Eine Dekade „MFG“: Marguerite Friedlaender Gesamtschule hat ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert
Am Freitag die Marguerite Friedlaender Gesamtschule (MFG) in Halle (Saale) ihr 10-jähriges Bestehen gefeiert. In der vor vier Jahren eröffneten neuen Aula kamen Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern, ehemalige Mitglieder und Gäste zusammen, um ein Jahrzehnt Schulgeschichte Revue passieren zu lassen und gleichzeitig einen Blick in die Zukunft zu werfen. Es gab auch ein kleines Rahmenprogramm mit Musik und Tanz.
Eine Schule im Aufbau: Von 100 Schülern zur vierzügigen Gesamtschule
Die Gründung der MFG war ein langer und teils umstrittener Prozess. Nicht alle Stadträte waren von der Idee überzeugt, eine weitere Integrierte Gesamtschule in Halle zu etablieren. Doch zum Schuljahr 2015/16 ging die „IGS 2“ schließlich an den Start – mit 100 Schülern und sieben Lehrkräften, zunächst noch im Gebäude der Grundschule Südstadt. 2019 folgte der Umzug in das benachbarte Schulgebäude in der Ingolstädter Straße, das zuvor von der Sprachheilschule genutzt worden war. Gleichzeitig erhielt die Schule ihren heutigen Namen: Marguerite Friedlaender Gesamtschule. Unterstützt wurde die Einrichtung von einem aktiven Schulförderverein, der sich etwa bei der Schulhofgestaltung engagierte. Heute ist die MFG eine vierzügige Gesamtschule mit rund 700 Schülerinnen und Schülern, von den Jahrgängen 5 bis 11, sowie mit Kooperationen für die Klassen 12 und 13. Die Schülerschaft setzt sich aus Kindern mit Gymnasial- und Sekundarschulempfehlungen sowie aus Schülern im Gemeinsamen Unterricht mit Förderschwerpunkt zusammen. Der Lehrkörper besteht aus rund 70 Lehrerinnen und Lehrern unterschiedlicher Schulformen. Zudem werden die pädagogischen Teams von Studierenden der Martin-Luther-Universität, einer pädagogischen Mitarbeiterin, einer Beratungslehrkraft und drei Schulsozialarbeiterinnen unterstützt.

Die Vision: Bildung mit Herz, Verstand und Persönlichkeit
Schulleiterin Romina Altenburg betonte in ihrer Ansprache die Vision, mit der die Schule vor zehn Jahren startete: “Einen Ort zu schaffen, an dem junge Menschen nicht nur Wissen erwerben, sondern auch ihre Persönlichkeit entfalten und Verantwortung für sich und andere übernehmen.” Tag für Tag arbeite man daran, diese Vision mit Leben zu füllen. Altenburg beschrieb das Lehrerkollegium als eine Gemeinschaft, die sich immer wieder die großen Fragen stellt: “Was ist gute Bildung? Was brauchen unsere Schülerinnen und Schüler, um sich zu entwickeln? Um die Welt von morgen mitzugestalten?” Das vielfältige Bildungsangebot der MFG reiche weit über den Unterricht hinaus, betonte Altenburg. Besonders hervorhob sie den Ganztagsbereich mit künstlerischen, naturverbundenen, sportlichen und unterstützenden Angeboten. “Manchmal müssen wir gemeinsam viele Steine aus dem Weg räumen. Bevor lernen überhaupt möglich wird. Das ist anstrengend, für die Kinder, für die Familien, für uns als Schule.”
Beziehungen als Fundament
Für Altenburg sind die gepflegten Beziehungen zwischen Lehrkräften, Schülern und Eltern das Herzstück der Schule: “Geprägt von Ehrlichkeit, Transparenz und Augenhöhe. Wir hören einander zu. Nehmen uns ernst. Entwickeln Verständnis füreinander. Das ist unser Fundament. Deshalb fühlen sich viele so unterschiedliche Menschen bei uns wohl und bringen sich ein. Oft weit über das Übliche hinaus.” Viele Kolleginnen und Kollegen engagieren sich zudem über den regulären Unterricht hinaus, bringen Hobbys ein oder unterrichten Fächer, die sie nicht studiert haben. Projekte wie Jugend debattiert, Theater, Chor, Sprachen, Kulturreisen, Tanzprojekte, Keramik oder Skilager seien Ausdruck dieser lebendigen Schulkultur. “All das macht unsere Schule lebendig. Diese Echtheit spüren unsere Schülerinnen und Schüler. Sie erleben uns nicht nur als Lehrkräfte, sondern als Persönlichkeit.” Trotz der Erfolge betonte Altenburg, dass die Schule weiterhin vor neuen Aufgaben stehe. Digitalisierung, Nachhaltigkeit, gesellschaftlicher Zusammenhalt und sich verändernde Bildungsanforderungen stellten neue Herausforderungen dar. Die MFG wolle sich diesen Themen mit Mut, Kreativität und Herz stellen, „ganz im Geiste von Marguerite Friedlaender.“
Schülerperspektive: Engagement, Gemeinschaft und Erinnerungen
Auch die Schülerinnen und Schüler kamen zu Wort. Die Schülersprecher Jan und Melissa erinnerten an Erreichtes: moderne Sitzmöglichkeiten auf dem Pausenhof oder Demonstrationen für den Aula-Neubau auf dem Marktplatz. Melissa blickte zurück: “Unsere bisherigen 6 Jahre vergingen wie im Flug, was auch an unserer wirklich tollen Klasse lag, mit der wir jeden Tag durch viele Höhen und Tiefen gegangen sind.” Jan sprach die Corona-Zeit an: “Diese Zeit war für die Lehrer und Schüler und die gesamte Gesellschaft eine sehr große Belastung.” Melissa ergänzte, dass es trotz Maskenpflicht und Hygieneregeln auch lustige Momente gab – etwa Videocalls, in denen Lehrer rausflogen und sich nicht wieder einloggen konnten. Schließlich ging es auch um die Zeit nach der Schule. Jan und Melissa berichteten von Berufsmessebesuchen und Praktika. Beide hoben hervor, dass sie in den vergangenen Jahren nicht nur schulisches Wissen, sondern vor allem soziale Kompetenzen wie Zusammenhalt, Freundschaft und Durchhaltevermögen gelernt hätten.
Marguerite Friedlaender: Namensgeberin und Vorbild
Marguerite Friedlaender war eine anerkannte und preisgekrönte Keramikerin. Ihre Ausbildung begann am Bauhaus und setzte sie an der Burg Giebichenstein fort. Sie musste aufgrund politischer Umstände mehrmals beruflich und privat von vorne anfangen, fand aber stets Kraft und Halt in ihrer Arbeit. Sie entwickelte die „Hallesche Form“ ihrer Keramik, setzte sich in einem männlich dominierten Berufszweig durch und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem auf der Pariser Weltausstellung 1937. Die Schule will mit der Namensgebung ein Denkmal für diese Künstlerin setzen und ihr Wirken im Schulalltag lebendig halten.
Das Jubiläum wurde im Aula-Neubau gefeiert, der vor vier Jahren eröffnet wurde. Auch um diesen Bau hatte es lange Diskussionen gegeben, einschließlich Vorwürfen, die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Bernd Wiegand habe das Projekt verzögert. Heute bietet die Aula einen modernen Rahmen für Veranstaltungen und Schulgemeinschaftsleben und symbolisiert die fortwährende Entwicklung der MFG.











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