Volkspark in Halle (Saale) kann für 7,1 Millionen Euro saniert werden: Bewilligungsbescheid vom Bund ist da
Es ist eine Nachricht, die die Kulturlandschaft Halles aufatmen lässt: Die Gesamtfinanzierung für die umfassende Sanierung des Volksparks ist gesichert. Mit dem kürzlich eingegangenen Bewilligungsbescheid des Bundes über 3.551.000 Euro steht die beeindruckende Summe von insgesamt 7,1 Millionen Euro bereit. Diese Mittel, die aus Töpfen des Bundes, des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle (Saale) stammen, markieren den Startschuss für eine der bedeutendsten Kulturinvestitionen der vergangenen Jahrzehnte. Der Volkspark ist nicht nur irgendein Gebäude; er ist ein prägendes Jugendstil-Denkmal von nationaler Bedeutung, ein Zeugnis der Stadtgeschichte und seit über einem Jahrhundert ein dynamischer Ort der Begegnung. Die bevorstehende denkmalgerechte und energetische Erneuerung soll sicherstellen, dass dieses emotionale Herzstück Halles auch für die kommenden Generationen erhalten bleibt.
Ein Haus, das Halle seit 1907 bewegt
Um die Bedeutung der nun gesicherten Sanierung zu ermessen, muss man in die Geschichte des Gebäudes am Weinberg zurückblicken. Im Jahr 1907 wurde der Volkspark als Versammlungs- und Kulturhaus der halleschen Arbeiterschaft errichtet. Er war von Beginn an ein Statement – architektonisch in der prachtvollen Form des Jugendstils, und ideologisch als offener Ort.
Schnell entwickelte sich das Haus zu einem zentralen Knotenpunkt für Kultur, politische Bildung und gesellschaftliches Miteinander. Hier fanden die wichtigen Gewerkschaftsversammlungen statt, die die soziale Geschichte der Stadt prägten, aber auch ausgelassene Tanzabende, Konzerte, Lesungen und Feste. Der Volkspark war stets mehr als nur eine Immobilie; er war ein Resonanzraum für die Anliegen und die Freude der Menschen. Nach der Wende und der Rückübertragung an die SPD wurde das Denkmal im Jahr 2010 in die Hände eines gemeinnützigen Vereins übergeben. Seitdem trägt der 2004 von engagierten Bürgerinnen und Bürgern gegründete Volkspark Halle e. V. die Verantwortung für den Erhalt und die Weiterentwicklung dieses einzigartigen Kulturerbes.
Die Kiebitzensteiner, die Kita und die Burg-Galerie
Heute präsentiert sich der Volkspark als ein lebendiges, facettenreiches Kulturzentrum, das ein breites Spektrum an Nutzern und Angeboten unter seinem historischen Dach vereint. Diese Diversität ist der Schlüssel zu seiner anhaltenden Vitalität. Hier treffen die Kunst und der Nachwuchs der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in ihrer Galerie auf die spitzen Zungen des Kabaretts „Die Kiebitzensteiner“. Gleichzeitig beherbergt das Haus eine Kindertagesstätte, was den Volkspark im wahrsten Sinne zu einem Ort macht, an dem alle Generationen zusammenkommen. Von Weiterbildungen über Ausstellungen, Workshops, Konzerte und Lesungen bis hin zu Tanzveranstaltungen, Tagungen und privaten Feiern: Der Volkspark ist ein täglich genutzter Ort, dessen Türen für unterschiedlichste Anlässe offenstehen. Der Volkspark Halle e. V. hat sich in den letzten Jahren als wichtiger Kulturakteur etabliert, der das Gebäude nicht nur schrittweise saniert, sondern es vor allem offen und zugänglich hält.
Die Notwendigkeit der 7,1-Millionen-Kur
Mehr als ein Jahrhundert intensiver Nutzung ist eine stolze Bilanz, hat aber unweigerlich seine Spuren hinterlassen. Die nun anstehende Generalsanierung ist kein Luxusprojekt, sondern eine dringende Notwendigkeit, um das Denkmal langfristig zu sichern und es zukunftsfähig zu machen.
Die zentralen Herausforderungen:
Energetik und Lüftung: Dächer, Fassaden und die gesamte Haustechnik entsprechen nicht mehr modernen, geschweige denn effizienten Anforderungen.
