochen wurde. Denn der Wehrleiter wird aus der Runde der Mitglieder gewählt.





















Dank an alle FFW !!Pflegt weiter eure Traditionen und eure Arbeit mit dem Nachwuchs!