- Denkmalpflege: Da das Gebäude so besonders ist, muss jede Veränderung extrem behutsam und in enger Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden erfolgen.
- Barrierefreiheit: Der Zugang zum Großen Saal und anderen wichtigen Bereichen muss modernisiert werden, um allen Besuchern die Teilhabe zu ermöglichen.
- Sicherheit und Betriebssicherheit: Brandschutzmaßnahmen und die Instandsetzung von Abdichtungen sind essenziell, um den laufenden Veranstaltungsbetrieb langfristig und sicher gewährleisten zu können.
- Die Sanierung sorgt also im Kern dafür, dass Energie effizienter genutzt wird, die historische Substanz bewahrt bleibt, Barrierefreiheit geschaffen wird und die Zukunftsfähigkeit des Hauses gesichert ist.
Die wichtigsten Bausteine der Erneuerung bis 2030
Die Sanierungsmaßnahmen sind auf den Erhalt des gesamten Ensembles und seine langfristige Nutzbarkeit ausgerichtet. Die Planer konzentrieren sich auf die Substanz und die Infrastruktur:
- 1. Hüllen-Sanierung und Energie-Upgrade
Die denkmalgerechte Sanierung der Dächer und Fassaden steht im Mittelpunkt. Hierbei wird größter Wert auf den Erhalt der einzigartigen Jugendstilornamentik gelegt. Parallel dazu erfolgt die energetische Ertüchtigung der Gebäudehülle und die Erneuerung der Haustechnik. Dies umfasst den Einbau einer zeitgemäßen Lüftungsanlage sowie die Instandsetzung von Abdichtungen. - 2. Barrierefreiheit und Logistik
Ein wichtiger Schritt zur vollen Inklusion ist der geplante neue funktionale Anbau. Dieser wird einen Kombi-Personen- und Lastenaufzug beherbergen, der den barrierefreien Zugang insbesondere zum Großen Saal sicherstellt. - 3. Der Große Saal: Ein akustisches Juwel
Der Große Saal ist berühmt für seine herausragende Akustik – ein Schatz, den es unbedingt zu bewahren gilt. Daher werden die Veränderungen in diesem Bereich nur minimal und mit größtem Bedacht erfolgen, um seinen besonderen Klang und seinen einzigartigen, historischen Charakter zu erhalten. - 4. Die Keller-Vision
Perspektivisch gibt es Pläne, die historischen Kellerräume behutsam wiederzubeleben. Hier könnte ein Musikkeller mit kleinem Barbetrieb entstehen, der dem Haus eine zusätzliche, intime kulturelle Spielstätte hinzufügen würde.
Sanieren im laufenden Betrieb: Das Halle-Miteinander
Eine besondere Herausforderung des Projekts ist die Logistik. Da der Volkspark seine Betriebskosten seit vielen Jahren eigenständig erwirtschaftet, kann das Haus nicht einfach geschlossen werden. Die Sanierung erfolgt daher im laufenden Betrieb. Die Arbeiten werden gestaffelt durchgeführt und sollen bis zum Jahr 2030 abgeschlossen sein. So kann das kulturelle Leben im Volkspark weitgehend ohne Unterbrechung weitergehen. Die Freude beim Trägerverein über die gesicherte Finanzierung ist enorm und geht über die reinen Zahlen hinaus. Der Verein betonte, dass die Unterstützung des Bundes mit 3,55 Millionen Euro ein starkes Signal sei: Kulturorte wie der Volkspark sind wertvoll. Sie stärken das Miteinander, prägen die Stadt Halle und schaffen Gemeinschaft. Durch die umfassende Erneuerung wird das Haus wieder vollumfänglich von den Menschen in Halle und der gesamten Region genutzt werden können – als emotionales Herzstück, als nationales Denkmal und als lebendiges Zentrum für Kultur und Begegnung.










1. Städtebaulich und denkmalpflegerisch wäre es am besten wenn die Außenfläche und der Biergarten vor der Hauptfassade endlich frei zugänglich wären und forumsartig geföffnet würden, so dass ein Treppensteigen zukünftig entfallen könnte, dass wäre sehr sehr wichtig und würde insgesamt ein schöneren Eindruck machen!
2. Ursprünglich waren die Jugendstilornamente von 1907 blattgoldenfarbig ausgestaltet, sodass die zuständige Denkmalbehörde hier hoffentlch den historisch korrekten Urzustand beauflagend anordnen lässt.